Jetzt oder Nie! – Über den nächsten und vielleicht letzten 1. Mai

So fing alles an
Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten

In wenigen Wochen wiederholt sich in Berlin ein Ritual zum 30. Mal, dass in den letzten Jahren derart unausstehlich wurde, dass die steigenden Zahlen der Teilnehmer*innen nur als logische Konsequenz schlechter Berliner Party (Un)kultur verstanden werden können, die Demonstration zum 1. Mai, fälschlicherweise unter dem Titel „Revolutionär“ beworben.

 

Waren die Richtungsstreits und Debatten, auch um kleine Details, nach dem ersten großen Knall 1987 und zwei Jahre später absolut notwendig und bis heute immer noch Lehrbeispiele für Aufstandsbekämpfung und Organisierungsfragen, hatten die Konflikte um die RIM oder die ideale Route in den 90er Jahren noch eine über den Tag hinausgehende Bedeutung, ist das Ereignis in den letzten Jahren doch zu einer sehr seichten Angelegenheit verkommen.

Weltweit dürfte keine weitere linksradikale Szene existieren, die ähnlich paradox an einem Ritual der eigenen Konzeptlosigkeit festhält, wie die Berliner am 1. Mai.

 

Ohne einen Hehl daraus zu machen, dieser Text kommt aus der anarchistischen Ecke, richtet sich aber nicht gegen die linken, kommunistischen, antiimperialistischen oder antifaschistischen Gruppen an sich, die in den letzten Jahren die Vorbereitung der Demonstration übernommen haben, denn ihrer inhaltlichen Armut, die sich auch auf der Straße niederschlägt, hatten wir nichts hinzu zu fügen.

 

Der 1. Mai in der letzten Phase und auch der Tag davor, waren oft ein kompromisslerisches, legalistisches Buhlen um Einfluss, der an der Anzahl der Beine festgemacht wurde, die hinter irgendwas herlaufen. Die militante Folklore wurde dabei zunehmend bedeutungsloser, während sich Politiker*innen, Presse und Geschäftemacher*innen einen Ast über unsere Beliebigkeit freuten. Unreflektiert wirkt der Paradigmenwechsel der Walpurgisnacht – von „Es muss auf jeden Fall was passieren“ am Boxi, zu „Es darf auf keinen Fall was passieren“ in Wedding.

 

Inhaltliche Wirrungen begleiteten Vorbereitung und Durchführung dieser Demonstration in einem Ausmaß, das Viele daran zweifeln ließ, auf welchen Ursprung alles zurück geht; als „Revolutionär“ galten dem 1. Mai Bündnis dabei Demos zum Brandenburger Tor, das Aufbrechen leerer Kaufhäuser, Spontis zwischen Bratwurstständen und (Regierungs)Parteien wie Syriza oder DKP, diverse Gewerkschaften oder Stalinoprojekte, die alles andere als eine Revolution = unfreiwilliger Machtverlust der Herrschenden, wollen.

 

Spätestens seit etwa 2005 lieferten sich der Bezirk Kreuzberg, zusammen mit dem Senat und den Bullen unter dem Label Myfest, einen bizarren Wettlauf mit dem linksradikalen Bündnis, wer die meisten Besoffenen, Touris und Mitläufer*innen mit den hohlsten Parolen durch 36 dirigieren kann. Dabei sind alle Grenzen verschwommen, Jugendliche warfen in dem einen Jahr Steine und halfen im nächsten Jahr als Myfest Ordner den Bullen, Idioten bepöbelten die Spontis weil diese ihr Konzert störten um dann etliche Bier später Flaschen auf Bullen zu werfen. Ehemalige Autonome, Hausbesetzer*innen und Antifas beteiligten sich am Myfest, dass zwar immer rigider mit den Anwohner*innen umspringt, aber trotz seiner gewaltigen Kotze und Pisse Pfützen und diversen Schlägereien immer noch lieber in Kauf genommen wird, als Steine die auf Wannen regnen.

 

Ist das wirklich so? Scheinbar ja, denn jedes Jahr aufs Neue erklären dir die immer gleichen Aufrufe die böse Welt des Kapitalismus, bei dem dann die „Revolution“ angemeldet wird. Geht halt nicht anders, versuchten uns die Gruppen einzureden, die eigentlich gar keine Gruppen sind, sondern sich als fast einzige Beschäftigung im Jahr dieses Datum ausgesucht haben.

Dabei leben in Berlin einige Hundert, vielleicht einige Tausend Menschen, die bereit sind dem System die Zähne zu zeigen, die nur darauf warten, dass es losgeht. Die dem ganzen Geschwafel vom Proletariat, Prekariat, Insurrektionalismus etc. nichts abgewinnen können.

 

Die Berliner Gruppen, die Szene, muss sich auch mal entscheiden, es lässt sich nicht etwas im 30. Jahr immer noch „revolutionär“ nennen, was nur reformistisch ist. Diese Demo führt den Klassenkampf ständig im Mund, jedoch die einzigen, die ihn betreiben sind die Eliten. Einmal nur die Angst verlieren, eine revolutionäre 1. Mai Demonstration ohne Anmeldung und das ganze Partytruck-Spektakel zu machen, kann schon etwas revolutionär sein.

 

Der Trend der letzten Jahre muss jetzt gestoppt werden. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass nochmal ein Trottel wie Werthebach Innensenator wird und die Demonstration verbietet. Wenn der 1. Mai 2017 so wird wie die letzten Jahre, wird es kein 31. Mal mehr geben. Wir sollten uns nichts vormachen, es wird den Kreuzberger Aufstand von 1987 nicht mehr geben, weil die Bevölkerung in diesem Kiez zu großen Teilen ausgewechselt wurde. Trotz Unterstützung durch nicht wenige Menschen, sind wir in Kreuzberg inzwischen marginalisiert, nicht nur durch zugezogene Yuppies sondern auch durch die geschickte Politik der Bullen, denen es gelang Leute im Kiez umzudrehen. So fordert seit Jahren ein Lokalbetreiber und ehemaliges Mitglied von Antifa Genclik mehr Bullen, Kameras und Wachschutz am Kotti und steht damit nicht isoliert da.

 

Einige Anwohner sind gerne Teil des neuen Überwachungslabors von Bullen und BVG. Auch die Gruppen, die jedes Jahr am 1. Mai den Kiez für sich reklamieren sind dort sonst kaum präsent. Wir sind ebenfalls kaum dort tätig weil uns die Ansätze fehlen und keine Sympathien für den Retro Style, brennende Luxuskarren und hinterhältige Angriffe auf Bullen, sichtbar sind.

 

Es kann am 1. Mai nur noch darum gehen, jenen Menschen einen Rahmen anzubieten, in dem sie sich zusammenfinden können, die die Notwendigkeit einer Verbindung von lokalen und globalen Kämpfen erkannt haben und daraus einen praktischen Widerstand ableiten. Ob das unbedingt eine Demo sein muss, in der die Hälfte der Leute mit dem Handy filmt oder Fahrräder schiebt, ist zweifelhaft.

Dieser Rahmen kann vielfältig sein, jetzt wo auch die Luft im Reichenberger Kiez dünner wird, sind ja auch erste Ansätze davon erkennbar, die nicht künstlich wirken. Die Fixierung auf das Gebiet von Kreuzberg 36 hat uns in den letzten Jahren sicher nicht die Räume eröffnet, die Notwendig sind um den modernen Arbeitsweisen der Berliner Bullen entgegen halten zu können.

 

Wenn das im 30. Anlauf nicht möglich ist, braucht die linksradikale oder antiautoritäre Szene dieses Ritual nicht mehr. Das Kokettieren mit Straßenschlachten, die man eigentlich gar nicht will und deren Unfähigkeit ein Teil der Szene und diverse 1. Mai Bündnisse bewiesen haben, schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit sondern ist nicht mehr als eine willkommene Trainingseinheit für die Bullen vor dem G 20 in Hamburg. Der Sommer 2017 könnte eine Phase andauernder Scharmützel mit den Bullen werden, Gelegenheiten wie den 1. Mai oder im Juli in Hamburg gibt es genug. Und sie lassen sich jederzeit selbst schaffen – durch die Verbindung von widerständigen Perspektiven einer sich erneut organisierenden Bewegung mit den Utopien derer, die den Kopf nicht beugen vor den Unerträglichkeiten dieser Gesellschaft. Ein Sommer mit so vielen Überstunden für die Bullen, dass sie mit ihren Stiefeln und ihrer Einsatzunterhose verwachsen und ihre sozialen Beziehungen kaputt gehen, damit sie im Winter als Medikamentensüchtige Frührentner aus dem Dienst ausscheiden.

 

Aber es kann auch ein Sommer der Schafherden werden, die artig hinter dem Kontakt-zum-Veranstalter-Bullen schleichen. Über diese Fragen wird schon lange in den unruhigen Milieus auf der ganzen Welt geredet, niemand soll sich in Zeiten des Internet hinter Unwissenheit verstecken können, wie es die NAO vor zwei Jahren mit ihrem lächerlichen 1. Mai Aufruf „Berlin, Athen, Kobane: Die letzte Schlacht gewinnen wir“  machte und deren Guru und Demoanmelder sich inzwischen als  Verteidiger von Sarah Wagenknecht verdient.

 

Es wird keine Revolution in Deutschland geben, weder am 1. Mai noch sonst. Uns geht es darum im Fall einer unerwarteten Revolte oder Spannung handlungsfähig zu sein oder eine Krise anzuheizen. Das Bewusstsein für Selbstermächtigung im Alltag durch Momente kollektiver Wutausbrüche zu schärfen. Dafür ist der 1. Mai ein Vehikel. Ohne Wut gibt es keine Aussicht auf Veränderung und die vorherrschende Stimmung der letzten Rituale war eher Selbstzufriedenheit.

 

Autonome Gruppen

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Irgendwann ist echt auch mal gut mit diesen jammer Artikeln von "Menschen aus der Anarcho Ecke" die von nix ne Ahnung haben sich aber ständig wichtig genug fühlen ihre "ich lauf doch nicht neben der und der Fahne Artikel" rauszuhauen und daraufhin erwartet das alle anderen ihnen den Kopf trätscheln und sich bitterlich entschuldigen und zukünftig immer mitdiskutieren ob sich Heinz aus der Anarchoecke auf der Demo noch wohlfühlen würde.

 

Organisier dich oder geh zurück an den Tresen und erklär allen die Welt. *kotz*

kannst du bitte die nachbereitungstexte vom 1. mai 2016 und 2015 verlinken, damit auch andere an den erfolgen dieser veranstaltungen teilhaben können?

..ist auch längst bekannt das die demo nicht angemelet wird. Achso und lies mal ein Buch anstatt ir Riotporn reinzuziehn, Genosse.

gibts dazu infos?

Vielleicht lesen Leute künftig Veröffentlichungen zum vergangenen und kommendem Geschehen bevor sie unsolidarische Texte verfassen.

 

Text zu gescheiterter Besetzung am 1.Mai 2015,  auf die oben abfällig bezug genommen wird: "als „Revolutionär“ galten dem 1. Mai Bündnis dabei Demos zum Brandenburger Tor, das Aufbrechen leerer Kaufhäuser, (...)"

http://radikalepyztglqt.onion/blog-posts/stellungnahme-1mai-2015 (Link nur mit Tor aufrufbar)

 

Und zur Anmeldung und damit dem Hauptinhalt des Textes ("die „Revolution“ angemeldet wird") z.B.:

https://youtu.be/g2C4e4Raixc

von den leuten der organisierenden gruppen und den kommentaren über mir ist, dass sie weder sich theoretisch noch praktisch im letzten jahrzehnt weiterentwickelt haben - was nicht heißt, dass das unbedingt bei den autonomen der fall ist - aber im gegensatz zu den paar gruppen jenseits von IL & Co. reisen autonome viel zu anderen kämpfen und orten und haben daher n vorstellung was alles möglich ist -  paris, no tav, athen, zad. checkt mal aus die welt ist groß und außerhalb von der brd gibts niemanden der wie bei blockupy 18märz rumheult wenn n bushalte stelle kaputt geht: urbanresistance.noblogs.org

 

im gegenteil es gibt sogar bei einigen einverständnis dafür wir räume repressiv mittels architektur gestaltet werden, aber ach...

 

in frankreich übrigens gibts über die noi travel kämpfe, der demütigung von theo bishin zudem projekt generation ungouvernable gerade einiges das zeigt wie es sein könnte.

so und jetzt mal lieb durch den wedding spazieren am 30 april

fahrt lieber nach halle und zeigt den faschos wo der hammer hängt, berlin ist seit jahren nur noch saufen und feiern!

gibt es denn entsprechende Strukturen und Demos zu planen, Aktionsaufrufe zu verfassen oder Anlaufstellen für dezentrales Handeln. Daher Recherche zur örtlichen Organisation von IB/"Kontrakultur" und Brigade Halle (ich denke auf diese willst du hinaus)?

Das du scheinbar ganz ernsthaft denkst du könntest aus 10 Zeilen auf die entwicklung von Menschen in ihrem letztem Jahrzehnt schließen. Im ernst? WTF? Das ist keine solidarische Kritik das ist nur dumm. Schau dir doch einfach mal an welche Gruppen am 1. Mai beteiligt waren und was diese Gruppen alles gemacht haben in den letzten 5 Jahren. Diese Arroganz ist so heftig dumm.

Was haben sie alles gemacht, dass diese Kritik arrogant ist?

Schau doch selber haben ja alle internetseiten.

Die Liste wär zu lang zum aufschreiben.

der hat auch immer Antworten wie diese gegeben. Wozu gibts die Kommentarfunktion bei Indymedia oder überhaupt Gegeninfoseiten? Reicht doch Google für jede Frage. Also dann Google ich mal: "Was haben die 1. Mai Bündnisse alles vollbracht, was sie gegen Kritik imun macht?" Interessant was raus kommt, probiers doch auch mal.

Bitteschön: https://erstermai.nostate.net/wordpress/?page_id=75

Da hast du alle aufgelistet.

 

Wieso gegen Kritik immun gemacht? Bitte Bitte geh doch einfach auf die entsprechenden Veranstaltungen die sind doch zum diskutieren da weiter oben wurde ein Aufruf dazu gepostet. Es gibt auch linksunten Texte nach dem 1. Mai 16 die die Probleme öffentlich Diskutieren.

In Frankreich, Italien und ganz besonders Griechenland ist der Support der Bevölkerung ein völlig anderer. Hier prügelt jeder lieber gemeinsam mit der Bild auf streikende LokführerInnen ein weil für 5 Tage mal die Züge nicht oder nur unregelmäßig fahren, in Italien und Griechenland heißt die Losung da Generalstreik aus Solidarität!

Und solange diese Rückendeckung fehlt, gibt es auch keine Revolution, weil keiner (verständlicherweise!) Bock hat, mit 100-1000 allein gegen 10.000 und mehr Bullen zu kämpfen und für nix und wieder nix auf potentiell Jahrzehnte in den Bau zu fahren.

Guck dir allein mal den Vergleich mit Frankreich an: Vier Bullen vergewaltigen eine PoC und das halbe Land brennt. Und hier werden bei jeder Demo Leute teils krankenhausreif geprügelt, von den Bullen im Knast abgefackelt (R.I.P. Oury Jalloh!), und die vereinte Welt aus Medien und Bevölkerung juckt es keinen Deut.

Die deutsche Linke war im internationalen Kontext schon immer eher konterrevolutionär orientiert. Damit ist sie im stillen Einverständnis mit der deutschen Mehrheit, die sogar im Gegenteil zum Faschismus abbiegt, wenn sie kann. Das Problem der deutschen Linken ist also nicht der mangelnde Rückhalt in der Bevölkerung, sondern die Einigkeit mit dieser im Falschen.

wenn man mit niemandem spricht kommen dabei solche texte raus. inhaltlich kann ich das meiste ja teilen, aber viel mehr als indykommentare lesen scheint an komminkation vor dem verfassen ja nicht gelaufen zu sein.

Ein wenig komisch ist es schon, dass es offenbar einen "autonomen" Zusammenhang geben soll, der noch nicht mitbekommen hat, wie der diesjährige 1. Mai in Berlin diskutiert wird. Entweder, ihr habt zu niemandem außer euch selbst irgendeinen sozialen oder politischen Kontakt oder das ist ein Bullen-Text, um an Infos zu kommen. Mehr Möglichkeiten gibts einfach nicht.

..  Gruppen die sich absolut nie auf irgendein Treffen setzen und anonym Artikel raushauen die dermaßen merkwürdig und undifferenziert sind. Ähnliches ist bei der nach der Antifa demo vom RedStuff passiert und auch mit einem "mobi Video" vor der langen Woche der Rigaer Straßen in dem eine Politikerrede mit Hitlerreden zusammengeschnitten wurden.  Ich vermute das sind Gruppen von Menschen die sich gegenseitig ihre Meinung bestätigen, eigentlich ehr Konsumenten von solchen Veranstaltungen sind und nun das Netz habe um ihren Müll rauszuhauen. Muss Mensch wohl mit leben.

So uninformiert der Artikel oben daherkommt, was haben deine Beispiele denn bitte mit irgendwas zu tun?

nämlich das du dich darüber ärgerst dass deine super geheime info über den 1.mai nicht fünf vor zwölf als erstes rauskommt, weil hier einige fragen aufgemacht werden.

hier werden keine fragen aufgemacht, sondern sachen in den raum gestellt die erahnen lassen das das interesse einen text zu schreiben größer war als diskussionen zu führen (und dann einen zu schreiben). wer ein problem mit besetzungsversuchen hat kann gerne zuhause bleiben. danke.

Der Text ist kritisch und selbstkritisch. Aber er fordert dich nicht auf eine Info ins Netz zu stellen, die bis jetzt nicht online war. Warum gehst du nicht auf den Inhalt ein sondern prahlst mit deinem angeblichen Insiderwissen? Habt ihr schon ein Call Center um die ganzen Comments zu verfassen?

Was für ein Schwachsinn, weder kann der 1.Mai als Datum getilgt werden, noch wird er als Kampftag der arbeitenden Menschen abgeschafft werden können. Eine solche Äußerung sagt aber eine Menge aus, über die Verfasser und grosse Teile dessen was sich in diesem Land als Linke begreift.

Satt und selbstzufrieden blicken nicht wenige der „Genossen“ voller Verachtung auf den arbeitenden Teil der Bevölkerung. Von dem eigentlichen Inhalt und Anlass für den Kampftag 1.Mai, haben viele Leute scheinbar noch niemals etwas gehört.

Der Imperialismus hat es sich ja auch was kosten lassen, von revolutionären Inhalten abzulenken. Und so ist ja seit einigen Jahren feststellbar, das diese Berliner 1.Mai-Demo zwar immer grösser wird, aber dies scheint nicht wenig dem Umstand geschuldet, das in dieser Demo immer mehr vollgesoffene oder Rauschgiftbedröhnte Leute mitlatschen, den Schwaden von Rauschgiftdüften kann man sich ja kaum entziehen. Das Abenteuerlustige Touristengedöns rundet das negative Bild dann noch ab.

Wo ist das Interesse für die Nöte immer größer werdender Teile der Bevölkerung, wo ist der Ansatz dafür, insbesondere die arbeitende Bevölkerung gegen die kapitalistische Ausbeutung zu mobilisieren und zu organisieren.

Aber wen wundert es, wenn sogar kommunistische Gruppen ein recht skurriles bis fragwürdiges Verhalten an den Tag legen. Die Gruppe Arbeitermacht hält es für ganz wichtig, sich in Arbeiterinnenmacht umzubenennen und sich als Marxisten-Leninisten verstehende Genossen lassen plötzlich Ulrike Meinhof und damit die sogenannte RAF wieder hochleben, dieses Konstrukt des kapitalistischen Staatsapparates. Von dem Gedöns das sich als Antideutsche versteht ganz zu schweigen. Wie so etwas sich überhaupt in linken Kreisen tummeln durfte, ist ja nicht nachzuvollziehen.

Schlechte Voraussetzungen für den Teil der Bevölkerung der auch jetzt schon nach Wegen sucht, seine Wut und Empörung umzusetzen. Und so wie es aussieht wird diese Situation wohl auch noch eine Weile anhalten, zumindest in dieser versifften Stadt Berlin.

Aber der Kampf lebt und geht selbstverständlich weiter, vielleicht nicht so bald in Berlin, aber international auf jeden Fall. Denn der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit ist ja eindeutig nicht gelöst. In Indien haben im letzten Jahr an einem Streik 160 Millionen Kollegen teilgenommen, das ist doch mal was.

Vielleicht sollte man sich auch hier in diesem Land wieder mal auf die wesentlichen gesellschaftlichen Widersprüche besinnen, dann klappt es auch wieder mit der 1.Mai-Demo und wahrscheinlich mit noch viel mehr.

Nicht jede Militante Aktion ist revolutionaer und nicht jede revolutionaere Tat militant!

Also, wenn wir tatsaechlich nach vorne gehen wollen, eine andere perspektive schaffen wollen und revolution machen wollen, dann sollten wir anfangen uns in den Strassen, Vierteln, Betrieben und im Alltag wieder einzumischen und zu verankern. Den Alltag den Menschen aufgreifen, soziale Missstaende angehen und wieder an die Klasse oder wahlweise die Menschen herankommen.Duerfen keinen falschverstanden internationalismus betreiben, der sich nur fuer die Probleme an allen Orten der Welt interessiert aber nicht fuer die vor Ort, sich nur mit Rojava, Syrien, USA, Russland und Afrika beschaeftigt. So kommen wir nicht voran. Wir muessen mit der sozialen Frage wieder in die Offensive kommen!

Wenn wir es schaffen unsere Inhalte zu verbreiten und sogar einen Rueckhalt damit finden haben wir einen ersten Schritt geschafft. Koennen uns Rueckzugsraeume schaffen, eine tatsaechliche Gegenmacht aufbauen. Es geht darum gesellschaftliche Auseinandersetztungen zu gewinnen. Militanz ist dabei ein strategisches und Taktisches Mittel und nicht mehr oder weniger! Revolutionaer ist alles was unseren Kampf staerkt und uns voran bringt.

Aber dass dumme gerede, in dem es um nichts anderes geht als Militanz, kann ich nicht mehr hoeren. So verkommt Militanz zum selbstzweck und wir als einzig zulaessiges Mittel als Revolutionaer dargestellt.

Nichts wird am diesjährigen 1. Mai anders laufen als in den letzten Jahren. Das Fest und die Demo sind Politik als Event und Folklore, also praktisch entpolitisiert und kommerzialisiert. Vermeintlicher Antikapitalismus als kapitalistisches Produkt & Ware, dafür steht Berlin heute. Und ja, das ist wirklich peinlich in Anbetracht dessen was mal war. Der 1. Mai dient heute dazu Turisten anzulocken, Hotelkassen zu füllen und als Imagekampagne für's Stadtmarketing. Für Revolte hingegen fehlt es an den entsprechenden Leuten, die sind weggezogen oder haben es sich im gentrifizierten Scheißkiez gemütlich gemacht. Berlin ist tot, irrelevant geworden, die wichtigen Kämpfe werden heutzutage woanders geführt. Fahrt nach Paris, Athen, Istanbul oder sonstwohin...

Die sog. Revolutionäre 1. Mai-Demonstration ist generell zu kritisieren. Mag sie vor Jahrzehnten noch das Potential des spontanen Ausdrucks tatsächlich widerständiger Regungen innegehabt haben, die sich in der kollektiven Missachtung des staatlichen Gewaltmonopols und in tatsächlich sehr unterstützenswerten Aktionen wie der Plünderung von Supermärkten gezeigt haben mag, so ist sie heute nichts weiter als ein ritualhafter Wanderzirkus der regressivsten linken Gruppen in Berlin. Der professionelle linke Politikbetrieb hat sich diesen Tag angeeignet und wiederholt jährlich den immergleichen Jahrmarkt, auf dem sich die verschiedenen Akteure inszenieren.

 

Die Demonstration selbst ist ein Großevent, bei dem über die durch hohe Teilnehmer_innenzahlen erzeugte Illusion, die radikale Linke wäre ein relevanter gesellschaftlicher Faktor, die eigene Ohnmacht für einen Tag überwunden werden und man sich als beteiligte Gruppe auf die Schulter klopfen kann: man ist schließlich Teil von etwas Großem. Ein Spektakel, das mit Revolutionssimulation viel, mit ernstzunehmender politischer Arbeit dagegen wenig zu tun hat. Aus diesem Irrtum heraus nennt man sich auch dort noch revolutionär, wo man doch tatsächlich längst Teil der Integration widerständigen Potentials in den von der herrschenden Ordnung vorgegeben Rahmen geworden ist, und das auch ohne „MyFest“. Die meisten progressiven Gruppen in Berlin haben dies längst begriffen und beteiligen sich an diesem Spektakel nicht. Und die, die es tun, haben zumeist problematische politische Positionen.
 

Allgemein ist der 1. Mai, der „Tag der Arbeit“, kein positiver Bezugspunkt für eine emanzipatorische Linke, ist er doch vor allem ein von einem positiven Verständnis eben jener >Arbeit< gekennzeichneter Aktionstag. Wie er sich heute in Berlin und anderswo darstellt, knüpft er an den in den realsozialistischen Staaten begangenen „Tag der internationalen Arbeitersolidarität“ an: das „Proletariat“ durfte sich einmal im Jahr selbst feiern, auf dass es nicht auf die Idee komme, dass die genannten Staaten mitnichten die Überwindung von Staat und Kapital hin zur befreiten Gesellschaft samt Befreiung und somit Abschaffung der „arbeitenden Klasse“ verwirklich hatten. Eine Reflexion auf das Scheitern revolutionärer Ideen und Bestrebungen in den letzten 150 Jahren, ein historisches Bewusstsein also, welches eine Kritik der barbarischen Auswüchse ebendieser Bestrebungen einschließt, sucht man folgerichtig bei den am 1. Mai involvierten Organisationen vergebens. Im Gegenteil lesen sich deren Aufrufe und Selbstverständnisse derart, als hätte man ein copy+paste von Aufrufen aus der staatsfetischistischen Arbeiterbewegung der Zwanziger Jahre vorgenommen: Positive Bezüge auf Kategorien wie Volk und Nation inklusive. Schlimmstenfalls werden gar Stalin und die Sowjetunion oder Mao und das autoritäre Regime der KP in China verherrlicht und sich in klassisch-antiimperialistischer Manier kritiklos und in Absehung von deren konkreten Charakter mit „nationalen Befreiungsbewegungen“ solidarisiert.

 

Nun, die meisten der Leser_innen hier dürften sich selbst als Anarchist_innen oder Antiautoritäre verstehen. Man muss nicht erst ein imaginäres, kollektives und historisches Bewusstsein einer emanzipatorischen Linken oder ein Geschichtsbuch bemühen und z.B. unter Kronstadt 1921 oder Spanien 1936 nachschlagen, um zu wissen, dass Stalinist_innen und autoritäre Linke kein Kooperationspartner sein können. Und sich im Ernstfall, dem einer revolutionären Situation nämlich, die im Moment - und man ist mit Blick auf die Zustände geneigt zu sagen: zum Glück – nicht vorliegt, als im grausamsten Sinne des Wortes Todfeinde jeglicher auf eine Überwindung von Staat und Herrschaft von Menschen über Menschen abzielender Bestrebungen entpuppen.

Ein Vorschlag für den 1. Mai: Bleibt dem ritualisierten Sektenumzug fern, lest ein Buch, fahrt zum See, oder macht was Sinnhaftes. 

...aber nichts vom Haymarket und dem 8-Stundentag wissen. Dabei steht das sogar auf Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Haymarket_Riot

Jedenfalls hat der 1. Mai eine anarchistische Geschichte, an die man anknüpfen könnte. Allerdings eher dann wenn man bei der großspurigen Parole "Making Anarchism a Threat Again" eher streikende ArbeiterInnen als steinewerfende GymnasiastInnen und StudentInnen im Kopf hat.

Der Begriff "Tag der Arbeit" ist jedenfalls ein Begriff der Klassenkollaboration - das Gegenteil dessen, was AnarchistInnen wollen können. Der 1. Mai hingegen Kampftag der ArbeiterInnen - ein Tag der nicht Alltagskämpfe ersetzt aber immerhin ein Tag der Selbstvergewisserung (und das ist jetzt nicht negativ gemeint, weils im besten Fall helfen kann für den Rest des Jahres). Ob aber nun grade die "Revolutionäre 1. Mai - Demo" das Vermächtnis der anarchistischen KämpferInnen für den 8h-Tag erfüllt sein dahingestellt.

 

Ganz allgemein scheint mir ja, dass, wenn Linke/AnarchistInnen es fertig bringen, seitenweise über den 1. Mai zu schreiben und es nicht mal schaffen, Dinge wie Proletariat, ArbeiterInnenbewegung, Klassenkampf oder Klasse ohne Anführungszeichen zu sagen - dann hat Thatcher ganze Arbeit geleistet! Dafür brauche ich aber keinen Anarchismus und keine Linke. Dann kann ich wirklich zum See fahren.

!

Hab auf die 18:00 auch kein Bock mehr! Morgens im FAU-Block bischen Bürgerschreck spielen macht da schon mehr Sinn, als mit nationalen Flaggen Touristen zu bespasen!

 

Doch eines sollte auch klar sein, früher war nicht alles besser, sonst wär jetzt alles viel besser, den wäre früher alles besser gewesen hätte dies zu veränderungen geführt, welche heute gefeiert werden könnten, dies ist nicht der Fall, dass ist schade aber nicht das Ende, den das schöne Leben liegt in der Zukunft und nicht im Früher!

Unter dem Label "Autonome Gruppen" ist kürzlich hier ein Text veröffentlicht worden (http://www.trend.infopartisan.net/trd0317/t030317.html), der im Wesentlichen die alten Fehler der autonomomen Bewegung wiederholen will und das irgendwie als neue Politik verkauft.


HIer soll das an zwei Abschnitten exemplarisch deutlich gemacht werden:

"Dabei leben in Berlin einige Hundert, vielleicht einige Tausend Menschen, die bereit sind dem System die Zähne zu zeigen, die nur darauf warten, dass es losgeht. Die dem ganzen Geschwafel vom Proletariat, Prekariat, Insurrektionalismus etc. nichts abgewinnen können".


Die setzten lieber auf irgendwelche Leute, die  bereit sind zur Randale als auf Betriebskämpfe, Mietenkämpfe, Streiks etc.  Dass kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie es als besonders revolutionär halten, eine unangemeldete Demo zu  machen, als habe es dass nicht alles schon gegeben. Dabei schreiben die Verfasser_innen selber, was sich seit 1987 geändert hat, aber sie ziehen daraus keine Konsequenzen und sie sehen auch nicht, dass die neoliberale Phase des Kapitalismus die Nischen für Menschen mit wenig Einkommen weitgehend beseitigt hat, die es 1987  noch gab. Wenn    ehemalige Antifa Genclik-Aktivist_innen heute Teil der Sicherheitsarchitektur sind, dann hat das weniger mit Verrat sondern mit den Veränderungen im Kapitalismus zu tun und den wenig attraktiven Gegenmodellen.



Das Weddinger Modell - oder von der Subkultur zur Nachbarschaft


 Besonders fraglich und politisch uninformiert ist dieser Abschnitt:
"Der 1. Mai in der letzten Phase und auch der Tag davor, waren oft ein kompromisslerisches, legalistisches Buhlen um Einfluss, der an der Anzahl der Beine festgemacht wurde, die hinter irgendwas herlaufen. Die militante Folklore wurde dabei zunehmend bedeutungsloser, während sich Politiker*innen, Presse und Geschäftemacher*innen einen Ast über unsere Beliebigkeit freuten. Unreflektiert wirkt der Paradigmenwechsel der Walpurgisnacht – von „Es muss auf jeden Fall was passieren“ am Boxi, zu „Es darf auf keinen Fall was passieren“ in Wedding".
 

Gerade im Wedding hat sich etwas Positives entwickelt, denn es ist doch gut, dass das Label Walburgisnacht endlich weg ist. Wahrscheinlich wissen die Schreiber_innen gar nicht, dass es auf einen großen Mißverständis beruhte, MItte der 90er gab es in Prenzlauer Berg auf der  Walburgisnacht Randale ohne politischen Hintergrund und die Autonomen waren in Kreuzberg, im nächsten Jahr war damm auf einmal der Vorabend zum  1. Mai Walburgsinacht - obwohl die Organisator_innen der Walburgsinacht schon längst mit den Bullen vereinbart hatten, ihr Feuer im Mauerpark zu machen und sich von den politischen Leuten distanzierten und dann wurde das Labe mit geschleppt zum Boxhagener Platz und da  wurde es mit der Zeit tatsächlich penlich und dann gab es endlich im Wedding eine Neuorientierung, hin zu Nachbarschaftskämpfen, und so war auch der Ausdruck der Demo. Da ist also etwas passiert, nämlich es ist gelungen, eine radikale Demo zu machen. Wenn jetzt die Schreiber_innen daraus machen.  "Es darf auf keinen Fall was passieren in Wedding" trauern sie noch immer einen Konzept der Randale der 1980er Jahre nach, das wirklich obsolet wird. Da kann man nur sagen, es ist gut, dass es dieses Konzept nicht mehr geben wird und da braucht man auch nciht nachtrauern.  Hier kommt noch mal all die autonomie KLeinbürgerlichkeit zum Vorschein, die "etwas passieren" nur mit einer Randalenacht assoziiert, weil sie scheinbar nie bei einer  Begleitaktion im Jobcenter, bei einen Arbeitskampf wo auch immer dabei war. Da passiert was und das ist nicht die kurze Nacht der Randale.

Es ist nur zu hoffen, dass diese desorientierende Orientierung, die in eine politische Sackgasse führt,  nicht zur Leitlinie an diese 1. Mai wird.

das ist wohl das resultat von der ersten generation facebook. eine halbe dinA4 seite und bloß online stellen. wir auch schon bei der leipzig plakat-debatte plus kommentare, zeigt sich das die leute nur noch gewöhnt sind wie auf facebook und co in ihrer eigenen bubble zu leben und zu schreiben. anstatt miteinander zu diskutieren und mal n gemeinsames plenum zumachen...

 

by the way: es gibt nicht "die" autonomen gruppen, deren engagment wirste bei zwangsräumung verhindern genaus so wie im friedrichshain finden und so breit ist auch ihre unterschiedlichen ansätze. eine ströumung die es seit nunmehr fast 40 jahren gibt wirste mit deinem text jetzt sicher auch nicht den todesstoß gegeben haben. vielleicht um 1uhr nachts den artikel gelesen wütend gewesen und dann gleich mal was geschrieben? lieber nacht drüber schlafen und dann mit leuten diskutieren...

 

als dauernd indy mit privat meinungen voll zu spamen

anstatt miteinander zu diskutieren und mal n gemeinsames plenum zumachen...

Würde es auf linksunten eine forums-ähnliche Struktur geben anstelle den Kommentarbereich zu Posts die nach ner Woche ins Archiv rutschen und nicht mehr findbar sind, wäre linksunten eigentlich ein ziemlich gutes europaweites Plenum.

Was es da natürlich bräuchte, wäre entsprechende Moderation - und die Bereitschaft der DiskutantInnen, nicht (wie hier bei jedem zweiten Thread) in ad-hominem-Angriffe, Denunziantentum und Outings von GenossInnen zu verfallen.

Vielleicht sollten sich mal alle besinnen, sich hier zu benehmen als wären sie in einem "real life Plenum", da wird doch auch nicht beim kleinsten Scheiß aufeinander eingedroschen und losgeprügelt?