Streit um Uni-Namen verschärft sich

Erstveröffentlicht: 
08.02.2017

Vor knapp drei Wochen hat die Uni Greifswald beschlossen, ihren Namenszusatz Ernst Moritz Arndt abzulegen. Die Abstimmung des Uni-Senats sollte ein Schlussstrich unter einer zwei Jahrzehnte dauernden Diskussion sein. Arndt ist wegen zahlreicher Äußerungen umstritten. Historiker kritisieren, er sei antisemitisch und nationalistisch gewesen. Seit 1933 - dem Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten - trägt die Hochschule diesen Namen. Hermann Göring hatte ihn in seiner Funktion als preußischer Ministerpräsident verliehen.

 

Kritik auch vom ehemaligen Rektor


Doch in Greifswald gibt es nicht nur Protest der Bürger gegen die Umbenennung, sondern wohl auch ein juristisches Nachspiel: Vier Professoren haben nun Rechtsaufsichtsbeschwerde beim Kultusministerium in Schwerin eingereicht, um - wie sie sagen - weiteren Schaden von der Universität abzuwenden. Sie kritisieren unter anderem die Abstimmung im Senat: Dort habe es keine Aussprache über den Antrag zur Umbenennung gegeben. Die Rektorin hätte somit die Rechtsaufsicht nicht wahrgenommen. Es gebe die begründete Sorge, dass nicht das Recht, sondern der Rechtsbruch geschützt werden solle, heißt es in einer Erklärung der Professoren, zu denen auch der ehemalige Rektor Jürgen Kohler zählt. 

 

Demos und Online-Protest


Schon vor acht Tagen forderten rund 250 Greifswalder bei einer Demonstration, dass die Uni weiter nach Ernst Moritz Arndt heißen soll. Der Protest wird auch im Internet organisiert. Knapp 2.900 Unterschriften sind bei einer Onlinepetition für Arndt zusammengekommen. In Kommentaren dazu ist von "Bilderstürmerei" und einem "Willkürakt" die Rede, von "vaterlandslosen Gestalten", die eine "Schande für Deutschland" seien. Die Kritik richtet sich gegen Studierende, die "nur wenige Jahre in Greifswald bleiben". Die Diskussion im Netz, so der Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA), Fabian Schmidt, reiße Gräben auf. Die Anfeindungen seien so weit gegangen, dass auch Namen und Anschriften der studentischen Senatoren im Umlauf waren. "Das geht überhaupt nicht", sagt Schmidt. Die Studenten kämen alle drei Jahre schwungweise neu nach Greifswald. Das sei wohl der Grund, weshalb sie nach Ansicht ihrer Kritiker dort nichts zu sagen hätten, meint Schmidt. Das sieht der AStA-Vorsitzende anders: "Es ist auch unsere Stadt".