Gambia droht wegen Lanzeitautokraten Militärintervention

Gambia vor einer möglichen militärischen Intervention
Erstveröffentlicht: 
19.01.2017

Der abgewählte Autokrat Jammeh will sein Amt nicht abgegen. Militär und Polizei formieren sich indessen hinter dem gewählten Präsidenten Barrow.


Im Machtkampf in Gambia droht ein Einmarsch afrikanischer Truppen. Der abgewählte Präsident Yahya Jammeh will auch nach dem offiziellen Ablauf seiner Amtszeit nicht abtreten. Doch der Sieger der Wahl vom Dezember, Adama Barrow, will sein Amt wie geplant antreten. Sollte Jammeh nicht weichen, droht eine afrikanische Eingreiftruppe, ihn notfalls mit Gewalt abzusetzen. Die Straßen in der Hauptstadt Banjul waren angesichts der angespannten Lage am Donnerstag menschenleer.

Unterdessen sagten sich Militär und Polizei Sicherheitskreisen zufolge von Jammeh los. Nach dem offiziellen Ende seiner Amtszeit am Mittwoch verständigten sich Polizeichef Ousman Sonko und Generalstabschef Ousman Badgie darauf, keine Befehle mehr von Jammeh anzunehmen, wie ein ranghoher gambischer Geheimdienstmitarbeiter am Donnerstag erklärte. Sie seien nur noch dem neuen Präsidenten verpflichtet.

Kurz vor dem offiziellen Ende der Amtszeit Jammehs hat seine Stellvertreterin, Langzeitvizepräsidentin Isatou Njie Saidy, ihr Amt niedergelegt, berichteten mehrere afrikanische Medien sowie Nachrichtenagenturen. Zuvor waren bereits acht Regierungsmitglieder abgetreten. Jammehs Kabinett hat nur mehr drei Minister.

Eingreiftruppe formiert sich an Grenze

Jammeh, der das kleine westafrikanische Land seit 22 Jahren mit harter Hand regiert, weigert sich, sein Amt abzugeben. Barrow wollte trotzdem noch am Donnerstagnachmittag seinen Amtseid ablegen. Wahrscheinlich sollte dies seinem Team zufolge in der gambischen Botschaft im Senegal passieren. Zehntausende Gambier sind seit Beginn der Krise bereits in den benachbarten Senegal geflohen.

An der Grenze zu Gambia hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) eine Eingreiftruppe mit hunderten Soldaten aus Nigeria, dem Senegal, Ghana und Togo zusammengezogen. Nigeria und Ghana verlegten jeweils rund 200 Soldaten in den Senegal. Nahe der gambischen Grenze sprachen Augenzeugen zudem von hunderten schwer bewaffneten senegalesischen Soldaten.

Die gambischen Streitkräfte verfügen verschiedenen Quellen zufolge nur über etwa 800 bis 1000 Soldaten. Sie wollen nicht mehr für Jammeh kämpfen. Dessen Präsidentengarde scheint jedoch weiterhin zu ihm zu stehen.

Unter 20 ärmsten Ländern der Welt

Jammeh hatte am Dienstag den Ausnahmezustand verhängt, um weiter im Amt zu bleiben. Der mauretanische Präsident Mohamed Ould Abdel Aziz hatte nach Gesprächen mit Jammeh am späten Mittwochabend gesagt, er sei jetzt "weniger skeptisch", dass es eine friedliche Lösung geben könne.

Die frühere britische Kolonie Gambia gehört einem UNO-Index zufolge zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Europäische Reiseveranstalter hatten am Mittwoch damit begonnen, Strandurlauber in ihre Heimatländer zurückzubringen.