Öhringen: Gegen Fremdenfeindlichkeit demonstriert

Erstveröffentlicht: 
21.11.2016

Nach mutmaßlicher Brandstiftung in geplanter Flüchtlingsunterkunft in Pfedelbach gehen 120 Menschen auf die Straße – Rechtspopulistische Reden verurteilt

 

Eva und Frieder Diem sind empört. Am Samstagnachmittag steht das Ehepaar aus Neuenstein mit rund 120 weiteren Menschen an der Bahnhofstraße gegenüber dem Hafenmarkt. Sie alle wollen nach dem Brand der geplanten Flüchtlingsunterkunft in der Nacht zum Donnerstag in der Pfedelbacher Kirchgasse, die vermutlich auf Brandstiftung und damit möglicherweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund zurückzuführen ist, Zorn und Abscheu gegen eine solche Tat demonstrieren. Und sich gleichzeitig gegen Fremdenhass und Rassismus wenden.

 

Aufruf

 

Unter dem Motto „Kein Platz für geistige Brandstifter“ hatte das Netzwerk gegen Rechts Heilbronn spontan zu der Demo aufgerufen. Die Stadt Öhringen hatte sie unter Auflagen genehmigt. Mit der Wahl des Ortes wandte es sich gegen die alle zwei Wochen stattfindenden Kundgebungen der rechten Gruppe „Hohenlohe wacht auf“.

 

Mittlerweile zum 38. Mal verbreiten deren Redner auch wieder an diesem Samstag vor rund 20 Teilnehmern in Öhringen rechtspopulistische Ansichten. Einer ihrer Redner auf dem Hafenmarkt stellt am Anfang mit Blick auf den Brand in Pfedelbach fest: „Wir waren das nicht. Ich habe auf dem Platz rumgefragt und gesagt, wer etwas weiß, der soll sich an die Polizei wenden.“

 

Die Demonstranten auf der gegenüberliegenden Seite haben da eine andere Meinung. Eva Diem sagt: „Ich finde, geistige Brandstiftung, die von Rechtspopulisten betrieben wird, ist mindestens genauso schlimm wie tatsächliche.“ Und Anita Wommer aus Neuenstein ergänzt: „Ich möchte nicht zur schweigenden Mehrheit gehören. Ich möchte ganz klar sagen, dass ich nicht mit den Äußerungen von Rechts einverstanden bin und dagegen den Mund aufmachen.“ Das tun an diesem Nachmittag neben Öhringer, Pfedelbacher, Neuensteiner und weiteren Bürgern der umliegenden Gemeinden und ehrenamtlichen Helfern der Freundeskreise Asyl unter anderen auch Gewerkschafter, Vertreter der Linken, von Mergentheim gegen Rechts und der Antifa aus Hall. Unter den Rednern ist Steffen Fiedler vom AK Asyl Pfedelbach. „Wir sind tief erschüttert über die mutmaßliche Brandstiftung. Das Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit und Hass macht uns und den Flüchtlingen Angst.“

 

Polizei

 

Während Fiedler spricht, erschallt von Gegenüber Marschmusik. Beide Kundgebungen wollen jeweils die Redner der Gegenseite übertönen. Beschimpfungen erklingen auf beiden Seiten. Dass dennoch alles friedlich verläuft, ist den rund 50 Einsatzkräften der Polizei – darunter vier Polizeireiter aus Stuttgart – zu verdanken. Einen spontanen Zug der Antifa durch die Stadt unterbindet die Polizei. Begleitet von Polizisten zu Fuß und zu Pferd zieht die Antifa über die Poststraße in Richtung Bahnhof ab.

 

In Pfedelbach sollen nächste Woche weitere Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit stattfinden.