Texte zur Kritik der Gruppe Arbeitermacht

http://www.arbeitermacht.de/programm/arbeitermacht08/arbeitermachtprogramm2014.htm

Die Gruppe Arbeitermacht (GAM) entstand Anfang der 1980er Jahre aus Teilen1 des zerfallenden Spartcusbundes. Von diesem unterscheidet sie sich in zweifacher Weise: Während der Spartacusbund gerade mit der Tradition des Entrismus, die im Nachkriegs-Trotzkismus dominant geworden war, brach, greifen die GAM und ihre Schwesterorganisationen in der Liga für 5. Internationale wieder häufig zu entristischen Taktiken. So war die GAM Anfang der 1990er Jahre an der PDS beteiligt und in diesem Jahrtausend zunächst an der WASG und zuletzt an der NAO2. Parallel dazu kam es zu einer Formalisierung und Dogmatisierung des Programms.

 

Gegen eine Formalisierung des Programms – i.S.d. der Zusammenfassung verstreuter programmatischer Positionen in einem einheitlichen Schriftstück – spricht nichts; es ist sogar im Sinne der Klarheit und Übersichtlichkeit sinnvoll. Absurd wird es freilich, wenn die GAM in ihrem Aktionsprogramm 2014 bspw. die Parole „Zerschlagt Bundeswehr und Sonderkommandos!“ ausgibt. Nichts gegen, sondern alles für die Zerschlagung der Bundeswehr – aber ein Aktionsprogramm müßte sich doch (im Unterschied zu einem Grundsatzprogramm) dadurch auszeichnen, daß es Handlungen (Aktionen) vorschlägt bzw. benennt, die zum jeweiligen Zeitpunkt am jeweiligen Ort sinnvoll und möglich sind. Welche politische Kraft sollte, bitte sehr, heute oder in den nächsten Jahren3 in der Lage sein, die Bundeswehr zu zerschlagen?!

 

Ein anderes Beispiel dafür, daß die Programme der GAM vermeintliche Wahrheiten jenseits von Zeit und Raum verkünden, ist die exzessive „Arbeiter“-Rhetorik: „Schaffung einer Föderation von Arbeiterstaaten in Europa“, „Spaltung der Arbeiterklasse“, „Arbeiterbürokratie und Arbeiteraristokratie“, „Arbeiterbewegung“, „ihrem Wesen nach sozialdemokratische, bürgerliche Arbeiterpartei“, „>revolutionären Arbeiterpolitik“, „Arbeiterrechte“, „Arbeiterkontrolle“, „Arbeitermassen“, „proletarischen AnwohnerInnen“ / „Arbeiterinspektionen in der chemischen und Atomindustrie“, „Arbeitermilizen“, „arbeiterdemokratische Organisationsformen“, „Arbeiterdemokratie in der Arbeiterbewegung“, „Arbeiterjugend“, „Arbeiter- und Auszubildenden-Komitees“, „Arbeitereinheitsfront gegen Faschismus“, „politisch rückständigen Arbeiterschichten“, „Arbeitertribunale statt bürgerlichem Gerichtswesen“, „Arbeiterräte“, „Arbeiterregierung“, „Arbeiterschaft“, „Arbeitersolidarität“, „arbeiterfeindliche Maßnahmen“4 (wiederholt auftretende Ausdrücke – und das gilt für viele der genannten – sind nur einmal angeführt).

 

Diese Rhetorik mag im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts noch vertretbar gewesen sein, als tatsächlich die meisten Lohnabhängigen „Arbeiter“ waren und die Erwerbsquote unter Frauen geringer war als heute. Aber schon Lenin beobachtete: „Der Kapitalismus erhöht auf allen Gebieten der Volksarbeit mit besonderer Schnelligkeit die Zahl der Angestellten, seine Nachfrage nach Angehörigen der Intelligenz wird immer größer. Diese letztere nimmt unter den anderen Klassen eine eigenartige Stellung ein, sie schließt sich teilweise – ihren Verbindungen, ihren Anschauungen usw. nach – der Bourgeoisie an und teilweise – in dem Maße, wie der Kapitalismus den Intellektuellen immer mehr und mehr seiner selbständigen Stellung beraubt, ihn in einen abhängigen besoldeten Angestellten verwandelt und sein Lebensniveau zu senken droht – den Lohnarbeitern.“ (LW 4, 196) Für historische MaterialistInnen sollte sich von selbst verstehen, das Letztere (die soziale Stellung – und nicht eine arbeitertümelnde, kulturelle Identität) zu betonen. –

 

Im folgenden sind einige kritische Texte zur Gruppe Arbeitermacht zusammengestellt:

 

  • Kritische Anmerkungen von systemcrash zur Corbyn-Euphorie der GAM

 

 

 

https://systemcrash.wordpress.com/2015/08/15/gam-internationale-heran-an-die-sozialdemokratischen-massen/

 

  • Kritische Anmerkungen von mir selbst zur – späten, den eigenen vorhergehenden Illusionen gegenüber unkritischen – SYRIZA-Kritik der GAM

 

http://www.trend.infopartisan.net/trd0715/t360716.html

 

  • Die Texte der Gruppe Arbeitermacht zum Ende der NAO und meine Kritik daran

 

siehe Anhänge zum hiesigen Artikel

 

  • Zwei Texte zur Kritik der GAM, die systemcrash und ich bereits zur Zeit des NaO-Prozesses geschrieben hatten

 

http://naoprozessdoku.blogsport.eu/2013/09/23/eine-neue-tolle-nao-idee-den-kapitalismus-demokratisch-abschaffen/

 

und

 

http://naoprozessdoku.blogsport.eu/2012/10/20/panta-rhei-alles-fliesst-ueber-flussfischerei/

 

1 „Ihre Ursprünge hat die Gruppe im Spartacusbund (SpB), der sich 1982 auflöste. Eine Fraktion die mit der britischen Organisation Workers Power in Kontakt stand, gründete die Gruppe Arbeitermacht (GAM).“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_Arbeitermacht)

 

3 Die GAM beschließt ihr Aktionsprogramm alle paar Jahre: 2014, 2012, 2011, 2010, 2009, 2007, 2004-2006, 2002-2004. Bei dieser ‚Programm-Inflation’ dürfte doch wohl ein Minimum an Situations-Angemessenheit der Programminhalte erwartet werden können.

 

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Welche politische Kraft sollte, bitte sehr, heute oder in den nächsten Jahren3 in der Lage sein, die Bundeswehr zu zerschlagen

das russische Militär ;-)