Akubiz möchte Gedenkplätze auf digitalen Atlas bringen

Erstveröffentlicht: 
21.07.2016

Das Alternative Kultur- und Bildungszentrum (Akubiz) arbeitet derzeit am Projekt Gedenkplätze. Ziel ist die Sammlung und Kartografierung der im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bestehenden Gedenkplätze für die Opfer des Nationalsozialismus auf einer digitalen Karte. Dafür sucht der Verein Unterstützung.

 

Pirna.  Das Alternative Kultur- und Bildungszentrum (Akubiz) in Pirna arbeitet an einem digitalen Gedenkatlas. Auf einer Internetseite möchte der Verein das Wissen über Gedenkorte für die Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zusammenfassen. Dafür benötigt er noch Hilfe.

 

Frage: Der Verein Akubiz arbeitet an dem Projekt Gedenkplätze. Was haben Sie vor?


Anne Nitschke: Das Projekt besteht eigentlich bereits seit 2008. Es begann zunächst mit der Dokumentation von Gedenkorten für die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei haben wir festgestellt, dass es keine zentrale Internetseite gibt, wo man sich über diese Gedenkplätze informieren kann. Daraufhin haben wir unsere lose Sammlung an Informationen zu diesen Orten auf eine Seite gestellt. Diese entspricht aber nicht mehr dem heutigen Stand der Technik und ist auch nicht sehr benutzerfreundlich für Tablet und Smartphone.

 

Sie planen also eine neue Web-Seite?


Wir arbeiten an einem digitalen Atlas, mit dem die Geschichte der Region Sächsische Schweiz-Osterzgebirge während des Nationalsozialismus festgehalten und erlebbar gemacht wird. Es wird eine digitale Geschichtskarte sein. Auf dieser sind die Gedenkplätze markiert. Wenn man einen solchen Punkt anklickt, bekommt der User Informationen zu den frühen Konzentrationslagern, zu den Außenlagern des KZ Flossenbürg, über Kriegsgefangenenlager, zur Zwangsarbeit, zu Widerstandshandlungen oder zu Todesmärschen. Auch die jüdische Geschichte im Landkreis wollen wir auf der Seite dokumentieren.

 

Wie viele Gedenkplätze gibt es im Landkreis?


Dies lässt sich schwer beziffern. Es gab drei Außenlager des KZ in Flossenbürg, und zwar in Mockethal-Zatzschke, Porschdorf und Königstein, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges hin entstanden sind. Bereits nach der Machtübernahme durch das NS-Regime existierten vier frühe Konzentrationslager in Hohnstein, Struppen, Halbestadt und Altenberg. Durch den Landkreis führten des Weiteren viele Todesmärsche, darunter gut dokumentierte wie der aus Schwarzheide. Von viele fehlen aber bislang Informationen. Sie sind nur aus Erwähnungen bekannt. Was ebenfalls noch gar nicht aufgearbeitet wurde, ist die Zwangsarbeit, die hier geleistet wurde. Im Grunde hatte jeder große Hof Zwangsarbeiter oder Zwangsarbeiterinnen. Sie waren auch in Industrie – und größeren Handwerksbetrieben zu finden.

 

Für die Umsetzung des Projektes sucht Akubiz noch Hilfe. Wie kann man den Verein unterstützen?


Aus den Altlandkreisen Pirna und Sebnitz gibt es relativ viele Informationen, doch auch hier gibt es noch unerforschte und undokumentierte Flecken. Noch geringer ist die Informationslage aus den ehemaligen Landkreisen Freital und Dippoldiswalde. Deshalb bitten wir die Einwohner des Landkreises, wenn sie Berichte oder Fotos von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen haben oder selbst Informationen beisteuern können, sich bei uns zu melden. Auch suchen wir noch historische Fotos oder Postkarten aus unserer Region.

 

Die Internetadresse www.gedenkplaetze.info ist bereits vorhanden. Wann soll sie mit Inhalt gefüllt werden?


Der erste Veröffentlichungsschritt ist für den September geplant. Dann werden auf der Seite Informationen über die frühen Konzentrationslager zu finden sein. Im weiteren Verlauf dieses Jahres wird der digitale Gedenkatlas um die Außenlager des KZ Flossenbürg erweitert. Nach und nach kommen weitere Gedenkplätze hinzu. Wir arbeiten im Verein ehrenamtlich, d.h., die Seite füttern wir in unserer Freizeit mit Informationen. Und diese müssen wir vorher erst sammeln, sichten, dokumentieren und für die Internetpräsentation aufbereiten. Unser Ziel ist es, jeden Gedenkort mit dem dort Geschehenen so detailgenau wie möglich zu dokumentieren wie etwa mit Fotos und anhand von Einzelbiografien.

 

Von Silvio Kuhnert