Hunderte stehen für buntes Tuttlingen ein

Erstveröffentlicht: 
12.06.2016

Die Polizei spricht von 500 Menschen, der DGB-Kreisvorsitzende Edmond Jäger gibt die Zahl der Unterstützer, die am Sonntag zur Veranstaltung „Für ein weltoffenes Tuttlingen“ auf den Place de Draguignan nach Tuttlingen gekommen sind, mit fast Tausend an. „Das ist unser Erfolg“, sagte er zur großen Menge, die begeistert klatschte.

 

Jäger hatte die Veranstaltung organisiert und war sehr zufrieden mit der Resonanz: „Wir sind zumindest ein Vielfaches mehr, das kann ich garantieren“, sagte er mit Blick auf die rund 20 Teilnehmer der rechten Kundgebung, die wenig später am Marktplatz stattfand. Davon unbeeindruckt wurde am Place de Draguignan ein fröhliches, buntes Fest gefeiert, das die Menschen zusammenrücken ließ.

 

Pfiffe und Banner

 

Wenn sich im Vorfeld einige Fraktionen schwer getan hatten, die DGB-nahe Veranstaltung zu unterstützen, so war an diesem Sonntag nichts davon zu spüren. Oberbürgermeister Michael Beck hielt eine Ansprache, in die er alle Fraktionen und Vertreter des Gemeinderats einschloss. „Wir treten den widerlichen Tendenzen entgegen, indem wir uns für die über 100 Nationen, die in Tuttlingen leben, einsetzen“, sagte er. Viele Fahnen und Plakate von Verbänden der Stadt wehten im Wind, Familien hatten bunte Poster gebastelt.

 

 

Mit schrillen Pfiffen und riesigen Bannern zogen Vertreter antifaschistischer Organisationen und autonome Gruppen auf den Platz. Die antifaschistische Aktion Villingen-Schwenningen hatte auf ihrer Internetseite zur Teilnahme der Aktion „gegen Nazis in Tuttlingen“ aufgerufen. Über Hundert kamen.

 

Niemand hat etwas an Flüchtlinge verloren

 

Der letzte Protest gegen Rechts hat vor 29 Jahren in Tuttlingen stattgefunden, erinnerte der Oberbürgermeister. Doch heute sei die Menge um ein Vielfaches größer als damals. Und: „Schwarz-Rot-Gold sind unsere Farben, wir sind Patrioten, wir sind das Volk. Das lassen wir uns nicht nehmen. Und schon gar nicht von denen.“ Wieder ging der Blick nach Rechts. Unter dem Deckmantel des besorgten Bürgers trete ein unverhohlener Rassismus zutage, es werde Hass und Zwietracht gesät. Doch: „Wir bleiben international, weltoffen und Tuttlingen bleibt tolerant.“ Die Stadt Tuttlingen brauche keinen Aufmarsch des SBH-Gida -Nachfolgers aus Villingen, „das können sie in Villingen machen“.

 

 

Edmond Jäger ging auf die soziale Neiddebatte ein. „Wem ist in Tuttlingen bislang eine Wohnung oder der Arbeitsplatz durch einen Flüchtling weggenommen worden? Wer hat denn bisher überhaupt etwas durch die Flüchtlinge verloren?“ Er hoffe, dass die Kundgebung „Nein zum Heim“ in Tuttlingen eine einmalige Sache bleibe – „weil sie mitbekommen haben, dass sie hier niemand sehen will“.

 

Fest der Begegnung am 26. Juni

 

Rose Lovrekovic sprach für die „Ini Asyl“, die sich seit 15 Jahren in Tuttlingen für Geflüchtete und Zuflucht suchende Menschen einsetzt. „Viele Tuttlinger denken mit dem Herzen und lassen sich von Bedenkenträgern und falschen Parolen nicht abschrecken.“ Die Schülerin Laura Finus vom Otto-Hahn-Gymnasium ging ans Rednerpult, um das Schulprojekt „Imagine Peace“ vorzustellen, das sich gegen Rassismus wendet. Fabian Rothfuss vertrat die SPD und Hans-Martin Schwarz sprach für die Internationale Begegnung Tuttlingen. Wer darauf Lust bekommen hat: Am Sonntag, 26., Juni, ist das Fest der Begegnung am Schulhof der Karlschule.