Einen Monat später: Kurze Krawallauswertung vom 12.12. in Leipzig

Eingeschlagene Scheibe - Symbolbild

Wie die Zeit vergeht. Schon wieder über ein Monat rum, und uns war doch, als ob wir gestern erst das Tränengas aus Hassi, Handschuhen und Jacke gewaschen hätten, unsere Gläser hoben, auf diesen schönen Krawall in Leipzig anstoßend, an die Genoss_innen denkend, die leider von den Bullen erwischt worden waren. Und irgendeine fragt noch: Schreiben wir was dazu? Ja sicher sagt irgendwer, diesmal schreiben wir was dazu.

 

Aber einen Monat später sitzen wir da, lesen, was so bei linksunten steht, und stellen fest, nein, nicht nur wir, auch sonst hatten anscheinend nicht all zu viele Lust, etwas zu notieren und die eigenen Gedanken zum Steinewerfen und Barrikadenbau zu veröffentlichen. Ein Bericht vom Grundrechtekommitee, der uns gefallen hat, genauso wie der schöne Text, der erläutert, wie sich zumindest ein wenig vor Repression geschützt, und wie ein wenig die Effizienz im Kampf gegen den Staat erhöht werden kann, aber sonst: Nicht viel, was uns beschäftigt hat. Hier und da hörten wir etwas davon, der Krawall sei nicht zielführend gewesen, das es dumm sei, das eigene Viertel zu verwüsten, und überhaupt, wie nun alle wieder über uns denken würden. Und so weiter und so weiter. Vielleicht ist es auch gar nicht immer nötig, etwas zu verfassen, aber nun steuern wir eben auch noch was zur Debatte bei, auch wenn schon ein wenig Zeit ins Land ging, und ja an einigen Orten schon die nächste Scheiße ansteht, die unsere Aufmerksamkeit und unseren ungebremsten Tatendrang fordert. Und weil es zum guten Ton gehört, hier noch schnell der Autonomendisclaimer: Wir schreiben nur für uns und nicht für die Bewegung etc blabla. Here we go.

 

1. Herzlichen Glückwunsch, wir gratulieren.
Nein, nicht zur Randalemeisterschaft, sondern schlich und einfach uns allen, die wir da waren und die sich am Krawall beteiligten, oder sich anderweitig betätigten und zum Krawall nicht auf Distanz gingen, sondern solidarisch blieben und daran ihre Freude hatten. Das haben wir, können wir doch mal anerkennend sagen, alle zusammen schön hinbekommen. Ein weiteres Mal im Jahre 2015 gab es einen sogar international beachteten Krawall, wie es ihn nicht häufig gibt in Deutschland, und nun zu unserem Gefallen in letzter Zeit wieder etwas häufiger. In irgendeinem Text nach Frankfurt wurde die Frage aufgeworfen: Wann sehen wir uns denn alle mal wieder? Und Leipzig am 12.12. war die Antwort, auch wenn jetzt nicht alle dagewesen sind, die in Frankfurt dabei waren, war es doch ein schönes Wiedersehen und das wurde auch deutlich nach außen sichtbar. Was uns vor allem sehr gefreut hat: Eine tolle Mischung aus alten und jungen Aktivist_innen, verschiedenen Subkulturen, Familien mit Kinderwagen, schlicht: Ein Riot für alle.

Um eine kleine Übersicht zu bekommen: Wir gratulieren zu den Angriffen auf die Sparkasse und den Rewe am Connewitzer Kreuz, auf das großflächige Zerklimpern der Bundesbank, den etlichen zerschepperten Werbetafeln, den vielen in Brand gesteckten Mülltonnen, die zu Barrikadenzwecken auf die Straße gezogen wurden, zu dem Zerstören der LVB-Haltestellen, der Sabotage der Eisenbahnschienen, zu jedem einzelnen Reifen, der auf die Straße gezogen und in Brand gesteckt wurde, zu jeder eingedellten Bullenkarre, zu jedem Stein und jedem Böller der auf einen Polizisten geworfen wurde, und zu jedem linksradikalen Mob, der vermummt durch die Straßen zog und sich von niemandem etwas sagen lassen musste.

Desweiteren Gratulieren wir uns zu jedem Akt von praktischer Solidarität, jeder helfenden Hand, die wen vor den Bullen rettete, zu jedem geschimpften Wort, das in Richtung Bullen gerufen wurde, allen, die schon im Vorfeld sich durch Plakate aller Art an der Krawallmobi beteiligten, jedem und jeder guten Fotograf_in, der/die auf rücksichtsvolle Art und Weise ausgezeichnete Bilder schoß, jedem Demosani, der verletzten zur Hilfe kam, jedem und jeder Veranstalter_in, die im Nachhinein Solikohle für die von Repression getroffenen sammelt, und und und, sowieso und überhaupt allen, die sich auf ihre Art und Weise beteiligten. Und allen, denen es auch gut gefallen hat: Bis zum nächsten Mal, hoffentlich ganz bald! 

Und jetzt direkt weiter mit etwas wichtigem:
 
2. Leute! Leute!! Leute!!!
Seid um Himmels Willen zukünftig vorsichtiger! Das muss direkt an zweiter Stelle gesagt werden, denn damit wir auch in Zukunft der Insurrektion nachgehen und gemeinsam krawallieren können, ist es wichtig, sich klar zu machen, das der Staat und seine Schergen die Repressionskanone längst auf uns gedreht haben und jedem und jeder Einzelnen an den Kragen will. Und klaro, unsere Gegenwaffe ist die Solidarität und so, aber auch die gute Vorsorge. Mit Vorsicht meinen wir nicht, ihr sollt nun mehr Angst vor den Bullen haben oder so, oder nicht so nah ran gehen, weil sie beißen, sondern dass ihr euch, wenn ihr euch entscheidet, Hand anzulegen, anständig darauf vorbereitet und kleidet. Dazu gibt es, wie oben schon erwähnt einen sehr guten Text, da stehen auf jeden Fall die wichtigsten Tricks und Tipps drin. 

Was uns aufgefallen ist: Es scheint so eine gewisse Scheu davor zu geben, sich eine Hassi anzuziehen. Aber gerade für das Gesicht ist sie das A und O der Vermummung. Mütze und Schlauchtuch sind nichts dagegen. Dass auf Hassis irgendwann verzichtet wurde und zu Mütze und Schlauchtuch übergegangen wurde, das hat eher was mit der Entwicklung der Repression in Bezug auf Vermummung auf Demonstrationen zu tun, als in Bezug auf ihre Zweckmäßigkeit bei Krawall. Aber wir haben es ja hier weniger mit Demos, als mit Krawall zu tun. Da ist die Hassi, wie gesagt, das Mittel der Wahl, und wie gesagt, weitere Tipps und Tricks findet ihr in anderen Texten. Also keine Angst vor der Hassi! Und noch eine Sache: Lasst euer Handy einfach ganz zu hause. Ganz. Nicht ausgemacht dabei haben, nicht auseinander gebaut dabei haben, einfach so wie es ist zu hause liegen lassen, oder ganz abschaffen. Die Dinger sind der letzte Müll, zumindest so lange das mit der Revolution noch nichts geworden ist.

3. Irgendwas fehlt noch
Also wir fanden den Krawall richtig gut, aber dennoch hatten wir das Gefühl: Etwas fehlt! Und da können wir uns zumindest an die eigene Nase packen, um jetzt nicht die von wem anderes anzufassen: Es fehlt an Effizienz. Wir bekommen es nicht hin, richtig gute Barrikaden zu bauen, und wir bekommen es auch nicht hin, den Bullen so richtig zuzusetzen. Klaro, an ein paar Stellen hatten sie Schiss und sind weggejoggt(gerannt sind sie nur in unsre Richtung, wie wir das mitbekommen haben), und ein paar haben auch gejammert. Aber leider sind die Verletztenzahlen von ihnen gefaked, sie rannten eben in ihr eigenes Gas und galten dann als verletzt. Das wird zwar dankenswerter Weise in der Presse unterschlagen und uns zugeschrieben, aber wir wissen ja leider wie es war. Um ihnen richtig zuzusetzen, fehlt noch etwas. Auch ein richtiger Steinhagel scheint sie nicht zu schockieren. Und wenn sie erstmal nahe ran sind, dann gehen wir meistens flitzen, manchmal sogar, obwohl wir zahlenmäßig krass überlegen sind und das bringt es irgendwie nicht. Wir werden uns auf jeden Fall zu diesen Punkten weiterhin Gedanken machen und würden uns freuen, wenn das auch in anderen Bezugsgruppen Thema wäre. Und wenn es schon diesen Quatsch (Ein paar finden es witzig, ein paar bescheuert) mit der Randalemeisterschaft gibt, für die nächste richtig große und schöne Barrikade, und für das nächste richtig schöne Verjagen von Bullen sollte es auf jeden Fall extra Punkte geben.

4. „Das ist nicht mein Leipzig!“
So wurde es getwittert, von einigen, sehr schockierten Lepziger_innen. Wir stimmen ihnen zu. Es ist nicht ihr Leipzig. Wir mögen keine Grund und Bodenmentalität dieser Art, daher sagen wir jetzt mal nicht, es ist unser Leipzig, aber vielleicht ist es eben auch unser Leipzig, auch wenn wir extra dafür hinfahren müssen. Und mit unsrem Leipzig machen wir, was wir wollen, wenn wir können. Und dazu gehört eben auch das zerdeppern von allem möglichen Zeug, was uns nicht in den Kram passt. So ist das. Viele Leute sehen das anders, und haben Mülltonnen gelöscht, Barrikaden abgebaut und so weiter, und sich damit richtig schön für ihren Scheißstaat eingesetzt. Was war noch zu lesen: „Das hat nichts mit Toleranz zu tun“ (Stimmt genau: wir sind auch gar nicht die, die immer von Toleranz reden, das ist gar nicht unser Wert. Wir tolerieren gar nichts, was uns nicht passt, vor allem keine Nazis und auch keine Bullen und so weiter), „Das waren kriminelle Anarchisten und Autonome, die im Deckmantel des Antifaschismus gegen den Staat kämpfen“ (Zitat OB Jung aus LE; stimmt fast: Wir finden es gut, das zumindest das eine mal klar wurde, nämlich das wir nicht auf einer Seite stehen, sondern etwas grundsätzlich anderes wollen, wir wollen den Staat nicht vor den Nazis beschützen, wir wollen den Staat abschaffen, der die Nazis hervorbringt und fördert. Nur das mit dem Deckmantel des Antifaschismus ist scheiße, Antifaschismus ist zentraler Bestandteil unseres Handelns und unseres Kampfes gegen den Staat.) Eine weitere Kuriosität: Des Öfteren lasen und hörten wir: „Sie zerdeppern ihr eigenes Viertel, wie dumm, was soll das bringen“. Dazu wollen wir klar stellen: Die Südvorstadt, in der sich ein Großteil des Krawalls abspielte, ist in keiner Weise „unser“ Viertel. Das sieht man ja an einer ganzen Reihe von Drecksläden, die sich dort tummeln und Hackfressen die dort hausen. Es ist ein Hipster und Juppie Viertel. Klaro wohnen da auch nette Leute, aber das als „unser Viertel“ zu bezeichnen ist einfach Unsinn. 

Insgesamt hat uns die Mediale Berichterstattung aber zugesagt, manche Übertreibung (Straßenterrorismus) hat uns ja ganz verlegen gemacht. Trotzdem: Gestimmt hat natürlich nicht alles, deswegen wollen wir eine Sache nochmal klarer machen:

5. Nicht alle sind dagegen
Die Medien haben neben der ganzen recht gelungenen Hetze gegen uns (welche uns erleichtert, denn so müssen nicht WIR uns immer von DENEN distanzieren - sie tun es nun selbst) auch ein paar Sachen verbreitet, die wir nicht ok finden. So wird unisono behauptet, das alle gegen uns wären, alle Anwohner_innen, alle Gewerbeleute. Das stimmt aber nicht. Wir haben an diesem Tag mehrfach genau auch das Gegenteil mitbekommen. Sicher nicht nur, aber eben auch, und eine Reihe von Zuspruch aus überraschender Richtung erreichte uns auch danach noch. Ein Zitat, das uns erreichte, fanden wir auch mal erwähnenswert, da sagte jemand ganz bürgerliches: „Wenn jemand die Nazis aufhalten kann, dann die.“ Was sollen wir dazu sagen? Auf jeden Fall waren einige Geschäfts- und Haustüren noch offen für Leute, die von den Bullen gehetzt wurden und wir wehren uns einfach dagegen, dass wir so ein paar isolierte Trottel wären. Wenn das so wäre dann wäre diese ganze mediale Hetze gar nicht nötig, dann wären ja sowieso alle gegen uns. Diese Position aus Politik und Medien, dass wir nur isolierte Chaos-Kriminelle sind: da ist der Wunsch Vater des Gedankens. Es hat in Hamburg nicht gestimmt, es hat in Frankfurt nicht gestimmt, es hat auch hier nicht gestimmt. Wir wollen jetzt auch nicht sagen, die Massen stünden hinter uns, aber ein paar tun es auf jeden Fall. Und das sind zum Teil eben auch ganz normale Leute. Daher fügen wir der Gratulation von oben noch diese hinzu: Wir gratulieren allen, die Tür und Tor aufmachen oder auflassen, um Leuten Schutz vor den Psychoprügelbullen zu gewähren und wollen hier auch noch mal Danke sagen. Vielleicht seid ihr bei nächsten Mal ja selber mit dabei (Und dann zieht euch auf jeden Fall Handschuhe an und eine Hassi etc, siehe oben).
 
6.) Die Vermittlungen
Wir vermitteln hier gar nichts. Das ist doch oft völlig überbewertet, als ob die Ablehnung des Krawalls daher käme, das die Leute nicht wüssten, wieso wir krawallieren. Sie wissen es. Sie sagen es ja auch in der Zeitung, wir kämpfen gegen den Staat. Und wieso wir das tun wissen sie meistens auch. Und was wir kaputt machen sehen sie, und da können sie sich schon ihren Reim drauf machen oder fangen an, selbst darüber nachzudenken. Wir hassen den Staat, deswegen machen wir alles kurz und klein, wenn wir können. Und auch nicht willkürlich wirklich alles, sondern eben dies und das, wie ja oben in der Auflistung zu sehen. Und wenn jetzt wieder jemand kommt und sagt: Ich verstehe aber nicht, was es helfen soll eine Bahnstation zu zerdeppern, blablabla, dann müssen wir einfach sagen: Dann verstehst du das eben nicht. Also wir haben auch nichts dagegen, wenn es wer erklärt, aber wir sind da raus. Wer es schöner findet, an einer heilen Bahnhalte zu stehen, kann ja mithelfen, sie wieder aufzubauen. Da fällt uns dann auch direkt noch was anderes ein:
 
7.) an die unsoldidarische Linke, welche sich immer und immer wieder distanziert:
Wer die Möglichkeit zum Krawall abgibt, hat seine Untertänigkeit bereits bewiesen. Von ihm/ihr ist kein Widerstand mehr zu erwarten. Ihr steht auf der Seite der Herrschenden und bettelt um ein Stückchen Macht. Ihr und wir gehören nicht zusammen. Ihr müsst nicht mitmachen und könnt einfach eure Aktionen machen, wir hindern euch nicht und distanzieren uns nicht, aber wenn ihr nicht solidarisch seid, sondern euch distanziert, dann gehört ihr zur SPD, den Grünen und zur Linkspartei. Bitte lasst uns in Ruhe.

Die Spaltung des Widerstands bleibt auch heute eines der zentralsten Instrumente der Herrschaft. Und sie schadet nicht nur der einen Seite, die abgespalten werden soll. Sie schadet uns allen. Wir haben gemeinsame Gegner. Und diese wollen uns zu Gegnern machen, denn sie wissen, wie gefährlich wir sind, wenn wir solidarisch kämpfen.

8.) Damit wir nicht nur Schaumschläger_innen sind
Solidarität muss praktisch werden, die Parole ist ja ein alter Hut. Sich nicht zu distanzieren ist die eine Sache, zu unterstützen die andere. Wir denken da für uns, das wir noch ein wenig mehr darauf achten können, Kohle ran zu schaffen etc, und das sollten wir auch alle machen, denn es hat wieder ein paar erwischt und die brauchen nun unseren Support, am besten eben Bundesweit. Also denken wir: Kohle sammeln und immer ein Auge auf anstehende Prozesse, und vor allem, auch auf die Urteile und wer da wen verurteilt hat. Auch Silvester hat es ja hier und da schön geknallt, aber einige wurden geschnappt. Vergessen wir sie nicht!
 
In diesem Sinne sagen wir bis bald, wir freuen uns auf das nächste Mal!  
Insurrektionalistische Linke / Undogmatische Gruppen

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Was soll jetzt bitteschön am Hassi besser sein als Schlauchschal Mütze/Kappe? Das erschlißet sich für mich nicht so richtig. 

kann 1. nicht runterrutschen. Unter der Hassi gucken 2. nicht (mit der Zeit immer mehr) Haare vor. 3: Alle Hassis sehen mehr oder weniger gleich aus. Mützen haben Bommeln, unterschiedliche Schnittmuster, usw. , was die Identifikation leichter macht.

Wenn du ne Hassi aufhast, musst du einfach nicht drüber nachdenken, ob dein Schlauchschal und Mütze richtig sitzt, die passt immer und wenn was verrutscht, dann merkst du das sofort, weil du dann nix siehst.

 

Danke für den lustigen Text.

wichtigstes argument für die (zwei-loch-) hassi: sie erschwert/verunmöglicht (biometrische) gesichtserkennung (auf bildern und videos) in besonderem maße, weil die augenpartie viel besser versteckt ist (augenbrauen, augenabstand, nasenansatz, etc) siehe: http://www.profil-hamburg.de/WebRoot/Store17/Shops/62711894/4CB3/38E2/5F...

Was für ein geiler Text, was für eine coole Nachbetrachtung! Wir fiebern, fühlen und kämpfen mit euch! Laßt uns die Effizienz gegen die Scheissbullen und die sonstige Staatsfaschisten steigern, besser Barrikaden bauen, schneller Autos erleuchten und auf kurzer Entfernung die Schwergen zu Zwergen werden!

 

Und das alles am 6.2. in Berlin-Friedrichshein! Kommt und macht die Bullen alle!

Ihr steht auf der Seite der Herrschenden und bettelt um ein Stückchen Macht. Ihr und wir gehören nicht zusammen. [...]
Die Spaltung des Widerstands bleibt auch heute eines der zentralsten Instrumente der Herrschaft. [...] Sie schadet uns allen. 

das nen ich mal ne arte diffamierung

Die Presse wird uns deswegen jetzt warscheinlich wieder zerfleischen ... was soll's.

1. Irgendetwas fehlt völlig, nämlich eine politische Einschätzung:

"Die bloße Eskalation des sozialen Konfliktes taugt nicht als Ziel einer radikalen Linken, weil es am Ende auf die immer gleiche putschistische Zuspitzungsphantasie hinausläuft, die mit ein paar Gewaltbildchen schon ganz zufrieden ist. Wer sich aber außer dem finalen Zusammenbruch und der Brutalisierung des Konfliktes nichts mehr vorstellen kann, der hat sich im selbsterklärten Außen der Gesellschaft schon zu gut eingerichtet. Das hat viel mit der Schützengrabenromantik eines Ernst Jünger und wenig mit dem Auffinden und Zuspitzen der Widersprüche im Hier und Jetzt zu tun. Am Ende des Tages ist jeder Riot nur so gut, wie die gesellschaftliche Organisierung und deren Verankerung im Alltag, die dahinter aufscheint."

 

2. Die unsolidarischen Krawallos

Wer alle, die sich unter Politik mehr oder etwas anderes vorstellen als Krawall, als Untertanen diffamiert, wird (mit oder ohne Hassi) als isolierte, militarisierte Avantgarde ohne Bedeutung enden. Wer glaubt man könne Solidariät von Leuten einfordern, mit denen man selbst nicht solidarisch ist, hat nicht verstanden wie die "Spaltung des Widerstands" funktioniert. #antipluraleLinke

 

3. Sprachlosigkeit oder "Wir vermitteln hier gar nichts!"

Kann es, dass ihr vielleicht auch einfach nicht so viel zu sagen hättet, wenn ihr erklären müsstet, warum der Krawall stattgefunden hat? Ihr (glaubt ihr) macht halt alles kurz und klein, wenn ihr könnt. Das klingt zwar nach ner ziemlich dicken Hose, macht den Bock aber zum Gärtner. Eine antiautoritäre Veränderung dieser Gesellschaft wird nicht von einer verbitterten Minderheit organisiert werden, sondern nur von einer gesellschaftlichen Mehrheit. Glaubt ihr nicht? Schaut mal auf den Scherbenhaufen, der sich Geschichte der Linken nennt! Wer es für eine Tugend hält, nicht mit Leuten zu reden oder nicht erklären zu können warum man macht, was man macht, wird deshalb zu einer sozialen Revolution nicht viel beizutragen haben...

 

4. Die Revolution muss  Augen öffnen anstatt Schädel zu zerschmettern (frei nach Pannekoek)

 

"Wir bekommen es nicht hin, richtig gute Barrikaden zu bauen, und wir bekommen es auch nicht hin, den Bullen so richtig zuzusetzen. Klaro, an ein paar Stellen hatten sie Schiss und sind weggejoggt (gerannt sind sie nur in unsre Richtung, wie wir das mitbekommen haben), und ein paar haben auch gejammert. Aber leider sind die Verletztenzahlen von ihnen gefaked, sie rannten eben in ihr eigenes Gas und galten dann als verletzt. Das wird zwar dankenswerter Weise in der Presse unterschlagen und uns zugeschrieben, aber wir wissen ja leider wie es war. Um ihnen richtig zuzusetzen, fehlt noch etwas. Auch ein richtiger Steinhagel scheint sie nicht zu schockieren."

 

Mir kommt das Gruseln, wenn eure quasi einzige Messlatte für den politischen Erfolg des 12.12 der Bodycount bei den Cops ist! So lange ihr nur diese Vorstellung von Erfolg habt, werdet ihr scheitern -  auf die eine oder andere Art... 

Danke für deinen kritischen Kommentar zu diesem blödsinnigen Text oben.

Es war in besseren Zeiten üblich sich die Hasskappe in der Mitte so zu zu nähen dass nur 2 Augenschlitze als Öffnung ihre optisch eindrucksvollere Wirkung taten, welche wesentlich besser eine Rutschfestigkeit garantierten als auch die Augenbrauen mitverdeckten. Bedauerlicherweise hat es sich eingeBÜRGERt  darauf zu verzichten um illusioniert von Legalität 2 oder 3 Sinnesorgane erkennbar zu lassen und sie vermeintlich zum "richtigen" Zeitpunkt erst ganz zu nutzen. Das muß sich ändern: Greift zu Nadel und Faden!

 

Desweiteren ist eine Hasskappe auch ein politisches Symbol, nicht nur eine pragmatische Angelegenheit.

Ist ja schön, dass ihr euch freut über ein bischen Budenzauber in eurem Viertel in Leipzig. Das ihr das Ganze gleich zur Massenorganisation und euch zur Avantgarde ausfruft die paternalische Tipps fürs gepflegte randalieren liefert ist schon ein ausgesprochener Narzismus. Sei euch aber gegönnt. Die Frage bleibt nur wozu das eigentlich alles. Aber klar Vermittlung ist reaktionär. Wer fragt hats nicht verstanden. Mit solchen Argumenten wurde von der Elterngeneration in den fünfziger Jahren auch die Ära Adenauer verteidigt.

 

Gewalt oder meinetwegen Militanz als Selbstzweck kann sich ins reaktionäre wenden, wenn es nicht reflektiert und hinterfragt wird. Die Mühen einer politischen Einordnung macht ihr euch aber gleich gar nicht mehr. Alles verbleibt auf der Ebene der Erscheinungsform. Mit der Revolte wird das so nix! Vermeintliche Radikalität ensteht bei euch nicht durch Inhalte, sondern ausschließlich durch Gewalt- und  Machtphantasien im Straßenkampf. Die Realität von Geflüchteten, Menschen mit Einschränkungen oder ärmeren Bevölkerungsschichten kommt bei euch erst gar nicht vor. Ihr definiert euch als Kämpfer und seht euch an der Seite von anderen Kämpfern.  

 

Jung, überwiegend maskulin, fit und aus dem Mittelstand, so scheint eure revolitionäre Zielgruppe zwischen den Zeilen auf. Zumindest macht ihr euch keine Gedanken, wie ihr Menschen mit Einschränkungen mitnehmt, wie sind die Bedingungen im Rahmen eures Kleinkrieges für Marginalisierte oder Illegalisierte, was lösen Straßenkämpfe und Polizeigewalt möglicherweise an Traumatisierungen aus. Dies existiert für euch alles nicht. Die Welt ist aber größer als das Connewitzer Kreuz. 

 

höflichst 

Autonomes Zentralkommando

 

Und übrigens:

Die Ideologie des Insurrektionalismus ist wie jede Ideologieproduktion unvereinbar mit Undogmatismus!

Aber das nur nebenbei...

Da die meisten Steine aus gehöriger Entfernung geworfen werden, um nicht erhascht zu werden, ist ein 45° Winkel sehr erfolgreich da er maximale Reichweite garantiert. Jedoch kommen, aus Sicht der Cops, solcherart geworfene Objekte immer von oben und dies erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Treffers der oberen Körperpartie ungemein. Diese sind bekanntermaßen recht wirkungslos und die Cops, zumindest die mit Erfahrung, wissen das. Verletzlich in jeder Hinsicht ist jedoch (fast nur) der ungepanzerte Oberschenkel. Ein ordentlicher Treffer da verlangsamt den Cop bzw. er kann am "Dienst" (an der Waffe) nicht mehr teilnehmen. Der Wurfwinkel sollte also flacher gewählt werden um besser zu Treffen, dass hat allerdings meist eine größere Annäherung an die Cops zur Folge. Solches Vorgehen muss klug überlegt sein, ist jedoch im Zuge zunehmender Streetfight Erfahrung erlangbar und auch an "unerfahrene" ganz praktisch vermittelbar.

„Wenn jemand die Nazis aufhalten kann, dann die.“ Das ist zwar nicht das einzige, was ihr ordentlich verkackt habt, aber genau das – Nazis aufhalten – habt ihr nicht ansatzweise versucht.

Das hat mich auch sehr geärgert. Es hat einiges an Randale gegeben, aber nur eine Hand voll Leute haben ernste Blockaden versucht. Wäre besser gewesen, wenn die meisten Krawallos zu den Blockadeversuchen gestoßen wären.

Ihr seid unsolidarisch und dumm. Keine Ahnung aus welcher Stadt Ihr geschrieben habt. Aber die Krawalle haben nur geschadet. Während Ihr euch in eure sichere Stadt zurück zieht müssen Genoss-Innen hier mit der Angst mit Rache leben. Falls Ihr die letzten Wochen nicht mitbekommen habt, die Nazis sind in Leipzig scheiße gut vernetzt und militant wie angeblich seit der Nazizeit nicht mehr. Hier brennen unsere Gyms ab, unsere Autos, wir bekommen Hausbesuche, greifen auf offener Straße Genoss-Innen an und zuletzt hatten sie nicht mal mehr Angst mit 250 Nazis Connewitz in Schutt und Asche zu legen !!!

 

Wenn Ihr so toll seid, dann gebt euch zu erkennen damit die zu euch machen und uns in Ruhe lassen. Dieses Macho Gehabe von euch kotzt einen nur noch an. Verpisst euch einfach mit eurer Randale. Euer Riot Gehabt geht uns auf den Piss!!

Mit der Angst vor Rache leben müssen?

Faschos so militant wie seit den 30er/40er Jahren nicht mehr?

Connewitz in Schutt und Asche?

Riot-Gehabe geht uns auf den Piss?

 

Hm, von alle dem merke ich nichts, wenn ich so in LE lebe. Aber vielleicht 'leben' wir ja auch verschieden. Ansonsten wurde unter 4. eigentlich schon alles zu geschrieben.

Was für eine verquere Logik. Weil die faschos hier gut vernetzt sind und racheaktionen planen, sollten wir die Füße still halten?

Und anderen genossen nazihausbesuche an den Hals zu wünschen, damit es einen selbst nicht trifft, ist so ziemlich das unsolidarischste, was ich hier je lesen musste.

Du bist raus, verpiss dich!

..für diesen tollen Text.

Glaubt ihr denn ehrlich, dass ein paar Krawalle eine ernsthafte Gefahr und Kampfansage an die BRD sind?

 

Ihr greift mit der Polizei nicht den Staat ein sondern nur ein paar Idiot*innen, die vielleicht als Exekutive für ihn arbeiten, also seine kümmerlichen kleinen Stellvertreter*innen auf der untersten Machtebene - der Staatsapperat mit Regierung & co. wird dadurch kein bisschen angetastet.

 

Natürlich kann man durch eine soziale Revolution die Regierung eines Staates oder den Staat selbst stürzen. Aber mal ehrlich: Dazu brauch man einen großen Teil der Bevölkerung auf seiner Seite, und Krawalle + Gewalt finden die meisten Menschen nicht so geil, damit schafft man sich keine Heerscharen an Befürworter*innen.

 

Ich hab leider den Eindruck dass ihr mit eurer Gewalt legitime linke Anliegen und Kritikpunkte (Antifaschismus, Sexismus ...) beschädigt und euch in einen sinnlosen, sich ewig wiederholenden Stellvertreter-Konflikt mit der Polizei verstrickt habt, der in eine Sackgasse führt, während die BRD munter weiterexistiert.

Na, darin liegt doch womöglich gerade der Reiz. Den eigenen Kiez als heimeligen Rückzugsort, und wenn einem mal nach ein bisschen Adrenalin und Testosteron ist, raus zum Krawall. Das gute Gefühl, irgendwie auf der richtigen Seite zu stehen, kombiniert mit dem Bewusstsein, gegen die große böse Übermacht da draußen keine Hemmungen haben zu müssen. Und in ein paar Wochen dann die nächste Auflage. In so einer Blase lebt es sich doch wunderbar...

Das muss man erst mal hinkriegen. Soviel Selbstherrlichkeit, Selbstgerechtigkeit und Anmaßung in einen einzigen Text zu packen. Blöd nur, dass das Ganze ungefähr so "links" ist wie Scheiße beim Versuch, Schokolade zu sein. Ähnlich in der Farbe vielleicht, aber das war's dann auch schon...

korrekt!!!!!! überlasst die linke politik leuten, die sich mit inhalten befassen, und wenn ihr bock auf krawall habt geht doch zum fußball - da wärt ihr leipzig ja gut aufgehoben (stichwort chemie vs. lok).

"Wir gratulieren....zu jedem Stein und jedem Böller der auf einen Polizisten geworfen wurde..." Da in Eurer der Gratulationsorgie der Steinhagel auf aus Connewitz anreisende Gegendemonstant*innen nicht erwähnt wurde (so geschehen kurz nach 13 Uhr an der Ecke Karli/Eisner von Seite Wendl-Bäcker schräg über die Kreuzung und somit nicht in Richtung Polizei), würde mich interessieren, ob das einfach kurzzeitige Orientierungslosigkeit oder eben doch geplant und kalkuliert war - so als Distanzierung viellicht - siehe 7.