Leipzigs Oberbürgermeister ruft zur Lichterkette gegen Legida auf

Erstveröffentlicht: 
07.01.2016

Am Montag sollen tausende Leipziger mit einer Lichterkette ein Zeichen gegen die fremdenfeindlichen Bündnisse Legida und Pegida setzen. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und Christian Wolff, ehemals Pfarrer der Thomaskirche, rufen dazu auf.

 

Leipzig.  Das fremdenfeindliche Bündnis Legida soll am Montag zum Jahrestag seiner „Spaziergänge“ in Leipzig nicht über den Ring ziehen. Die Versammlungsbehörde habe entschieden, dass die Rechtspopulisten sich diesmal nur auf dem Platz vor dem Naturkundemuseum treffen können. Laut Ordnungsamt ist dann eine Route in Richtung Nordplatz vorgesehen. 1000 bis 2000 Teilnehmer habe das Bündnis angemeldet. Das teilte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Donnerstag im Rahmen der Pressekonferenz der Initiative „Leipzig bleibt helle“ mit. Als Grund für die Verlegung nannte Jung die Vielzahl der geplanten Veranstaltungen in der Innenstadt.

 

Zentrale Gegenveranstaltung zu Legida ist die vom ehemaligen Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff initiierte Lichterkette um den Ring. Unter dem Titel „Leipzig bleibt helle“ haben sich Kirchen und Gewerkschaften, Parteienvertreter, Verbände, Hochschulen und Wirtschaft zusammengeschlossen. Offenheit und Vielfalt in Leipzig seien wichtige Faktoren ihrer Standortentscheidung gewesen, betonten am Donnerstag BMW-Sprecher Jochen Müller und Joachim Lamla,Geschäftsführer von Porsche Leipzig.

 

„Wir rufen alle Leipziger auf, sich friedlich den Protesten am Montag anzuschließen, denn Rassisten begegnet man nicht mit Gewalt, sondern mit den besseren Argumenten und dem deutlichen Zeichen, dass Rassismus in unserer Gesellschaft nichts zu suchen hat“, sagte die Leipziger Grünen-Vorstandssprecherin Christin Melcher. Im vergangenen Jahr habe der kontinuierliche demokratische Gegenprotest dazu geführt, dass Legida immer weniger Anhänger mobilisieren konnte. Neben Melcher werden sich auch die Bundespolitiker Konstantin von Notz und Monika Lazar sowie der sächsische Landesvorsitzende Jürgen Kasek für die Grünen in die Lichterkette einreihen. Weitere Akteure wie das Erich-Zeigner-Haus und Courage zeigen werden am Abend ebenfalls eingebunden. Die Universität habe der Stadt außerdem mitgeteilt, dass ihre Veranstaltungen am Augustusplatz ab 17 Uhr nach draußen verlegt werden. 

 

Kurzzeitige Sperrungen am Ring


Ab 18 Uhr können sich alle Leipziger, die Teil der Lichterkette werden wollen, an den Sammelpunkten Nikolaikirchhof, Augustusplatz, Kleiner Willy-Brandt-Platz, Richard-Wagner-Platz und Burgplatz einfinden. Dort werden Kerzen verteilt, bevor es ab 18.15 Uhr von Sammelpunkten auf den Ring geht. Von 18.45 Uhr bis 19 Uhr soll Leipzig leuchten und die Kette um den 3,5 Kilometer langen Cityring geschlossen werden. „Ich gehe davon aus, dass wir an vielen Stellen zweireihig stehen“, so Wolff. Ab 19 Uhr findet eine zentrale Abschlusskundgebung am Mendelssohnportal der Thomaskirche statt.

 

Die direkten City-Zufahren zum Ring werden für das Schließen der Lichterkette kurzzeitig dicht gemacht, teilten die Organisatoren mit. Der Verkehr auf dem Ring soll aber möglichst wenig beeinträchtigt werden, hieß es. Die Akteure bewegen sich nicht auf der Fahrbahn. Trotzdem sei davon auszugehen, dass die Polizei den Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Naturkundemuseum sperren werde, so der Oberbürgermeister. Das werde sicherheitstechnisch nicht anders gehen, schon um die Lichterkette von Legida zu separieren. 

 

OBM fordert: Keine Gewalt, von Niemandem


Gleichzeitig betonte Jung, die Veranstaltung in der Innenstadt sei sicher, auch für Familien und Senioren. Gewalt von linker und rechter Seite erteilte er eine klare Absage. „Es kann nicht sein, dass wir Gewalttätern die Straße überlassen“, so Jung mit Blick auf die Eskalation der Demonstrationen am 12. Dezember im Leipziger Süden. Auch dass es 2015 in Sachsen rund 500 Übergriffe auf Asylbewerberheime und Fremde gegeben habe, sei unerträglich. Die Lichterkette stehe als Zeichen für den Grundsatz „Keine Gewalt, von Niemandem“. Am Montag gehe es um die Mobilisierung der Vernünftigen. 

 

Mahnwachen im Waldstraßenviertel


Obwohl sich auf Seiten der Rechtspopulisten Pegida-Chef Lutz Bachmann als Redner angesagt hat und Silvio Rösler mit der rechten „Offensive für Deutschland“ ebenfalls aufmarschieren will, sieht Jung derzeit keine Anzeichen, dass auf Legida-Seite am 11. Januar mit tausenden von Teilnehmern zu rechnen sei. Er gehe von Teilnehmerzahlen im geringen dreistelligen Bereich, so Leipzigs Oberbürgermeister.

 

Frank Kimmerle vom Erich-Zeigner-Haus wies darauf hin, dass die Bewohner des Waldstraßenviertels am Montag ebenfalls Position gegen Legida beziehen wollen. So seien bereits Mahnwachen an Stolpersteinen angemeldet worden. Diese Steine erinnern an das Schicksal jüdischer Bürger, die durch den Nazi-Terror ums Leben kamen.

 

Wolff und Jung dankten den vielen Freiwilligen, die im vergangenen Jahr den Flüchtlingen in Leipzig auf vielfältige Weise geholfen haben. Die Studentenschaft habe dabei ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt. Das Engagement von tausenden Ehrenamtlichen sei die Basis für die „Leipzig bleibt helle“-Veranstaltung am Montag.

 

Von Evelyn ter Vehn / maf