[DU] Pegida erstarkt

Stürzenberger in Duisburg (26.10.15)

Nachdem es in den letzten Monaten eher ruhig um den Pegida Ableger in Duisburg geworden ist, steigen nun seit einigen Wochen wieder die Teilnehmer*innenzahlen. Unter den Demonstrant*innen sind auch viele Hooligans und Neonazis. Diese können sich rund um den Hbf frei bewegen. Mitschuld an dieser beängstigen Situation rund um den Duisburg Hbf an Montagabenden trägt auch die Polizei. Der Gegenprotest ist minimal.

 

Pegida in Duisburg


Es ist einige Monate her, dass sich antifaschistische Gruppen aus Duisburg zum Pegida Ableger “Pegida NRW” geäußert haben. Damals wurden die Versuche, die rassistische und antiziganistische Stimmung in der Stadt für die wöchentlichen Aufmärsche zu nutzen, als gescheitert bzw. ohne großes Potential eingestuft. Zu groß waren die Streitereien innerhalb des Orga-Teams, zu zaghaft die Versuche sich von Neonazis abzugrenzen. Zudem sank die Teilnehmer*innenzahl von Woche zu Woche und selbst die Lokalzeitungen schienen sich nicht mehr für die sogenannten Abendspaziergänge zu interessieren.
Diese Analyse schien sich auch in den nächsten Wochen zu bewahrheiten. Zwar fanden seit dem 11.05.2015 wieder regelmäßig die Kundgebung und der “Abendsparziergang” statt, die Teilnehmer*innenzahlen betrugen dabei aber oftmals nur 30-50 Teilnehmer*innen, die mit ihren Deutschlandfahnen, Rolatoren und " I love Pegida"-Shirts eher wie eine unlustige Karnevals-Truppe wirkten.
Doch nach zahlreichen schwachen Wochen, in denen sich die Endscheidung von antifaschistischen Gruppen keine Gegenkundgebungen mehr anzumelden und ihre Zeit und Ressourcen in andere Aktivitäten zu stecken als richtig erwies, hat sich die Situation innerhalb eines Monats radikal verändert.
Seit dem am 03.08.2015 Michael Stürzenberger als Redner eingeladen wurde und die Teilnehmer*innenzahl erstmals wieder über 100 angestiegen ist, wächst nun die Teilnehmer*innenzahl wieder von Woche zu Woche an. Bei der 35. Pegida Anmeldung am vergangen Montag, lag sie unseren Schätzungen zufolge bei rund 250 Teilnehmer*innen. Die Polizei spricht sogar von 350 Teilnehmer*innen.

 

Nazis und Hooligans bei Pegida


Unter den Demonstrant*innen am 26.10.2015 befanden sich zahlreiche Hogesa-Nazis, die sich stolz mit ihrem Banner präsentierten und von anderen Demonstrant*innen und den Redner*innen auf der Bühne frenetisch begrüßt wurden, als sie geschlossen in einem Mob von ca. 40 Personen durch den Bahnhof zu den anderen Demonstrant*innen stießen. Außerdem befanden sich beim vergangen Mal erstmals wieder Hooligans und Nazis aus der Fanszene des MSV Duisburg unter den Teilnehmer*innen. Darunter Mitglieder der angeblich aufgelösten Hooligan Gruppe “Division Duisburg” sowie ihrem rechten Rattenschwanz dem Sauf-Fanklub “Toastbrot Duisburg”.
Diese beiden Gruppen trafen sich vor dem Pegida Aufmarsch in der schon länger bei Nazis beliebten Kneipe “Crazy Monkey” direkt am Ostausgang des Hbfs. Dort stimmten sie sich mit ordentlich Alkohol und Gesängen wie “Antifa Hurensöhne” auf den Pegida Aufmarsch ein. Dabei hielten sie, vor der Kneipe stehend, Ausschau nach politischen Gegner*innen für mögliche Konfrontationen.
Ihre Gewaltbereitschaft zeigten sie auch direkt bei ihrer Ankunft am Kundgebungsort als viele von ihnen auf die Teilnehmer*innen der Gegenkundgebung zurannten um die körperliche Auseinandersetzung mit ihnen zu suchen. Die Polizei konnte hier einen Angriffsversuch verhindern.
Anders war es vor vier Wochen als eine Gruppe von Hogesa-Nazis, nach einem Vorbesäufnis in der Kneipe "Wickkühler " auf der Königtraße, im Rücken der Gegendemonstrant*innen auftauchte und diese ungehindert angreifen konnte ohne danach Repressalien von Seiten der Polizei zu erfahren. Stattdessen posierten sie später sogar noch auf einem gemeinsamen Mobfoto.
Diesen Montag wurde nun erneut Michael Stürzenberger aus München eingeladen. Dieser hielt eine 25-minütige Rede, bei der er wild gestikulierend auf der Bühne stand. Dabei versuchte er zwar sich immer wieder von Neonazis zu distanzierten und behauptete, dass Pegida in geschichtlicher Tradition von “stolzen Patrioten wie Sophie Scholl” stehe, dennoch hetzte er in übler rassistischer Weise gegen Muslime.
Insgesamt versucht sich der NRW Ableger in Duisburg seit seiner Gründung vorgeblich von Neonazis zu distanzieren. Dies gelingt aber, ähnlich wie beim großen Vorbild in Dresden, nicht. Neben den angesprochenen Nazi-Hooligans nahmen diese Woche auch wieder zahlreiche weitere Neonazis an der Demo teil. Darunter Mitglieder des sogenannten “Nationalen Widerstand Duisburg”. Außerdem twitterte der Wuppertaler Kreisverband der rechtsextremen Kleinstpartei “Die Rechte” ebenfalls an der Demo teilzunehmen. Die Neonazis waren während des Demomarsches durch Parolen, wie “Hier marschiert der Nationaler Widerstand” und “Nationaler Sozialismus jetzt” klar zu verordnen, auch wenn das Orga-Team durch Ansagen mit einem Megaphon versuchte solche Parolen zu unterbinden.

 

Die Polizei


Die Polizeitaktik hat sich seit Beginn der Aufmärsche zu Beginn des Jahres verändert. Statt auf dem unattraktiveren Busparkplatz von zahlreichen Polizist*innen und Absperrungen umgeben, findet die Pegida Kundgebung nun schon seit Wochen, aufgrund einer Baustelle, auf dem direkten Vorplatz des Hbfs statt. Dabei ist die Polizeipräsenz um die Pegida-Kundgebung stark geschrumpft, Absperrungen sind komplett verschwunden. Das bedeutet, dass Passant*innen an der Pegida Kundgebung zwangsweise vorbei laufen müssen. Es gibt für unregelmäßige Demoteilnehmer*innen keinerlei Abschreckung mehr, sie können sich einfach dazu stellen und zuhören.
Die Polizeitaktik führte am vergangenen Montag auch dazu, dass sich die Neonazis und die Hooligans frei im Hbf bewegen konnte. So konnten sie z.B. ungehindert diverse Läden aufsuchen. Auch auf nachkommende Teilnehmer*innen aus dem Milieu ist die Polizei nicht vorbereitet. Im Bahnhof selbst befinden sich keine Polizeikräfte.
Die wenigen anwesenden Polizeibeamt*innen beschränken sich darauf die Gegendemonstrant*innen, die mittlerweile zwischen den Bäumen links auf der Bahnhofsplatte stehen, abzuschirmen, sie zu filmen und zu schikanieren. Zahlreiche Zivilbeamt*innen beobachten die Gegendemonstrant*innen ebenfalls.

 

Der Gegenprotest

 

Immer, wenn Pegida bisher in Duisburg aufmarschiert ist, gab es auch Gegenprotest, organisiert vom “Netzwerk gegen Rechts” und dem Bündnis “Duisburg stellt sich quer” . Mittlerweile zusammengeschrumpft auf rund 50 – 100 Teilnehmer*innen. Präsent sind dabei vor allem “Altlinke” der MLPD und des Duisburger Kreisverbandes der Linkspartei durch Fahnen und Mikrophone. Dazu gesellen sich einige oftmals ziemlich junge Antifas.
Zwar muss man den Aktivist*innen des Gegenprotests zu Gute halten, dass sie seit Monaten jeden Montag dort ausharren und dies auch zu Zeiten, in denen sich kaum jemand in Duisburg noch ernsthaft für Pegida interessierte, dennoch sind die dort gehaltenen wirren Redebeiträge und die peinlichen Parolen, die gerufen werden “Ihr seht nicht arisch aus” oder “Euer Stammbaum ist ein Kreis” nicht die Art auf die antifaschistischer Prostest sich äußern sollte.

 

Ausblick


Auf Grund der Beobachtungen der letzten Wochen ist zu befürchten, dass die Teilnehmer*innenzahl bei Pegida in den nächsten Wochen weiter steigen könnte. Interessant dabei wird zu sehen sein, ob Pegida weiterhin versucht sich von Neonazis zu distanzieren oder ob diese bald genau so willkommen sind wie es Hogesa-Nazis jetzt schon sind. Ebenfalls abzuwarten gilt, ob an den nächsten Montagen wieder so viele Hooligans mobilisiert werden können oder ob es am letzten Montag, ein Tag nach der Hogesa-Kundgebung in Köln (auf der dazu aufgerufen wurde nach Duisburg zu fahren) bei einem einmaligen großen Auftreten bleibt.
Falls sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten und ab sofort weiterhin zahlreiche Hooligans und Neonazi an den Pegida Kundgebungen teilnehmen und sich die Polizeitaktik und die Anzahl an Gegendemonstrant*innen nicht verändert, könnte der Duisburg Hbf an Montagabenden zu einem gefährlichen Ort für vermeintliche Antifaschist*innen und nicht-weiße Personen werden.
Wir werden auch die kommenden Pegida Kundgebungen und deren Demonstrationsmärsche weiter beobachten und dokumentieren. Eine Arbeit, die in den vergangenen Wochen und Monaten nicht stattgefunden hat.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Weiß jemand, ob die NRW PEGIDA-Ableger Unterstützung aus den Reihen des ehemaligen NWDO, sprich die heutige Die Rechte Dortmund, bekommt?

Wenn ja, sind es nur einzelne Nazis, oder treten sie in Gruppenstärke auf?

 

Wenn nicht, weiß jemand den Grund, also interne Streitigkeiten zwischen PEGIDA NRW Gruppen und Dortmunder Faschos?

Da sind die Dortmunder in ca. 20 mann Gruppenstärke (mit Borchert als "Prominenz" rumgelaufen). Brück und Giemsch befanden sich wohl mit darunter.

 

Aber ist auch schon fast ein jahr her (als Pegida da noch "stark" war), dass die sich dorthin getraut haben.

Danke, hat Dittmer mit den Dortmundern Streit bekommen?

.

Dittmer wollte halt mehr in die bürgerliche Ecke und die "einfachen" Bürger abholen. Da passte es nicht so gut ins Eck, wenn da bekannte fascho-Größen mitlaufen.

 

Offener Streit war es wohl nicht, mehr so ne Geschichte hinter den Kulissen.

Die Unterstützung der Rechten aus Dortmund ist seit Wochen vorhanden genauso wie Division Altenessen, Nationaler Widerstand Duisburg uns Co. und nicht wenig, letzte Woche war nach schätzung ca 100 Rechtsextreme vor Ort, die eng  mit Silke Rohwer und PiNews schreiber Hans Jürgen Grimm verbunden sind sowie diversen anderen aus dem jetzigen Orga Team..

Die "Events" in NRW machen die selben 100-200 nasen unter sich aus, egal ob das jetzt Pegida, HoGeSa, Konzerte oder ähnliches sind.

Die "Dortmunder" nehmen schon seit Anfang diesen Jahres nicht mehr geschlossen an den Demonstrationen in Duisburg teil. Damals haben sie sich mit dem "bürgelichen" Teil verworfen.

Ein Bericht zu den neusten Entwicklung um Pegida in Duisburg ist hier zu finden:

https://linksunten.indymedia.org/en/node/158891

 

Diesmal gaben sich auch organisierte Nazis aus Dortmund zu erkennen.