Hamburg: Pegida gespalten – jetzt „Widerstand Hamburg“ - Nazi-Hooligans wollen marschieren

Antifaschistische Aktion

Während die rassistischen Pegida-Aufmärsche in Dresden zunehmend an Beteiligung und Aufmerksamkeit verlieren, hat sich der offizielle Ableger in Hamburg zerlegt bevor sich die „Patriotischen Europäer“ in der Stadt auch nur ein einziges Mal auf die Straße wagten. Im Gegenteil: Anfang Januar demonstrierten 5.000 HamburgerInnen vorbeugend gegen Pegida-Aufmärsche in Hamburg und solidarisierten sich mit den Pegida-GegnerInnen in Dresden. Die Mehrheit der ehemaligen Hamburger PedigistInnen (HHGida) hat sich nun unter dem Namen „Widerstand Hamburg“ dem Netzwerk „Widerstand Ost-West“ angeschlossen. Dies ist seinerseits ein westdeutsch geprägtes Konkurrenz-Bündnis um eine Ester Seitz zu dem Dresdner Pegida-Verein um Lutz Bachmann und die ehemalige Hamburgerin Tatjana Festerling. Gleichzeitig steht Hamburg möglicherweise ein größerer Nazi-Hooligan-Aufmarsch ins Haus.

 

Braune Phantasien im Hinterzimmer

 

Der HHGida-Kreis versuchte seit Monaten sich als Struktur zu konstituieren, suchte ein Vereinslokal, Öffentlichkeit und plante natürlich auch einen eigenen Aufmarsch in Hamburg, ursprünglich für den 30. August. Glaubt man den öffentlichen Stellungnahmen, dann sind die gut ein Dutzend Hamburger Hinterzimmer-RassistInnen aber nicht weit über völkische Luftschlösser, virtuelles Gepöbel und ein paar Skype-Konferenzen hinaus gekommen. Zuletzt beklagten sie sich mehrheitlich über eine angebliche Bevormundung durch Pegida-Dresden. Einerseits wurde man in Hamburg wohl unter Druck gesetzt, endlich auf die Straße zu gehen, andererseits fürchtete man dass „zehntausend rote Faschos“ (O-Ton), dies in Hamburg behindern würden. Also suchte man Verstärkung noch weiter rechts und landete bei Nazi-Kader Thorsten de Vries der ebenfalls einen Aufmarsch plant, allerdings zwei Wochen später und weniger auf bürgerliche Biedermänner, denn auf Hooligans und Neonazis ausgerichtet. Dies gefiel wohl wiederum den auf Reputation bedachten PedigistInnen aus Dresden so gar nicht und so kam es in Hamburg zur Spaltung. Die alte HHGida betreibt momentan nur noch die übliche rassistische Hetze auf Facebook, die Domain der offiziellen Homepage steht zum Verkauf und ein eigener Aufmarsch ist momentan nicht mal mehr angekündigt. Eine Anmeldung lag für den wochenlang beworbenen Aufmarsch laut Versammlungsbehörde (Stand 20. Mai) sowieso nie vor.

Hooligans und Ex-PedigistInnenen gemeinsam?

 

Die Abspaltung „Widerstand Hamburg“ um einen Mann der sich Nino de Farfalla nennt, bewirbt jetzt offen den geplanten Nazi-Hooligan-Aufmarsch um den vorbestraften Schläger Thorsten de Vries. Letzterer geht sogar soweit, der verbliebenen HH-Gida die Existenzberechtigung abzusprechen: „ES GIBT AKTUELL KEINE PEGIDA IN HAMBURG. Es gibt auch keine Gruppe in Hamburg, die von der PEGIDA aus Dresden und der Pegida Führung autorisiert ist in Hamburg Pegida-Spaziergänge oder Demonstrationen durchzuführen.“ Und er kündigt an, dass es nur einen gemeinsamen „überparteilichen“ Aufmarsch, auch mit Pegida-RednerInnen im September geben werde. Ob auch dies mehr als nur Internetblase und Großmaultum ist, wird sich auch an der Größe des ersten Aufmarsches von „Widerstand Ost-West“ am 20. Juni in Frankfurt zeigen. Das Bündnis will an diesem Tag erstmals seit den „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) im vergangenen Oktober in Köln und Hannover schaffen, in einer westdeutschen Großstadt einen Aufzug gegen Zuwanderung und die „Islamisierung“ durchzusetzen. Demo-Anmelderin Seitz und ihre Mitstreiter bewerben ihr Vorhaben am liebsten mit Superlativen: Man plane die „geilste, größte, spektakulärste Demonstration“, die Deutschland je gesehen habe, heißt es auf der Facebook-Seite von „Widerstand Ost West“.

 

Folgendes scheint sich für Hamburg abzuzeichnen. Der Personenkreis der noch unter HHGida firmiert, war über Monate unfähig einen Aufmarsch durchzuführen und die neue Abspaltung „Widerstand Hamburg“ fühlt sich alleine zu schwach dies zu tun. So bleiben die Planungen von de Vries und seinem Vorbereitungskreis die eigentliche Gefahr. Der ehemalige NPD-Mann, Rechtsrock-Händler, HSV-Fan und Hooligan besitzt vielfältige und langjährige Kontakte sowohl in die Partei, wie auch in die rechte Subkultur, zum Hooligan-Spektrum und dessen Lieblingsband „Kategorie C“. Persönlich ist er wild entschlossen seinen Aufmarsch unter dem Motto „Tag der deutschen Patrioten“ am 12. September auch gegen behördlichen Widerstand durchzusetzen. Angemeldet ist bisher eine Route durch die Hamburger Innenstadt. Und de Vries hat auch seinen Ruf zu verteidigen, schließlich bepöbelte er nach den HoGeSa-Krawallen in Köln Teile der Kölner Marschierer als "Spastis" und versprach es mit einem eigenen Aufmarsch besser zu machen. Ob der egomanische und streitlustige de Vries allerdings die verschiedenen Spektren aus NPDlerInnen, Kameradschaften, Hooligans, und (Ex-)PedigistInnen vereinen kann wird sich zeigen. AntifaschistInnen sollten sich trotzdem Gedanken über den möglicherweise größten rechten Aufmarsch seit dem 2. Juni 2012 (Tag der deutschen Zukunft) machen und Gegenaktivitäten rechtzeitig planen. 

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Good bye Deutschland – den rechten Aufmarsch am 12.09. angreifen!

Pegida und Dresden erscheinen vielen im sich weltoffen gebenden Hamburg fern. Ohne Grund! Oft genug wird bewiesen, dass rassistische Ideologie hier nicht weniger salonfähig ist als im Rest der Republik. Hamburger Behörden und rassistische Bürger_innen arbeiten Hand in Hand. Ob der repressive Umgang der Behörden, die bürgerlichen Initiativen gegen Geflüchtet in Farmsen und Harvestehude oder der Brandanschlag im Drecksnest Escheburg. Diese gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen gehen auch an Neonazis nicht vorbei.

Am 12. September will ein Mob aus Neonazis, rechten Hooligans und Rassist_innen unter dem Label „Tag der deutschen Patrioten“ im großen Stil durch die Hamburger Innenstadt marschieren. Gerade weil sich der offene Rassismus in Deutschland zunehmend neustrukturiert und deutsche Normalbürger_innen organisierte Neonazis in Aktionismus und Mobilisierungsfähigkeit zu überholen scheinen, überrascht uns diese Anmeldung nicht. Es überrascht auch nicht, dass bekannte Neonazis wie Thorsten de Vries, der als Organisator der Demonstration fungiert, die Gunst der Stunde nutzen wollen. In Hoffnung auf „patriotischen“ Zuspruch suchen sie öffentlichkeitswirksam den Anschluss an den bürgerlichen Teil eines immer selbstbewusster auftretenden deutschen Volksmobs.

Der rassistische deutsche Alltag, nimmt hier eine Form an, welche die Erfolge eines „Kampfes um die Köpfe“ mit einem „Kampf um Straße“ verbindet. Dies zeigt sich an den unverhohlenen Angriffen „ordentlicher“ Bürger_innen gegen vermeintlich „Nicht-Deutsche“ und am vorauseilenden staatlichem Arrangement mit angeblichen „Ängsten“ – beides ist nichts anderes als Rassismus.

Deshalb heißt es für uns am 12. September, sich dem deutschen Mob mit allen Mitteln und auf allen Ebenen entgegen zu stellen und ihn, egal ob er sich „patriotisch“ oder „nationalistisch“ nennt, anzugreifen.

Mit allem und allen gegen den deutschen Mob – nicht nur am 12.09.2015

 

http://goodbyedeutschland.blogsport.eu/

Man munkelt ja, dass de Vries und de Farfalla eine Person sind. Das Geschreibsel und das streitsüchtige Auftreten, auch innerhalb der Rechten, sind absolut identisch. Auf FB liest man auch schon, dass der Typ als VS tätig sein könnte, LETZERES sind aber nur Gerüchte. Die Nummer mit der 1 Person erscheint mir allerdings auch logisch.