Pegida hat die rechte Szene im Schwarzwald-Baar-Kreis gestärkt

nö wir sind das volk! no pegida in VS
Erstveröffentlicht: 
31.05.2015

Die sieben Pegida-Kundgebungen in Villingen-Schwenningen haben die rechten Szene im Schwarzwald-Baar-Kreis gestärkt. Zugleich wächst der Widerstand der Antifa. Die aufgeheizte Atmosphäre hat bereits zu Gewalttaten geführt.

 

Jürgen Schützinger (62), langjähriger NPD-Landesvorsitzender und seit drei Jahrzehnten Stadt- und Kreisrat in Villingen-Schwenningen, ist – vor Zeugen – von drei Vermummten angegriffen und geschlagen worden, als er asylfeindliche Flugblätter verteilte. Er hat Anzeige gegen Unbekannt wegen Körperverletzung und "schweren Raubes" (wegen des Diebstahls der Rest-Flugblätter) erstattet.

Einen weiteren Angriff gab es auf das Haus einer rechten Aktivistin im Zollernalbkreis. Die Täter beschädigten Türen und Fenster und beschmierten das Garagentor mit Antifa-Zeichen. Schaden: 2500 Euro. Bei der Suche nach den Verursachern tappt die Polizei hier wie dort im Dunkeln, ebenso im Fall des Übergriffs auf einen Pegida-Sympathisanten mit Israel-Flagge vor der letzten Villinger Kundgebung.

Zu spontanen Demonstrationen der Rechten in Villingen kamen 20 bis 30 Teilnehmer


Gegen "diese antideutschen Gewalttaten" haben Mitglieder der als rechtsextrem bekannten "Freien Kräfte", die neuerdings auch unter dem Namen "Der dritte Weg" auftreten, bereits zweimal ihre "volkstreuen Kameraden" kurzfristig zu Demonstrationen in der Villinger Innenstadt aufgerufen. Daran nahmen jeweils 20 bis 30 Mitglieder teil.

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Erst vor wenigen Tagen hat sich auf der Burgruine Waldau bei Königsfeld, wo einst die Nazis einen Gottesdienst feierten, eine neue Bewegung gegründet: das "Freikorps Villingen-Bodensee".

Der Name verrät die Gesinnung: Als Freikorps versteht man paramilitärische Einheiten, der vornehmlich Ausgestoßene angehören, unter anderem auch Straffällige. Die Gründungsfeier begingen die Anhänger, wie sie auf Facebook per Foto demonstrieren, mit einer schwarz-weiß-roten Reichsflagge.

SBH-Gida ist ein Sammelbecken rechter Bewegungen


Ihren ersten Auftritt hatten sie jüngst bei der Pegida-Demonstration in Stuttgart, die maßgeblich von der "SBH-Gida", dem Ableger aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, organisiert wurde. Zentrale Figur dieser Gruppierung, die sich islamkritisch nennt, aber mehr und mehr zum Sammelbecken rechter Bewegungen wird, ist Sabina Grellmann.

"Wir sind wie Fußpilz – wir kommen immer wieder." Sabrina Grellmann, SBH-Gida

Mit Journalisten spricht die 28 Jahre alte Blondine aus Schwenningen, die als Sachbearbeiterin in der Logistikbranche tätig ist, nicht. Nur einer Lokalzeitung hat sie seltene Einblicke gewährt. Sie sei kein Parteimitglied der NPD, sagte sie, räumte aber ein, dass "eine geringe Anzahl" von Menschen aus ihrem Umfeld der NPD angehören. Die tummelten sich unübersehbar bei den bisherigen Pegida-Kundgebungen auf dem Villinger Münsterplatz – zum Beispiel ein junger Mann mit dem Tattoo eines Wehrmachtssoldaten am Hals. Oder "Ordner", die eindeutig der rechten Szene zuzuordnen waren. Oder Mitglieder der "Pforzheimer Berserker", die aus einschlägigen Kreisen bekannt sind.

Nichts spricht dafür, dass sich die Atmosphäre beruhigt in Villingen-Schwenningen. Schützinger tritt bei der Landtagswahl als NPD-Kandidat an. Die SBH-Gida hat für den 7. Juni ihre achte Kundgebung mit, so wörtlich, "einem beschaulichen Spaziergang durch die historische Villinger Innenstadt" angekündigt.

Am 7. Juni will SBH-Gida wieder auf die Straße gehen


Und die Antifa, die mehrfach ihre Gewaltbereitschaft angedeutet hat, lässt keinen Zweifel daran, dass sie "Menschen, die zusammen mit Faschisten und der NPD marschieren auch in Zukunft nicht die Straße überlassen" wird.

Sabrina Grellmann kann das nicht beeindrucken. Was sie mehrfach ankündigte, klang wie eine Drohung und sollte es wohl auch sein: "Wir sind wie Fußpilz – wir kommen immer wieder."