1. Mai: Wir holen uns das Soziale Zentrum in Berlin

Alte Fleischerei im Herzbergkiez

1. Mai 2015 - Roederplatz (Lichtenberg) - 16 Uhr - Aktionstag: Erkämpfen wir uns das Soziale Zentrum

Wenn man sich die Berliner Tagespresse der letzten Tage anschaut, stellt man fest, dass sich auch in diesem Jahr die selbstbestätigende Tedenz der Phrasendrescherei fortsetzt. Unter neuem Label setzen sich die alten Macker breitbeinig symbolisch vor die Presse und nachdem es im Herz der Bestie nichts zu sehen gab, fordert man nun ein Soziales Zentrum in Berlin. Was das sein soll, wird nicht erklärt, auch nicht für wen. Die RLB macht sich zwar einen Jux aus der Provokation, aber genauso hätten sie Henkel auch eine Torte ins Gesicht schmeißen können und danach die Weltrevolution erklären können. Der Effekt wäre mit Sicherheit derselbe gewesen.

 

Dabei ist die Forderung keine Schlechte. Die schleichende Räumung des selbstverwalteten Projekts der Refugees in der Schule in der Ohlauer Straße trägt genauso zu den Zerschlagung ihrer Proteste bei, wie die ständigen Brandanschläge auf den Oranienplatz. Die Zwangsräumungsinitiativen leiden unter dem Repressionsdruck der Behörden. Soziale Bewegungen in Berlin sind zersplittert wie nie und treffen physisch nur selten aufeinander. Machtverhältnisse werden hin- und herkritisiert, in den Oppression-Olympics werden Bewegungen unter diskursiven Generalverdacht gestellt, ohne sich dabei auch nur einmal in die Augen geschaut zu haben. Wir können uns theoretisch sehr gut mit uns selbst beschäftigen, aber kommen viel zu selten zusammen, um uns in die Augen zu schauen. Wir brauchen Räume, wir brauchen Zentren, wir brauchen ein soziales Zentrum als physische Manifestierung eines abstrakten Zentrums im Sinne des Zusammenwirkens von politischen Kräften.

 

Wir wissen nur jetzt schon, wie es um 18 Uhr beginnen und enden wird. Von einem lehrstehenden Gebäude innerhalb des S-Bahn-Rings, gerne auch direkt an der Demoroute wird über die klassische Scheinbesetzung einige Transparente rausgehangen, eine Magnesiumfackelshow auf dem Dach inszeniert, die Cops werden in der Folge provozieren und Widerstand zu spüren bekommen, aber innerhalb einer Viertelstunde die Situation unter Kontrolle bekommen. Danach wird weitergelatscht oder aufgelöst, so richtig relevant ist das nicht mehr. Und am Ende kann man sich bei den Myfest-Befriedern eine vegane Bratwurst holen und auf dem Barrio-Stand ganz konform zu revolutionsreferenziellen Punk- & Skabands mitwippen. Henkel wird den friedlichsten 1. Mai verkünden, die RLB Teilnehmer*innen-Zahlen jenseits der 50.000 herbeifanatasieren und ein Soziales Zentrum haben wir am Ende trotzdem nicht.

 

Wir wollen dem etwas entgegenstellen. Wir brauchen nicht für unsere Utopie bei der Stadtregierung zu betteln, wir brauchen auch nicht so zu tun, als hätten wir eine geladene Waffe in der Hand. Wir fordern euch, statt die Politik. Am 1. Mai wollen wir uns auf einer der großen Brachflächen in Berlin niederlassen:  wir holen uns den Herzbergkiez in Lichtenberg!

 

Die leerstehenden, z.T. riesigen und renovierungsbedürftigen Gebäude (meintet ihr das mit "nicht zu klein", liebe RLB?) bilden genug Raum, um soziale Politik in Berlin nachhaltig zu organisieren. Der Kiez bildet Verknüpfungsstelle zwischen der Innenstadt und den Randbezirken, und ist - was linksradikale Politik angeht - unterrepräsentiert. Noch immer fühlen sich in Hohenschönhausen, Lichtenberg und angrenzend in Marzahn-Hellersdorf neue und alte Nazis wohl wie in den 90ern. Die antifaschistischen Gruppen im Bezirk sind - insbesondere inhaltlich - nach der Kampagne gegen den Nazitreffpunkt in der Lückstraße 58 nur wenige Schritte von der Auflösung entfernt.

 

Gleichzeitig verlagern sich die sozialen Probleme in die Zwischenbezirke, insbesondere im Osten: Gentrifizierung ist in Lichtenberg sehr präsent, neben dem höchsten Neuvermietungsquadratmeterpreisschnitt in einigen Teilen stadtweit ist gerade der in Visier genommene Herzbergkiez ein beliebtes Spekulationsobjekt, in dem Townhouses wie Pilze aus dem Boden schießen - nachhaltiger und sozialer Wohnungsbau sieht anders aus! Lichtenberg-Hohenschönhausen ist auch der Bezirk, in dem sich die meisten Asylbewerber*innen in Unterbringungen finden. Ehrenamtliche betreuen ihren Alltag, es haben sich viele lobenswerte Strukturen gebildet, aber einerseits fehlt es an einem Ort außerhalb des repressiven Lageralltags, um die politische Selbstvertretung zu ermöglichen und andererseits brauchen auch die ehrenamtlichen Organisationen viel Raum, um eine Betreuung der Asylbewerber*innen ohne Konflikte mit Lagerbetreibern zu ermöglichen.

 

Ein Soziales Zentrum muss all das ermöglichen, den Bewegungen der Stadt einen physischen Raum geben, um sich zu sammeln, zu planen, zurückzuziehen. Um den Stadtteil zu verändern, um Menschen, die es brauchen, ein Zuhause zu geben. Um Nachbarschaft zu schaffen, Kunst und Musik zu stüzten, um Politik in das Leben zurückzubringen - selbstbestimmt, kraftvoll und bunt! Abseits von den Verwertungszwängen wollen wir einen neuen Kontrapunkt schaffen, der die gesellschaftliche Vereinzelung aufbrechen kann und den integrativen Moment linker Politik in die bürgerliche Gesellschaft entgegensteuert.

 

Wir rufen dazu auf, sich am 1. Mai um 16 Uhr am Roederplatz (S-Bahnhof Storkower Straße oder M13 Haltestelle Roederplatz) zu sammeln. Von dort aus geht es in den Herzbergkiez, wo wir auf ein langes Wochenende mit kreativen Aktionen hoffen. Bringt eure Materialien, bringt eure Freund*innen, bringt Essen, bringt Getränke, bringt Decken und bringt eure Utopie. Nicht nur reden, sondern handeln!

 

[Und vorher vertreibt ihr bitte die NPD-Häuflein aus Hohenschönhausen und Marzahn, danke.]

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Also das ist dann wohl der vorläufige Höhepunkt einer derzeit laufenden innerlinken Kampagne gegen die "neue" RLB.
Warum genau eine Besetzung in Lichtenberg viel erfolgreicher verlaufen würde (durchgesetzt würde?), als das irgendwo innerhalb des S-Bahn-Rings der Fall wäre, bleibt offen. Eher wirkt es wie der Versuch, aus der anonymen - ergo nicht ansprechbaren - Ecke einer anderen Gruppe mal richtig schön an den Karren zu fahren. Nett auch nebenbei die Aufforderung an andere, einem doch die Nazis bitte vorher zu vertreiben.

mit eurer Spalterscheisse mal aufhören? Wegen solchen Vollidioten wie euch ist die Antifa in Berlin in der Krise!

Weil jemand andere Sichtweisen und Alternativvorschläge äußert? Wenn dass die Antifa in die Krise stürzen soll, dann hat sie diese Krise verdient! Offenbar hadern einige in der Szene damit dass die radikale Linke in Berlin nicht die Radikale Linke Berlin, sondern vielstimmig ist.

Wer den Aufruf irgendeiner nicht bekannten Person/Gruppe folgt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.

 

Manche Menschen reißen sich den Arsch auf. Kleben tausende Aufkleber, Plakate und organisieren alles.

 

Und warum man bereits den Ort einer Besetzung nennt, ist mir auch unklar.

 

In meinen Augen handelt es sich hier um spalterei. Vielleicht sogar von Bullen oder Faschos.

 

Der Aufruf wird sowieso nicht angenommen, und wird ins leere verlaufen.

 

Man sieht sich um 18 Uhr am Spreewaldplatz.

 

Nach Lichtenberg könnte man höchsten noch in der Nacht fahren, falls in Kreuzberg nichts mehr gehen sollte.

"Soziale Bewegungen in Berlin sind zersplittert wie nie und treffen physisch nur selten aufeinander."

Ja, und ihr leistet mit eurer Aktion einen Beitrag dazu. Toll gemacht!

 

Euer Besetzungsplan ist ja sehr gut und wäre auch unterstützenswert, aber es ausgerechnet kurz vor der angekündigten Aktion der rlb zu machen offenbart nur dass es euch nicht um linke Politik, um eine verständigung innerhalb der linken Bewegung geht sondern vorallem um Selbstprofilierung und Abgrenzung.

Ein vernünftiger realistischer und kritischer Beitrag. Gut erklärt und kritischer als die Kritik daran. Und an alle idiot_in welche denken wie einige hier schreiben. Die antifa ist tot bleibt tot und bewirbt nix. Ob rlb nao il ... All diese ewig gleichen Gruppen Leute und Aktionen haben in den Zeiten just nix revolutionäres gezeigt ausser reden. Werden haben wir Häuser bekommen oder Zwangsräumung verhindern noch is Sexismus Antisemitismus und autoritäres Gehabe beseitigt. Oder anders "das gleiche wie jedes Jahr" also warum noch mal anders nochmal Lichtenberg nochmal 1.squating day .und wer Krawalle brauch macht sie da oder am 2, 3 Mai. Das schreiben hier soll sicher noch spalten.es soll die Szene/ Bewegung erneuern und vorm stillstand bewahren. Und das is bitter nötig.

 

Wer sich noch verändert is Tod

wir begrüßen eure Absicht diese Stadt aktiv mitzugestalten und freuen uns über eure Initiative, euch in Lichtenberg etwas anzueignen. Wir freuen uns, dass die Idee für soziale Zentren in Berlin auf eine breite Zustimmung stößt und von vielen Menschen aufgegriffen wird. Das bestärkt uns in unserer Analyse über die Interventionsmöglichkeiten einer linken Bewegung, gerade hier in Berlin.

Wir würden uns freuen, wenn euer Vorhaben gelingt und wünschen euch dafür nur das beste. Damit dies auch die besten Chancen hat, solltet ihr euch weniger an uns abarbeiten und nicht ständig nach dem suchen was uns eurer Meinung nach trennt. Ihr spekuliert, warum wir was und wie machen, das ist doch mühselig. Wenn es euch um einen solidarischen Austausch geht, gibt es Mittel und Wege um direkt miteinander zu kommunizieren und auch zu streiten. Dies hätte dann in einem direkten Gespräch wenigstens die Chance auch zu einem konstruktiven Ergebnis zu kommen.

Schon zu unserer Gruppengründung war uns klar, das der Zustand der radikalen Linken hier nicht der beste ist, anscheinend müssen aber sogar die kleinsten Grundlagen wieder neu erarbeitet werden...

Für konstruktive und solidarische Diskussionen, für ganz viele unterschiedliche Ideen und Vorschläge - gegen das gehate und abarbeiten aneinander! Die radikale Linke aufbauen!

Lichtenberg ist der Bezirk mit dem höchsten Zuzug von Familien.

 

Der Herzbergkiez benötigt daher Wohnraum, Kitas und Schulen.

 

Irgendwelche Selbstverwirklichungszentren von gelangweilten Linksyuppies, denen Boxhagener und Simon-Dach zu teuer geworden ist, sind definitiv überflüssig.

 

Und nein, die dort wohnenden Familien sind weder Nazis, noch gehören sie zum sog. Großkapital.

Es sind einfache, steuerzahlende Spießer, die ihre Kinder großziehen möchten und mit diesem ganzen links-rechts-Scheiß nichts, aber wirklich auch garnichts zu tun haben wollen.

Es sind einfache, steuerzahlende Spießer, die ihre Kinder großziehen möchten und mit diesem ganzen links-rechts-Scheiß nichts, aber wirklich auch garnichts zu tun haben wollen.


...und dann aber am Wochenende Volkorn-Dinkel-Waffel mampfend Ihre Kinderwägen über Flohmärkte letzter verbleibender Freiräume (wie dem RAW - obwohl... auch nicht mehr wirklich) schubsen wollen, deren Erhalt letztlich das Ergebnis täglichen Kampfes gegen profitgesteuerte Aufwertung ist (Links-Scheiß). Die Miete soll auch bitteschön niedrig sein - gegen den geplanten Eigentumswohnungskomplex auf der seit Monaten leerstehenden und vorher geräumten Brache gegenüber, da soll sich mal dieser Links-Scheiß Hände schmutzig machen.

Was, mein Kind kann nicht mehr aufs Sommerfest in die Villa Kuriosum, weil diese total sinnfreie Autobahn sie nächstes Jahr plattmachen wird (dabei habe ich bei Senatswahlen immer Grün gewählt!). Wieso hat denn der Links-Scheiß nichts unternommen?

Dann macht das eigene Kind im jugendlichen Alter gleichgeschlechtlich in der Bahn rum, wird von Nazis vermöbelt, und ich habe bitteschön das Recht, über die Faschos zu jammern und mich zu fragen, warum denn dieser Links-Scheiß nie ausreichend genug gegen diese Nazipest unternommen hat...

hier scheint ne einzelperson "autonome bewegung" simulieren zu wollen... zumindest hier auf indymedia linksunten...

also ich empfehle ja einfach auf den schwachsinn nicht so einzugehen, denn das hier die ganze zeit nurn rl-gedisse stattfindet bzw. auch jeglicher autonomer aktivismus gedisst wird, is ja wohl klar.... tenor soll wohl sein: eher nix zu machen, damit mensch auch keine fehler macht.

 

bezeichnend auch das bild zu diesem artikel hier - da macht sich wohl einer n scherz über uns linksradikale und feixt sich einen vor seinem monitor... Naja, auf jedenfall geh ich am 1. Mai nicht in den Wald um watt zu besetzen.

 

ne sinnvolle konstruktive debatte zum verlauf des revolutionären 1. mai fand zuletzt - mit realen zusammenhängen und eigener aktionsmobilisierung - 2013 statt, aus überwiegend anarchistischen zusammenhängen.

 

das zusammengeschreibsel hier auf indy von einer person (mit immer derselben argumentationsschiene) kann ja wohl kaum als diskussion bezeichnet werden, und schon garnicht als reale aktionsvorschläge.