Toter Asylbewerber: War es doch ein Verbrechen?

Erstveröffentlicht: 
14.01.2015

Dresden - Rätselhafter Todesfall in Dresden-Südost: Ein Anwohner hatte im Hof einer Plattenbausiedlung in Leubnitz-Neuostra einen toten Asylbewerber (20) aus Eritrea gefunden (MOPO24 berichtete).

 

Erst hieß es von der Polizei, dass es keine "Anhaltspunkte auf eine Fremdeinwirkung" gab. Wie MOPO24 aber nun erfuhr ermittelt jetzt sogar die Mordkommission.

Fundort Johannes-Paul-Thilman-Straße: Khalid Idress lebte hier im zweiten Stock eines Sechsgeschossers mit sieben weiteren Flüchtlingen in einer von der Stadt zugewiesenen Wohnung.

Seine Freunde sahen ihn am Montagabend gegen 20 Uhr zum letzten Mal. „Er wollte noch zu Netto zum Einkaufen“, so einer seiner erschütterten Mitbewohner. Khalid kehrte nicht mehr zurück.

Am nächsten Morgen gegen 7.40 Uhr fand ein Anwohner die Leiche des jungen Mannes im Innenhof des Plattenbaublocks - die Leichenstarre war bereits eingetreten.

Die Polizei überbrachte seinen Freunden die grausame Nachricht, sie stürzten in den Hof: „Wir sahen nur das Blut an seinem Hals und der Schulter, es sah schlimm aus“, so ein Mitbewohner, der, wie alle anderen von MOPO24 befragten Asylbewerber auch, aus Angst seinen Namen nicht nennen will.

Geblieben sind Blutflecken auf dem Plattenweg und ein paar Meter weiter im Gras. Anwohner wollen von dem Drama nichts bemerkt haben.

In der Pressemitteilung der Polizei wurde gestern Nachmittag noch von „bislang keinen Anhaltspunkten auf Fremdeinwirkung“ gesprochen.

Erst auf explizite Nachfrage, wie ein 20-Jähriger Mann denn plötzlich blutend tot umkippen kann, räumt Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll (60) ein:

„Aus den äußeren Merkmalen der Leiche ist nicht abzuleiten, was passiert ist. Es besteht ein Anfangsverdacht auf einen unnatürlichen Tod. Die Mordkommission ermittelt.“

Seine Freunde indes sind fassungslos, fühlen sich allein gelassen. Seit PEGIDA marschiert, ist vor allem Montags ihre Unsicherheit groß: „Die Menschen hier begegnen uns feindlich, es spricht Hass aus ihren Augen, wir trauen uns nicht mehr nach draußen, wir brauchen Schutz.“

Heute soll eine Obduktion Klarheit über den Tod Khalids bringen. Ein Mitbewohner: „Khalid bringt das nicht zurück. Er war ein wunderbarer Mensch, hatte viele Ziele, wollte Deutsch lernen, arbeiten und in Frieden leben. Warum musste er nur so sterben?“