Dresdner Polizei ermittelt gegen eigene Beamte

Erstveröffentlicht: 
06.01.2015

Polizisten sollen Anzeige nicht aufgenommen haben

 

Von Christoph Springer


Dresden. Die Dresdner Polizei ermittelt nach Vorwürfen gegen Beamte im Revier Mitte der sächsischen Landeshauptstadt gegen sich selbst. Wie Sprecher Thomas Geithner gestern berichtete, wurde eine Anzeige aus dem Kulturbüro Sachsen (KBS) zum Anlass genommen, zwei Arbeitsaufträge in einem Ermittlungsverfahren zusammenzufassen. Die Anzeige ging bei den Dresdner Beamten am 30. Dezember via Internet ein. Danilo Starosta, der im KBS unter anderem für die Jugendhilfe zuständig ist, hat sie geschrieben. Darin geht es um den Vorwurf, Beamte des Reviers Mitte hätten es am 24. Dezember abgelehnt, eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Körperverletzung auf der Prager Straße aufzunehmen. Ein 15-jähriges Mädchen mit Migrationshintergrund und deren Mutter waren für die Anzeige in der Schießgasse erschienen. Die Beamten sollen dem Mädchen unterstellt haben, dass es sich womöglich selbst verletzt hat. Die 15-Jährige erneuerte dagegen ihre Vorwürfe am Wochenende.


Beamte sollen 15-jährigem Mädchen Selbstverletzung vorgeworfen haben


Parallel dazu ermitteln die Beamten in Dresden zu einer Auseinandersetzung auf der Prager Straße am 22. Dezember. Dabei sollen Hooligans auf Migranten losgegangen sein, die sich auf der Trompeterstraße zum Weihnachtseinkauf getroffen hatten. Die Angreifer jagten ihre Opfer laut Angaben der Betroffenen durch das Einkaufszentrum. Dabei sollen die Täter unter anderem mit Reizgas und Elektroschockern bewaffnet gewesen sein. Mehrere unbekannte Männer sollen schließlich die 15-Jährige verletzt haben, die auf die andere Seite der Prager Straße geflüchtet war. Die Polizei berichtete später von einer Messerstecherei, bei der ein 24-jähriger Pegida-Anhänger verletzt wurde. Dazu konnten die Jugendlichen, zu denen die verletzte 15-Jährige gehörte, nichts sagen. "Wir waren nicht bewaffnet", wiederholten sie bei einem Treffen am Sonnabend mehrfach.


Polizei sieht Messerstecherei und Attacken in einem Zusammenhang


Die Polizei geht davon aus, dass die Messerstecherei und die Attacken, die die Jugendlichen geschildert haben, im Zusammenhang stehen. "Dafür sprechen insbesondere die gleiche Zeit und der gleiche Ort der jeweiligen Schilderungen", sagte gestern Polizeisprecher Thomas Geithner. Seit dem 22. Dezember werde bereits zu den Hintergründen und konkreten Abläufen ermittelt. Dabei seien mehrere Zeugen vernommen und Überwachungsvideos sichergestellt worden. "Die Rekonstruktion der Ereignisse war damit bislang noch nicht möglich." Die Verantwortlichen der Centrum-Galerie äußerten sich gestern erneut nicht zu dem Geschehen. Geschäftsführer Stefan Dorster sei krank und im Urlaub, sagte eine Mitarbeitern des Centermanagements.


Die Ermittlungen zu dem Geschehen auf der Prager Straße hat die Dresdner Kripo übernommen. Gegen die Beamten im Revier Mitte ermittelt das Kommissariat 12 der Polizeidirektion Dresden, das sich unter anderem mit sogenannten Amtsdelikten befasst.