In Schildkrötenformation zum SPD-Stand - Antifa, wir müssen reden!

Antifa heißt Angriff, oder so

Heute Abend fand eine Antifa-Demonstration in Marzahn statt. Es war die sinnloseste Demonstration seit langem. Das einzig Gute an ihr war, dass sie die Probleme der hauptstädtischen Antifa-Bewegung gebündelt vor Augen führte.

 

Etwa 18.30 S-Bahn-Station Marzahn beim „Eastgate Berlin“. Eine gut gelaunte Wurst dunkel gekleideter Menschen verlässt die S-Bahn, sammelt sich, beginnt etwa eine halbe Stunde später zu demonstrieren. Einige hundert AktivistInnen werden es sein, die sich die kommende Stunde im klassischen Black-Block-Style durch die Ostberliner Plattensiedlung maneuvrieren, durch zumeist leere Straßen oder an riesigen Brachflächen vorbei. Die Parolen sind jene ewig gleichen, die schon in Kreuzberg oder Friedrichshain nur noch wenige PassantInnen zum Mitlaufen animieren. Hier, in der Ostdeutschen ArbeiterInnensiedlung interessieren sie kaum jemanden, die wenigen Menschen, die man sieht reagieren uninteressiert bis befremdet. Unter den hunderten aus dem A-Bereich angereisten, haben sich – soweit der Autor sah – zwei Personen die Mühe gemacht, AnwohnerInnenflyer mitzubringen, von denen sie an diesem Abend, schätzt man optimistisch, zehn außerhalb der Demonstration loswerden.

 

Aus den Lautsprechern kommt Punkrock, das Durchschnittsalter liegt bei 25, da wir die meisten Gesichter kennen, erlauben wir uns die These, dass die Demo soziologisch nicht gerade den oder die DurchschnittsmarzahnerIn widerspiegelt. Die Angst der Neonazis, sich irgendwann „fremd im eigenen Land“ zu fühlen, für uns ist sie an diesem Abend Realität, denn wir kommen einfach nicht von hier. Ob die mehrheitlich englischen und bisweilen gar französischen Parolen hier jemanden erreichen, wir wissen es nicht. Inhaltlich haben wir den Leuten nur mitzuteilen, dass wir Nazis scheisse finden, und das jeder, der mit selbigen marschiert auch einer ist. Außerdem behaupten wir faktenwidrig, dass Reffugees welcome seien, hin und wieder drohen wir – leider auch faktenwidrig - „Feuer und Flamme“ an Abschiebehörden zu legen.

 

Die Römer kommen!

 

Versetzt man sich für einen Moment in jene hinein, die durch die Weihnachtsbeleuchtung ihrer Plattenbaufenster von oben auf diese Ansammlung schauen, man wird den Eindruck nicht los, sie müssen denken, hier findet eine Art Invasion statt. Schwarz gekleidete Jugendliche, in römischer Schildkrötenformation umgeben von Transparenten, die mit Slogans aus einer anderen Welt verziert sind, und sich einmal die Woche hier einfinden, um „nie wieder Deutschland“ zu rufen.

 

Nun ja, eine autonome Antifa-Demo, könnte man bis zu diesem Zeitpunkt meinen, und sich eben darüber Gedanken machen, ob diese Aktionsform hier zielführend ist. Aber es kommt noch dicker. Diese „autonome“ Demo endet dann vor einem Peaugot-Autohaus im völligen Niemandsland, an einer Kreuzung, an der bereits die Grünen, die SPD und die Linke in freudiger Vorwegnahme künftiger Koalitionsoptionen auf uns warteten. Menschen haben die drei „Großparteien“ keine mitgebracht, sie stehen mit zehn, zwanzig Leuten unter ihren mit Parteilogo bestickten Riesenschirmen und geben Kaffee und Tee aus. In diesem Moment begreifen wir: Ach, wir sind das Publikum für diese bürgerlichen Mitte-Linksparteien, denn Petra Pau von der Linken betritt den Lauti und fängt nun an, der Demonstration (wem sonst, denn hier ist sonst niemand. Nicht wenige Leute, sondern wortwörtlich Niemand) zu erklären, warum sie hier ist.

 

Wir stehen nun brav im Black-Block-Outfit vor den SPD- und Grünen-Symbolen, immerhin jene Parteien, die mit Sicherheit mehr Schaden für Flüchtlinge (und überhaupt für jeden und jede in diesem Land und vielen anderen) angerichtet haben, als die Marzahner Deppenbürger je in der Lage wären, und geben die Massenbasis für den Bürgerprotest ab, der leider keine eigene Massenbasis mitgebracht hat, die wir im Austausch fürs eigene Bespieltwerden anagitieren hätten können.

 

Ich bin dann gegangen. Ob die Demonstration ansonsten noch Glanzleistungen vollbracht hat, kann ich nicht beurteilen. Ihr Hauptverdienst dürfte zumindest subjektiv für mich sein, die Notwendigkeit erkannt zu haben, Dinge, die ich für trivial halte, doch nochmal aufzuschreiben.

 

Stadtteilarbeit statt Demotourismus

 

Erstens: Man wird möglicherweise durch Blockaden, direkte Aktionen, eine geeignete Medienkampagne den jeweiligen organisierten Ausdruck rechter Bewegungen zerschlagen können. HoGeSa ist im Anfang gescheitert, weil es eine massive bürgerliche Medienkampagne, Repression und Antifa-Gegenmobilisierungen gleichzeitig gab, die dieser speziellen Organisation den Garaus machten.

 

Das mag eine wichtige Aufgabe einer antifaschistischen Bewegung sein. Aber erstens bleiben Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und ähnliche Bewusstseinsformen dennoch in den Hirnen und dieselben Leute tauchen beim nächsten organisierten Anlauf wieder auf. Und zweitens haben wir nach so einer Kampagne selbst noch kein Terrain in jenen „Problemkiezen“ gewonnen, aus denen sich derzeit solche Bewegungen speisen.

 

Kurz: Wenn wir wollen, dass Marzahn, Hellersdorf, Buch und so weiter Orte werden, die – auch für Flüchtlinge – eine lebenswertere Umgebung darstellen, als das jetzt der Fall ist, können wir nicht einfach immer wenn´s brennt von außen dahin fahren und den Leuten erklären, wie sie sich verhalten sollen. Wir müssen während der „Friedenszeiten“ dort handlungsfähig werden, soziale Beziehungen aufbauen, Menschen dabei unterstützen, sich selbst zu organisieren.

 

Welcher Ausdruck hilft?

 

Zweitens: Wenn wir da für Demonstrationen hinfahren, müssen wir doch überlegen, welche Wirkung wir auf diejenigen haben, die wir überzeugen wollen (wollen wir doch, oder? Denn manchmal hat man den Eindruck, es geht in erster Linie um Selbstbespaßung). Es braucht eigene Parolen, weil wir es mit einer spezifischen Situation zu tun haben.

 

Welche das sind? Nun, zum Beispiel „Nein zum Heim!“ Natürlich ergänzt durch „Privatwohnungen für Refugees jetzt". Es ist nicht unsere Aufgabe für den Heimbau zu demonstrieren, das sollen die Bürgerparteien, die sich diese Dummheiten ausdenken, mal schön selber tun. „Nein zum Heim!“ war immer eine linke Forderung, es gibt keinen Grund sie sich wegnehmen zu lassen. Flüchtlinge leben nicht gern in Lagern, so wie kein Mensch gerne in Lagern lebt. Das ist ein vermittelbarer Inhalt, und es zwingt die AnwohnerInnen Farbe zu bekennen: Seid ihr gegen das Heim, gut, dann setzt das doch gemeinsam mit den Refugees durch (und lernt ganz nebenbei, dass eure Ängste nicht begründet sind). Seid ihr auch gegen Privatwohnungen, na dann ging´s euch wohl von Anfang an nicht um eure vorgeschobenen Gründe.

 

Welche Losungen es konkret sind, darüber muss man debattieren. Sicher kann aber schon jetzt sein. Wer „olalala olelele, solidarité avec les sans papiers“ singend durch Marzahn zieht, macht das in erster Linie für sich, denn Wirkung auf jemand anderen hat das nicht.

 

Mit Grünen und SPD zum Sieg?

 

Selten war zudem offenkundiger, wer sich vor wessen Karren spannen lasst, denn heute. Wie die Schafe laufen wir in die SPD/Grüne/Linke-Kundgebung ein, kritische Parolen gibt es keine, ganz als ob hier unsere engsten FreundInnen und BündnispartnerInnen stünden. Man muss sicher die Linke nochmal von den beiden anderen Parteien unterscheiden, aber SPD und Grüne? Hallo, war da nicht was? Sind das nicht die mit dem Jugoslawien- und Afghanistankrieg, von wegen Fluchtursachen bekämpfen und so? Und sind das nicht die mit den Rüstungsexporten? Und haben die nicht mal was gemacht, was sich Hartz-IV nennt? Und hat nicht einer der Grünen grade erst die letzte Asylgesetzverschärfung durch den Bundestag gewunken? War nicht diese Bezirksbürgermeisterin da auch von den Grünen, die kürzlich hunderte Riot-Cops in Kreuzberg aufmarschieren ließ, um die Flüchtlinge aus ihrer besetzten Schule zu werfen? Und haben nicht ….

 

Ach, man könnte ewig weitermachen. Es gibt zur Frage der Bündnispolitik vieles zu sagen. Hätten SPD, Grüne und die Linke ihre „Basis“ mobilisiert (sofern die das überhaupt noch können, was ich stark bezweifle), dann müssten wir diskutieren, ob uns das nicht auch was bringt, weil wir da unsere politischen Inhalte in diese „Basis“ hineintragen könnten. Aber die drei haben gar nichts mobilisiert, außer Parteiregenschirme und RednerInnen, um uns zu beschallen, als wüssten wir nicht besser als die selber, warum wir hier sind. Dazu kommt: Wir machen uns unglaubwürdig. Wir präsentieren uns als Anhängsel dieser „Großparteien“, denen eigentlich ein Hauptstück unserer Kritik gelten sollte.

 

Alles in allem bleibt von diesem Tag: Wenn wir nur das können, dann wird die „Antifa“ keine gesellschaftlich relevanten Positionen erkämpfen. Wir können uns dann als die Reservearmee für Bürgerproteste aus unseren Altbauwohnungen in die Platte karren lassen, um da eine Show abzuziehen, die an Peinlichkeit nur noch zu übertreffen wäre, wenn wir dabei Clownsnasen trügen.

 


 

- Von Fatty McDirty, Lower Class Magazine ( web / fb / twitter

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Ja. Vielleicht alles richtig. Aber Antifa geht nun mal nicht ohne Bündnispolitik. Und ein Bündnis ist nur ein Bündnis. Hätte sich alle Bündnispartnerinnen lieb und verfolgten die gleichen Ziele, bräuchte es kein Bündnis, sondern alle wären in der gleichen Organisation.

Ein Bündnis bilden bilden heisst eben immer auch, zu bekunden, dass mensch und man und frau in allen anderen Fragen nicht übereinstimmt.

Kein Antifa-Bündnis bilden heisst übrigens, alle zusammen und JedEr allein von Nazis gewalttätig unterdrückt zu werden. So einfach - so beschissen als Alterative.

 

Also, was wolltest Du kritisieren?

Bitte lies den Artikel noch mal.

 

und dann:

 

was wolltest du sagen?

Was ist das für ne antwort? Zu dumm zu verstehen was nen Bündnis ist?

Der Text spricht sich nicht generell gegen Bündnisse aus, schon gar nicht jener, die "von Nazis unterdrückt werden". Der Text bestreitet lediglich die Sinnhaftigkeit eines Bündnisses mit SPD und Grünen - und speziell dann, wenn die keine eigenen Leute mobilisieren, sondern nur Agitatoren schicken, um die Antifa-Demo zu bespaßen.

Teile dessen was du schreibst finde ich richtig. Allerdings wurde vieles davon auch schon in den Beiträgen zur Strategiediskussion erwähnt. Da wurden bestimmt auch schon Dinge angestoßen, nur läuft das halt nicht so schnell...

Ja, die Texte kennen wir und halten wir im Großteil für richtig. Nur verstehen wir nicht, warum wir alle, uns eingeschlossen, keine praktischen Konsequenzen aus diesen Texten ziehen...

Das ziehen von Konsequenzen braucht glaube ich einfach noch nen Moment. Da wurde geschlafen und nun muß viel nach geholt werden. Das gestern immerhin zwei Kleingruppen Flyer dabei hatten würde ich fast schon als ersten Schritt interpretieren.

Das Problem ist wahrscheinlich auch die späte Uhrzeit zu der die Demos stattfinden, da fällt es noch schwerer nicht in lange eingeübtes Auftreten zu verfallen.

Das völlige Niemandsland ist die Kreuzung, an der das Containerlager entstehen soll. Aber Ortskenntnis ist wohl nicht nötig, wenn man stattdessen im Internet erklären kann, wie wichtig Stadtteilarbeit im Randbezirk ist.

Das ist uns schon bewusst. Aber ändert das was, dass das Niemandsland (es war da wirklich keine einzige Person, außer wir selber und die Bürgerparteien) an einem zukünftigen (!) leeren (!!) Containerdorf war? Ist ja keine Pilgerstätte oder sowas, zu der wir zum Beten hinfahren.

fand ich den Artikel sehr interessant. Es ist schade zu sehen, dass die Probleme doch überall die selben sind und - wie man hier an manchen Kommentaren sieht - ein Reflektieren von Kritik auch oft ausbleibt, weil man die eigene Praxis um jeden Preis rechtfertigen will. Bündnispolitik und Bündnispolitik mit SPD und Grünen sind echt zwei Paar Stiefel. Die macht man aus der Position der eigenen Schwäche heraus und das sind die schlechtesten Bedingungen hierfür. Wenn, dann muss man sie vor sich hertreiben, zu Positionierungen zwingen und dann mit denen solidarisch arbeiten, die dann noch übrig bleiben. Wir sind doch um Himmels Willen nicht nur einfach "gegen Nazis", sondern revolutionäre Linke. Bündnisse mit den ProduzentInnen bürgerlicher Ideologie gehen gar nicht! Warum, wurde in dem Artikel ausreichend dargelegt.

 

Wir müssen unsere Seite stark aufbauen. genau duch Stadtteilarbeit etc. dafür sind sich parlamentarische Kräfte meist eh zu schade. Ein revolutionärer Antifaschismus muss wieder selbstbewusst und offensiv werden. Wir haben auch an Stärke verloren weil sich Teile der Bewegung angebiedert haben und zwar sowohl an bürgerliche Inhalte als auch an ihre Institutionen!

 

Antifaschismus ist rot/schwarz und wir delegieren ihn nicht!

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vielleicht eine anmerkung von einem der da war. es stimmt so nicht, dass es >keine< kritischen parolen gegeben hat. es gab durchaus welche, die wurden aber nicht sonderlich breit gerufen und auch nur von kurzer dauer.

Wenn es denn auch tatsächlich eine Schildkrötenformation mit Transpis gewesen wäre, leider war nichtmal das der Fall. Die Bullen konnten an mehreren Stellen problemlos stressen und an der Kreuzung 1-2 Personen festnehmen. Noch schlimmer wurde es dann am S-Bahnhof als versucht wurde von Bullenseite Menschen die Treppe herrunterzustoßen, wilde Schläge ausgeteilt wurden und in die vollen Waggons geprügelt wurde und nach einem Zufallsprinzip mindestens weitere 2 Menschen festgenommen wurden. Nach 20 min. sinnloser Prügel und Spannung, gings zum Ostkreuz, an dem die Vorbereiteten Greiftrupps weitere Menschen und mindestens 1 weitere Person festgenommen haben.

Über die Grüne kann Mensch nur spekulieren, den Polizeibericht schmücken, die persönliche Quote auffüllen, Frust über den Montagdienst ablassen oder vielleicht gar die Angriffe ausführen, zu dehnen Nazis mangels Organisation und Willen nicht in der Lage sind?

Was es auch ist, da kein Mensch willens oder in der Lage ist, sie daran zu hindern, werden die Faschos (rezeptive Bullen) weiterhin das machen, was ihnen gerade durch den Kopf schießt. Eine Menge die wirklich eine Schildkröte gemacht hätte, hätte vieleicht manche Verletzung und Festnahmen verhindern können und wäre vor allem NICHT AM OSTKREUZ AUSGSTIEGEN.

Da nichtmal ne Schildkröte drinn ist, müssen alle Zusammenhalten und die die Out-Of-Action-Groups benötigen, sollen diese Nutzen. Die die Verletzt sind, sollten sich davon nicht fertig machen lassen, die die eine Strafanzeige und ähnliches bekommen haben, sollen die Unterstützung der entsprechenden Hilfestrukturen einfordern.

 

Wenn man die Repression schon nicht verhindern kann, dann muß man sie wenigstens im Sand verlaufen lassen und das ist ganz unabhängig von dem Ort, Zeit und sogar dem Sinn einer Demo oder Aktion.

Ich finde diesen Artikel, verglichen mit den letzten ("Strategie-)Diskussionen am treffensten. Die Probleme, die z.Z. bezogen auf die Mobilisierung in Marzahn und anderso existieren, sind sicherlich zutreffend. Und natürlich haben es Demos und sonstige Aktionen in den "Randgebieten" schwerer, als in F-Hain und X-Berg. Nur dort als ANTIFA tätig zu sein, wo ohnehin etwaige Positionen auf "fruchtbaren" Boden treffen, kann hierbei auch nicht die Lösung sein.

ANTIFA heißt nicht nur Angriff, sondern leider auch Arbeit. Gerade in Bezirken, die nicht dem klassischen links-alternativen Spektrum entsprechen, muss weiter gemacht und ja eventuell in anderer Weise gearbeitet werden. Dass sich so mancher als Paria in Marzahn-Hellersdorf vorrkommt, kann ich absolut nachvollziehen. Deshalb finde ich den Artikel vom LCM gelungen. Denn er legt ein Finger in die Wunde. Er nennt die Dinge beim Namen ohne sich als Opfer selbst zu beweihräuchern.

Auch die Kritik sich vor den Karren der Parteien spannen zu lassen, ist nachvollziehbar. Einerseits aus offensichtlichen Gründen: ANTIFA braucht Autonomie vor Vereinahmung, egal von welcher Seite diese kommen mag. Andererseits die spezifischen Politikinhalte der letzten Monate bzgl. der Refugees, die als Heuchelei und Verrat durchaus bezeichnet werden können. Auch kann das Gefühl aufkommen, wenn die "Kacke am dampfen ist" greifen die Parteien gerne auf die ANTIFA zurück, werden diese dann kritisiert oder aber wird aktiv und praktisch gegen Missstände vorgegangen, so wird aus dem Rettungsanker, schnell der Sündenbock und Chaotenverein. Wenn die Politik (Senat und BVV) es verbocken, die Anwohner in den gesamten Prozess zur Aufnahme von Flüchtlingen in jeweiligen Stadtteil mit einzubeziehen, brauchen sich diese nicht wundern, wenn Unterkünfte auf Ablehnung stoßen. Und es frustriert sicherlich auch einige Antifas, die diesen Politikstil auf der Straße ausbaden müssen.

Dass Demos zu einem gewissen Grad auch immer selbstreferentiell sind, ist auch nichts neues, jedoch muss dieser Einwand mal ernsthaft aufgenommen werden. Ich maße mir nicht an, jmd. vorzuschreiben was er oder sie auf Demos zu skandieren hat, nur ob das im Text angesprochene Beispiel auch in Marzahn zieht, sei ernsthaft in Frage zu stellen. Eine praktikable Lösung oder Alternative habe auch ich nicht.

All das was in den letzten Wochen hier und an anderer Stelle diskutiert wurde, darf nicht dazu führen, dass sich Frust breit macht und Marzahn, Hellerdorf, Köpenick, Buch etc. aufgegeben werden. Wie Kooperationen aussehen können (Wie, mit Wem?), müssen die jeweiligen Bezugsgruppen erörtern und entscheiden. Hierzu wäre ein Treffen aller Beteiligten sicherlich das Beste.

Soweit so nachvollziehbar. Der erste Schritt zur erfolgreichen Stadtteilarbeit wäre vielleicht, nicht Platte sondern Neubau zu sagen und dieser Wohnform entsprechend Respekt entgegenzubringen. Die Frage bleibt aber auch dann, wer in den Randbezirken Stadtteilarbeit machen soll...

Einen Wutausbruch bekomme ich wenn ich sowas hingerotztes hier lesen muss während andere Genossen sich zur selben Zeit noch mit geistesgestörten Bullen rumprügeln müssen oder im S-Bahn Wagen ausgepfeffert werden. Fast alle die ich kenne und regelmäßig auf Demos unterwegs sind haben derzeit mit der Justiz zu kämpfen, aber sowas kann dir ja nicht passieren da du dir zu fein bist ne halbe Stunde in der Kälte rumzustehen und schlechte Reden anzuhören und daher nach noch nichtmal der Hälfte der Demo abhaust um dieses erbärmliche "Fazit" rauszuhauen...

 

Manchmal frage ich mich wie sich die hier schreibenden Internetantifaschistin_innen das in ihren feuchten Träumen ausmalen(letztens hieß es noch es seien "zu wenig Flaschen und Steine in den Nazimob geflogen"). Das man mit ner Kalaschnikow geschultert nach Marzahn fährt, den Nazimob und die sie beschützenden Hundertschaften übern Haufen ballert und danach bei rassistischen Anwohnerinnen klingelt und bei einem Pilsator ihnen erklärt dass die Geflüchteten hilfe brauchen und gleiche Rechte haben?

 

Du schreibst man muss Strukturen vor Ort aufbauen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Genau das machen die AntiFa MaHe, Hellersdorf hilft, Allende hilft etc. während du im warmen sitzt und antisolidarisches Geschwafel wie dieses hier verbreitest.

 

Nicht dass es einiges zu kritisieren gäbe dieser Tage, aber antisolidarische "Kritik" wie deine lässt einem wie mir der einer von vielen ist die teils mehrmals die Woche in Buch, Köpenick, Marzahn(warst du überhaupt mal woanders als in Marzahn? liest sich so als wärst du einer der "Demotouristen" die wie du selbst kritisierst nur zu den großen Sachen mit möglichst viel "action" kommen...) unterwegs sind, die Galle hochsteigen.

 

Und zu guter letzt, fangt mal an zu reflektieren(dazu benötigt es aber mehr Zeit als einen Artikel zu posten während die Demo noch nichtmal zu Ende ist) und realistisch die Lage einzuschätzen bevor ihr eure Ergüsse hier verbreitet. Mit 700 Leuten gegenüber 800 Rassist_innen + mind. 500 Bullen auf den breiten Straßen in Marzahn alle Richtungen zu blockieren ist nahezu ausgeschlossen und hätte nur zu einem massiven Repressionschlag gegen einige geführt, siehe oben...

 

Bis zum nächsten Mal!

 

P.S: Es wäre schön wenn die Person die das Handy des doofdreist filmenden Nazis aufgesammelt hat relevante Daten hier einstellen würde!

hab dasselbe gedacht als ich den Artikel gelsene habe. (A)!