Dschugan Rosenberg hört auf

Gerne habe ich seit über zehn Jahren gute hundert Artikel in indymedia veröffentlicht, da ich es am Anfang für eine offene Plattform hielt. Darunter über Guantanamo, den Afghanistankrieg, den Irakkrieg, Hartz IV, Ein-Euro-Jobber, den Überwachungsstaat und anderes mehr.

Ich war stolz daruf die Leser recht früh über den Abbau des Sozialstaates oder die Wahrheit von Guantanamo zu informieren.

Dies möchte ich beenden.

Ich habe mich in meinem Leben persönlich gegen das Franko-Regime in Spanien, gegen die Wehrsportgruppe Hoffmann und den Kampfbund Deutscher Soldaten eingesetzt. Und habe unter anderem deswegen auch eine Untersuchungshaft kassiert. Bin halt schon ein bisschen älter.

Es ist desillussionierend und lehrreich, dass man hier vielleicht eher als anderswo als Antisemit, Troll oder Verschwörungstheoretiker oder ähnliches bezeichnet wird.

Heute noch lesbarer Kommentar hinsichtlich des Einsatzes von einem meiner Artikel gegen den Afghanistan-Krieg: „Kann man bitte diesen antiamerikanistischen und antisemitischen schwachsinn löschen?“ (http://de.indymedia.org/2009/07/255482.shtml?c=on#c583480).

Mir ist auf jeden Fall dieser Hass auf mich aufgefallen. Warum soll ich mich da noch mit Beiträgen aufdrängen? Ich sehe ein, dass ich zu indymedia nicht kompatibel bin, da ich mich nicht in hasserfüllte Streitereien, ob ich z.B. das Wort "der Westen" gebrauchen darf oder "root out" richtig übersetzt habe, verstricken möchte. Ich denke auch, dass heute auf Grund solcher massiven Vorwürfe, aus denen ja auch Handlungen gegen anonym ausgedeutete "Antisemiten" wie mich erwachsen können, mittlerweile vorsichtig sein sollte, in indymedia zu publizieren. Dies kann jeden anderen Linken auch treffen.

Allen Lesern meiner Artikel möchte ich zum Abschied trotzdem Mut machen, die Liebe für eine bessere und gerechtere Welt ohne Krieg und Folter im Herzen zu bewahren und sich dafür einzusetzen. Wie es mein lieber Erich Mühsam in einem Gedicht schreibt: „Liebe helf uns, Glück und Frieden aufzurichten“.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

danke für deine artikel!

Willst du das den letzten paar antideutschen Internetmaulhelden denn wirklich gönnen? Tut mir leid, aber versteh' ich nicht. Dieses entnervte Zurückziehen der Vernünftigen ist zwar verständlich, doch genau der Grund warum die linke Szene vielerorts nur noch eine Sekte ist, wo nur noch Schlagworte zählen und selbst die absurdesten Ideen noch normal erscheinen. Und für wen Israel der einzige Maßstab ist, is doch eh jeder Antisemit ... du warst da mit Namen eben besonders angreifbar.

Na wie auch immer, viel Glück noch und such dir andere Orte, wo du schreibst. Gibt ja zum Glück genügend.

Erzählungen darüber, dass "der Drogenanbau untere den Taliban weitgehend verboten war" und es vielmehr die CIA wäre, die den Opiumanbau in Afghanistan wieder angestoßen hätte, weil sie sich maßgeblich darüber finanziert (siehe den bezeichneten link), werden sicher auch andernorts gerne gelesen.

Noch mehr von dieser offensichtlich von Wunschdenken motivierten Propaganda zu reproduzieren stellt wohl kaum ein Argument für irgendetwas dar. Wo gibt es denn bitte einen Hinweis darauf, dass dieses Kokain von der CIA in die USA importiert werden sollte? Und wieso sollte gerade ein Geheimdienst so dilettantisch vorgehen, das dafür vorgesehene Flugzeug nicht ausreichend zu betanken? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, es sei denn, man will um jeden Preis daran glauben.

Von Antideutschen lassen wir uns doch nicht unseren politischen Kampf einschränken. Wir haben schon genug schräge Erlebnisse mit denen gehabt um dir sagen zu können: lass die Spinner labern.

... na klar. Die Antideutschen sind mal wieder schuld. Wer spaltet? Der Kritisierende oder jene, die Kritik nicht in einer Diskussion begegnen sondern sich abwenden und einen auf Feindschaft machen?

So ein Käse.

Gerade bei den Antideuschen der 2. Generation (meistens keine intelektuellen Theoretiker, sondern Schlagworte nachplappernde Mitläufer) ist es doch absoluter Standard, den Gegenüber sofort als "Antisemiten" zu diffamieren bzw. ihm allerlei Übles zu unterstellen (Hass auf Juden, Hass auf Israel, deutscher Vernichtungswahn etc.pp.).

Das sind für jeden Linken üble Beleidigungen und machen natürlich jedwede ernsthafte Diskussion unmöglich.

Mit vielen Antideutschen kann man faktisch einfach nicht ergebnissoffen Diskutieren (leider), weil die Diskussion dort schon an vorgezeichneten Linien entlang geht und das Ergebnis bereits im Vorfeld feststeht.

Wenn die Diskussion dann nicht so verläuft wie Gedacht und das Gegenüber vllt. gute Argumente hat, ist er im Zweifel eben ein Antisemit.

Und es sind doch die bekennenden Antideutschen, die in ihren Schriften regelmäßig der deutschen Linken offen die Feindschaft erklärt haben, sich als "Abrissbirne an der Linken" definieren.

Also bitte mal ehrlich bleiben, wer hier "auf Feindschaft macht".

Im Übrigen finde ich diesen Zustand schade, weil ich der Meinung bin das einzelne Impulse aus der antideutschen Kritik durchaus sehr richtig und wichtig sind (oder waren), z.B. was die Dämonisierung Israels angeht oder die einseitige Parteinahme in diesem Konflikt.

Leider ist die Anti-D-Szene dann in genau die gleiche ideologische Falle getreten und oft nicht mehr in der Lage Israel als heterogene Gesellschaft mit Klassenauseinandersetzungen und politischen Kämpfen zu betrachten, sondern wird als homogenes Konstrukt verstanden und zum Vorkämpfer gegen Antisemitismus verklärt.

In Freiburg ist das ISF 2014 aus dem jos fritz Café geflogen und dem ça ira Verlag wurde das Büro in der Spechtpassage gekündigt. Die AntiDs sind mittlerweile in eine Hinterhofkaschemme umgezogen und noch unbedeutender geworden, als sie sowieso schon waren.

 

In der KTS hatten sich die Antideutschen seit Jahren immer weiter zurückgezogen, bis sie 2014 versuchten, das Ruder noch einmal herumrumzureißen und die anarchistische Politik des Hauses zu sabotieren. Der Schuss ging nach hinten los, mittlerweile haben die AntiDs das AZ verlassen. "Ihr" Kyosk ist zudem von der Stadt massiv bedroht, aber da sich der Schuppen klar gegen die KTS positioniert hat, wird er von dort kaum auf Solidarität hoffen können.

 

Interessanterweise haben sich hier auch vermeintlich antiautoritäre Gruppen wie die Anarchistische Gruppe Freiburg und La Banda Vaga zu dogmatischen Antideutschen gewandelt. Aber auch Mitglieder der Gruppe Gegenmaßnahme (lokaler Ableger der Psychosekte Gegenstandpunkt) sind in Gruppen mit Merkava-Bildchen mit militaristischen Sprüchen auf Facebook und verbreiten dort: "I stand with Israel".

 

In Freiburg sieht es also – nachdem der Streit entschieden wurde – relativ gut aus. Mich würde interessieren, wie es um die Antideutschen in anderen Städten so steht und ob es da auch hoffnungsvolle Tendenzen gibt.

Zur Jahrtausendwende war das noch anders. Damals war Antideutschtum Konsens in der KTS. Manche Aktionen wie die Anti-Alles Positionierung 2002 zumal bei einer NPD-Demo sind im Nachgang schwer zu fassen. Der Zahn der Zeit hat die Richtigen getroffen.

Bezieht sich das jetzt auch auf Linksunten?