Ärger um eine Partydroge

Erstveröffentlicht: 
22.10.2009

Der Mann, der in der Nacht auf Sonntag im autonomen Zentrum KTS zusammengeschlagen wurde, ist laut autonomer Antifa ein Dealer, der auf der Party Liquid Ecstasy verkauft hat. Der 27-Jährige, der nach dem Vorfall Anzeige erstattete, ist polizeilich bekannt, unter anderem auch durch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.Liquid Ecstasy wird außer als billige Partydroge auch als K.o.-Tropfen genutzt, um Discobesucher zu berauben oder im schlimmsten Fall zu vergewaltigen. Die Zahl der Opfer steigt in Freiburg an, so die Beratungsstelle Frauenhorizonte.

 

Dass Frauen in der KTS Liquid Ecstasy in ihre abgestellten Getränke geschüttet werden, komme in der letzten Zeit häufig vor, so ein Sprecher der autonomen Antifa, der der BZ namentlich bekannt ist. Auch am vergangenen Sonntag habe es bei einer Besucherin Anzeichen für unfreiwilligen Drogenkonsum gegeben. Daraufhin hätten Gäste herausgefunden, dass ein Gast Liquid Ecstasy verkaufen würde, so die autonome Antifa. "Dann sind Leute zu ihm hin und haben ihm aufs Maul gehauen." Der 27-Jährige erstattete später Anzeige bei der Polizei, der aber der Zugang zur KTS verweigert wurde. "Die Polizei hat in der KTS nichts zu suchen", so der Sprecher der autonomen Antifa. Um die Besucher bei kommenden Parties in der KTS vor Liquid Ecstasy zu warnen, gebe es Plakate mit dem Hinweis, Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen. In einer heute veröffentlichten Presseerklärung warnt die autonome Antifa außerdem "alle Dealer harter Drogen" in die KTS zu kommen.

Die Polizei ermittelt derweil wegen Körperverletzung gegen Unbekannt und bittet die Gäste der KTS, auszusagen, wer den 27-Jährigen zusammengeschlagen hat. Fand dort Sonntagnacht ein Akt der Selbstjustiz statt? Dazu möchte sich Polizeisprecher Ulrich Brecht nicht äußern. Denn: "Bis jetzt haben wir ja kein vollständiges Bild. Wir wissen ja nur, was der Geschädigte uns erzählt hat", so Brecht. Gegen den Anzeigenerstatter, der polizeilich auch im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln bekannt ist, läuft kein Ermittlungsverfahren, da keine Anzeige vorliegt. "Man muss mit uns reden, wenn jemand in Discos dealt, denn dann können wir etwas unternehmen", sagt Brecht.

Aber nicht nur in der KTS besteht in Freiburg die Gefahr, Liquid Ecstasy ins Getränk geschüttet zu bekommen (die BZ berichtete). "Eigentlich sind es eher die Diskotheken im Innenstadtbereich, in denen so etwas passiert", meint Simone Thomas von der Beratungsstelle für vergewaltigte Frauen, Frauenhorizonte. In zwei Diskotheken, die der Badischen Zeitung namentlich bekannt sind, gab es mehrere Fälle von Vergewaltigungen, bei denen den Frauen wahrscheinlich vorher Liquid Ecstasy ins Glas gekippt wurde. Das nachzuweisen ist allerdings schwer, da sich der Wirkstoff GHB höchstens 24 Stunden im Körper nachweisen lässt. "2008 hatten wir neun Klientinnen, die während eines unerklärlichen Blackouts vergewaltigt wurden. Bei einer konnte GHB nachgewiesen werden", sagt Simone Thomas. Dieses Jahr gebe es noch mehr Fälle, Zahlen habe sie aber noch nicht. Die Frauen hätten meist wenig getrunken – ihnen sei trotzdem schlecht geworden und sie hätten das Bewusstsein verloren. "In einem Fall ist das Mädchen aus der Disco raus, weil ihr schlecht war, und ein Mann hat ihr freundlich angeboten, sie heim zu bringen. Das war vielleicht der Täter, der abgewartet hat, bis das Zeug wirkt", so Thomas. Deshalb sollten Frauen in solchen Fällen mit Freunden zusammenbleiben und möglichst schnell zum Arzt und zur Polizei gehen.