Anarchismus & Antisemitismus

 Vortrag und Diskussion mit Jürgen Mümken Im Rahmen des A-Cafe´s 15Uhr Beginn Cafe // 17Uhr Vortragsbeginn
„… eine freiheitliche, sozial gerechte Gesellschaft kann nur dann erreicht werden, wenn zuvor auch eine der ältesten Gruppenfeindschaften der Menschheitsgeschichte, der Antisemitismus, der im letzten Jahrhundert durch den deutschen Nationalsozialismus zum schlimmsten Menschheitsverbrechen der Geschichte geführt hat, in den Köpfen und Herzen aller Menschen dauerhaft beseitigt wird.“

Ebenso wie die frühsozialistische und marxistische war und ist auch die anarchistische bzw. libertäre Bewegung nicht frei von antijüdischen Ressentiments. Bereits die beiden ideologischen Begründer des "modernen" Anarchismus, Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865) und Michael Bakunin (1814-1876), waren durch antisemitische Entgleisungen unangenehm aufgefallen. Und auch in den Schriften des libertären russischen Schriftstellers Leo N. Tolstoi (1828-1910) finden sich Ressentiments gegenüber der jüdischen Religion sowie anderen nichtchristlichen Glaubensbekenntnissen.

Für eine radikale, gesellschaftsverändernde Bewegungen wie der anarchistischen ist die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich produzierten Diskriminierungen wie Antisemitismus, Sexismus, Rassismus, Homophobie, Antiziganismus, ... unbedingt erforderlich, um diese Ressentiments im eigenen Denken und Fühlen und ebenso im öffentlichen, alltäglichen Handeln grundlegend zu überwinden. Das erfordert das nachhaltige Erinnern an den Nationalsozialismus sowie den offenen Dialog gegenüber allen Menschen, deren physische und psychische Existenz durch Vorurteile und Feindschaft im Alltag bedroht ist – also auch gegenüber den heute lebenden Jüd_innen, die weltweit mit einem wieder zunehmenden Antisemitismus konfrontiert werden. Nur so besteht nach Ansicht von Mümken und Wolf die Chance, „der ‚Produktion’ der Leichenberge in der bisherigen Menschheitsgeschichte endlich ein Ende zu bereiten, um den Weg frei zu bekommen für eine Gesellschaft, in der die ökonomischen, sozialen und psychologischen Grundlagen dafür garantiert sind, dass alle Menschen schließlich ihre soziale Individualität entwickeln können und vor allem, dass sie ohne Angst unterschiedlich sein können.“

 

Adresse: Sielwallhaus, Sielwall 38

 

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