Waldhof: Eltern beunruhigt über Mitarbeiter aus dem Kinderhaus Friedrich-Ebert / Stadt schweigt zu umstrittenem Erzieher „Immer freundlich zu allen“

Kinderhaus Friedrich-Ebert
Erstveröffentlicht: 
09.05.2014

Eltern und Kollegen beschreiben ihn als liebevoll und fachlich kompetent - so kennen sie ihn von seinem Arbeitsplatz: Ein Erzieher soll ein gewaltbereiter Hooligan und polizeibekannter Neonazi sein (wir berichteten). Die Stadt bestätigt, dass der Mitarbeiter ein fest angestellter Erzieher des Kinderhauses Friedrich-Ebert auf dem Waldhof ist. War der zuständigen Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb bekannt, dass er ein mutmaßlicher Anhänger der rechtsextremistischen Partei NPD sein soll? Seit wann arbeitet er in dem Kindergarten und ist er auch jetzt noch dort beschäftigt?

"Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Stadt den Sachverhalt weiterhin prüft und wir aus rechtlichen Gründen keine weiteren Aussagen treffen können", lässt eine Rathaussprecherin den "MM" wissen.

 

"Falsches Gesicht" gezeigt?

Geäußert hatte den Verdacht gegen den Erzieher die Arbeitsgemeinschaft (AG) Antifaschistischer Kommunalwahlkampf in einem offenen Brief. Die Eltern, deren Kinder die Einrichtung in der Wiesbadener Straße 6 besuchen, sind verunsichert. "Wenn es stimmt, dass er ein Neonazi ist, dann hat er uns hier immer ein falsches Gesicht gezeigt", stellt die Mutter eines Kindergartenkindes fest: "Denn es gibt ja hier im Kinderhaus sehr viele ausländische Kinder." Bislang habe sie den Mannheimer nur als "sehr liebevoll zu den Kindern" erlebt: "Er hat mit ihnen gespielt, geschaukelt, auf der Rutsche getobt und Ausflüge gemacht. Und alle Leute immer freundlich gegrüßt, einfach einen guten Eindruck hinterlassen."

"Ja, aber man kann halt nicht in die Köpfe der Menschen schauen", räumt eine gebürtige Italienerin und Wahl-Waldhöferin ein. Wenn sich herausstelle, dass der Erzieher ein Hooligan sei: "Dann werde ich meine Tochter nicht bei diesem Kindergarten anmelden. Obwohl ich das eigentlich vorhatte."

Als nett, hilfsbereit und zuvorkommend beschreiben den Mannheimer auch seine Kollegen. "Und fachlich sehr kompetent", versichert eine Mutter, die Pädagogin ist: "Auch gegenüber behinderten Kindern. Das ist nicht immer leicht, weder für die Kinder selbst noch für die Eltern. Da zeigt sich dann, was ein Erzieher kann."

Deshalb, so versichert ein Jurist, sei es auch für den Arbeitgeber, in diesem Fall die Stadt Mannheim, gar nicht einfach, zu agieren. Ein Fußballverein könne einem Mitglied problemlos kündigen. "Wenn sich aber ein Arbeitnehmer in seinem Job nichts zuschulden kommen lässt, dann wird es schwierig", versichert der Feudenheimer Fachanwalt für Arbeitsrecht Ulrich Schweizer. Auch wenn er kein Verständnis für NPD-Sympathisanten aufbringe, so könne theoretisch jemand Neonazi und trotzdem ein guter Erzieher sein: "Natürlich darf keine Gefährdung für die Kinder vorliegen." Wobei sich "Gefahr" auch auf den Gesinnungsbereich erstrecke: "Mit rechtsradikalem Gedankengut darf ein Erzieher seine Schützlinge selbstverständlich nicht ideologisieren. Und dann noch als städtischer Angestellter - das will keine Stadtverwaltung."

Wenn dies einem Mitarbeiter jedoch nachgewiesen werden könne, beispielsweise mit Videoaufnahmen, dann könne ihm eine Abmahnung und - je nach Schwere der Verstöße - auch eine fristlose Kündigung drohen: "Das hängt auch davon ab, wie lange ein Mitarbeiter bereits in seinem Fachbereich oder Betrieb tätig war."

Der Rechtsanwalt des Erziehers teilte in einer Mail an den "MM" mit: "Mein Mandant ist weder Anhänger der NPD noch 'Nazi-Hooligan'." Außerdem schrieb er, Strafanzeige gegen die Betreiber eines Internetportals und die Initiatoren der "AG Antifaschistische Kommunalpolitik" bei der Staatsanwaltschaft Mannheim erstattet zu haben.

© Mannheimer Morgen, Freitag, 09.05.2014

 

Kinderhaus Friedrich-Ebert

Das Kinderhaus Friedrich-Ebert ist eine Einrichtung auf dem Waldhof in der Wiesbadener Straße 6 für Kinder im Alter zwischen acht Wochen und 14 Jahre.

Es arbeiten dort 18 Fachkräfte in Voll- und Teilzeit.

Die Gesamtzahl der Plätze in der Einrichtung liegt bei 114 Plätzen davon in der Krippe 30, im Kindergarten 20, im Hort sind es 64.

Weitere Einrichtungen für Kinder im Norden der Stadt: das Kinderhaus Gartenstadt, das Eltern- und Kindzentrum Luzenberg, das Kinderhaus Sandhofen, auf der Schönau das Kinderhaus Bromberger Baumgang, der Kindergarten Gryphiusweg und Johann-Schütte-Straße, das Kinderhaus Kerschensteiner, das Eltern- und Kindzentrum Marienburger Straße, das Kinderhaus Parseval. Auf dem Waldhof das Eltern- und Kindzentrum Oberer Ried. mai