Neonazi arbeitet als Erzieher

Der Erzieher (gepixelt) bei Krawallen am 23. März auf dem Marktplatz.
Erstveröffentlicht: 
08.05.2014

Extremismus: Eltern entsetzt über Mitarbeiter im Kinderhaus Friedrich-Ebert auf dem Waldhof / Stadionverbot beim SVW

 

Von unserem Redaktionsmitglied Christine Maisch-Straub

 

Ein Erzieher, tätig in einem städtischen Kindergarten, soll ein gewaltbereiter Hooligan in der Szene von Fußballfans und polizeibekannter Anhänger der rechtsextremistischen Partei NPD sein. Aus dem Rathaus hieß es dazu gestern auf Anfrage: Ja, der in Verdacht geratene Mannheimer ist ein fest angestellter Erzieher des Kinderhauses Friedrich-Ebert. Dort sollen sich Eltern und Kinder über rassistische Sprüche und Anfeindungen beschwert haben.

 

Thai Bombs kündigen fristlos

"Den Sachverhalt, der uns erst vorgestern bekanntgeworden ist, werden wir sehr sorgfältig prüfen", versicherte eine Rathaus-Sprecherin.

 

Geäußert hat den Verdacht die Arbeitsgemeinschaft (AG) Antifaschistischer Kommunalwahlkampf in einem offenen Brief (wir berichteten), der an Medien und die zuständige Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb gerichtet ist.

Und an den SV Waldhof. Der hat jedoch längst agiert. "Dieser Herr hat bei uns schon seit Februar Hausverbot", versichert Geschäftsführer Andreas Laib: "Er hat sogar einen Rechtsanwalt eingeschaltet." Jedoch vergeblich: "Hausrecht ist Hausrecht, da kann er gar nix machen." Was ihm die Verantwortlichen des Vereins vorwerfen? "Die Polizei hat uns auf Verstöße gegen die Stadion-ordnung aufmerksam gemacht", antwortet Laib aus Gründen des Datenschutzes etwas ausweichend. Dennoch: "Er hat Sprüche und Abkürzungen zur Schau gestellt, die beleidigend sind."

Auf den Datenschutz beruft sich auch Polizeisprecherin Roswitha Götzmann: "Ich bitte um Verständnis, dass ich zu dieser Person nichts sagen darf. Da würde ich mich strafbar machen."

Der Kampfsportverein Thai Bombs, in dem der Mannheimer trainierte, reagierte umgehend: "Wir haben ihm die Mitgliedschaft schon gestern per Mail fristlos gekündigt", ließ die Geschäftsführung den "MM" wissen. Wenn auch nur der vage Verdacht der Ausländerfeindlichkeit bestehe, so habe das im Kampfsport nichts verloren: "Ich habe ja schließlich als Trainer eine Verantwortung." Auch wenn er natürlich keine "Ballettschule" betreibe: Es dürfe nicht sein, dass Leute bei ihm lernen, sich auf der Straße oder in einem Stadion mit Gewalt zu profilieren. Das sieht sein Kollege ähnlich. Er fühlt sich von seinem früheren Schüler getäuscht und belogen: "Ich hab ihn schon mal wegen seiner Kleidung darauf angesprochen, ob er der rechten Szene angehöre." Dies habe der Mannheimer jedoch weit von sich gewiesen.

Der Erzieher ist auch Mitglied der Gewerkschaft Ver.di! "Wir beraten beim nächsten Treffen unseres Bezirksvorstands am 22. Mai über die Einleitung eines Ausschlussverfahrens dieses Mitglieds und städtischen Mitarbeiters", erläutert Geschäftsführer Peter Erni, "denn er soll dem Spektrum der NPD angehören. Und das ist mit unserem Selbstverständnis natürlich nicht vereinbar".

"Wenn sich bewahrheitet, dass dieser Erzieher die Mädchen und Jungen negativ beeinflusst hat und sogar schon Elternbeschwerden in dieser Richtung vorliegen, dann muss seitens der Stadt dringend etwas passieren", fordert Marion Lüttig, Vorstandssprecherin des Stadtelternbeirates für Kindertagesstätten der Stadt Mannheim, im Gespräch mit dem "MM".

Der Erzieher antwortete gestern nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung über das soziale Netzwerk "Facebook", telefonisch war er ebenfalls nicht zu erreichen.