Köln Rochusstr. 299 besetzt: Aktivist-innen fordern Wohnraum für alle

besetzung koeln

Rund fünfzig Aktivist-innen haben heute Morgen leerstehende Gebäude in der Rochusstraße in Bickendorf besetzt. Sie fordern bezahlbare Wohnungen zu erhalten und den Leerstand zu nutzen.

"Wir mussten diese Wohnungen besetzen und zumindest zwischenzeitlich nutzbar für Menschen machen, die sonst keine andere Bleibe haben und in Parks schlafen oder U-Bahnen schlafen", meint Luka Camper. Während am Rhein Luxusappartements entstehen, schlagen Obdachlose auf den Rheinwiesen ihre Zelte auf und werden von der Stadt für diese „Ordnungswidrigkeit“ auch noch zur Kasse gebeten.

 

Unter den Wohnungslosen in Köln sind immer mehr Einwander-innen aus Südosteuropa. Statt sie hier willkommen zu heißen, machen auch Kölner Politiker bei jeder sich bietenden Gelegenheit Stimmung gegen sie. Tatsächlich kämpfen überall in Europa Menschen um ihre Existenz: gegen Hungerlöhne, Zwangsräumungen oder die Privatisierung öffentlichen Eigentums. Auch hierzulande ist Solidarität gefragt, gegen Rassismus, gegen Ausbeutung und Ausgrenzung. "Wir können da nicht tatenlos zusehen, wir haben keine andere Wahl", sagt Luka Camper.

Es sind nicht die einzigen Wohnungen, die in der Rochusstraße seit längerer Zeit leer stehen. Sie sollen nächstes Jahr abgerissen werden, um neuer Bebauung Platz zu machen. Kann es sich eine Gesellschaft heutzutage leisten, günstigen Wohnraum einfach zu vernichten, auch wenn er in die Jahre gekommen ist? Nur weil er nicht mehr zeitgemäß ist. Ist es nicht geradezu unverzichtbar, derartige Nischen von billigem Wohnraum zu erhalten, da sonst sowieso nur schicker Wohnraum für „bessere Schichten“ von privaten Investor*innen geschaffen wird. Deshalb ist es notwendig, dass der soziale Wohnungsbau wieder angekurbelt wird, denn es herrscht hier akute Wohnungsnot. "Wir sind nicht gegen „bessere“ Wohnungen und schon gar nicht dafür, dass die Ärmsten immer in den schlechtesten Wohnungen wohnen müssen, aber sie müssen bezahlbar bleiben", meint Camper.

"Es ist ein Skandal, dass leerstehende Gebäude leer stehen zu lassen, ohne dass eine konkrete Planung vorhanden ist und fordern deshalb zumindest eine Zwischennutzung für Wohnungslose.


Kollektive Gegenwehr tut Not! Wohnraum für Alle!
 

Kontakt: Netzwerk "Wohnraum für alle" Luka Camper 0157-87 96 24 48 wohnraum@inventati.org

 

www. wohnraumfueralle.noblogs.org

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ein kurzer bericht von vor ort.

 

vor etwa einer halben stunde wurden beide strassenseiten zur besetzung von streifenbullen abgesperrt. die stimmung ist ruhig, die recht jung wirkenden streifenbullen halten sich zurück, bzw haben sich die gegend um den häuserblock schonmal angeschaut. vor dem haus wurde kaffee und kuchen aufgebaut, zwei geigen sorgen für musikalische untermalung eines sonnigen tages.

 

die besetzung liegt direkt an der u-bahn station margaretastr, Rochusstr 299, ecke Gerhard-Bruders Str.

karte: http://osm.org/go/0GC90wCQA-?way=27460489

 

mehr menschen vor ort sind immer willkommen!

+++16:19 Uhr: Wohnungsgenossenschaft zieht Strafantrag zurück+++

Die Wohnungsgenossenschaft hat den Strafantrag zurückgezogen. Die Polizei hat Platzverweise bis Sonntagmorgen 6 Uhr ausgesprochen. Die Personalien der 28 Besetzer werden friedlich aufgenommen. Das Haus ist wieder leer. Die Genossenschaft sichert die Eingänge der Häuser. Die Besetzung ist beendet.

Besetztes Haus in Köln geräumt

 

Wohnungsbaugenossenschaft sagt zwei Wohnungen plus X für Wohnungslose zu

Das Ziel der Besetzung, so viele leerstehende Häuser in Köln Ossendorf wie möglich für Wohnungslose zu öffnen , haben wir nicht erreicht. Trotzdem hat sich die Aktion gelohnt. Werner Nußbaum, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft „Die Ehrenfelder“, bot an, mindestens zwei Wohnungen an wohnungslose Familien zu vermieten. Die konkrete Umsetzung wird in der kommenden Woche bei einem Gespräch mit Vertreter_innen von „Wohnraum für alle“ festgelegt. So lautete die Zusage, unter der die Besetzer_innen bereit waren, das Haus zu räumen. Wir freuen uns, dass damit den beteiligten Familien aus Südosteuropa, denen sonst der Zugang zum Wohnungsmarkt aufgrund ihrer Herkunft meist verwehrt wird, bald ein normales Zuhause haben werden. Dieser kleine Erfolg macht uns Mut, auch weiterhin Wohnraum für Alle zu fordern.

Das besetzte Gebäude in der Rochusstraße wird voraussichtlich bis 2015 leerstehen und soll durch einen modernen Neubau ersetzt werden. Dies ist kein Einzelfall. Trotz Wohnungsnot, stehen in Köln zur Zeit hunderte von Wohnungen leer, die im Vorfeld von Sanierungsmaßnahmen entmietet werden. Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass wir gemeinsam mit den Mieter_innen der Genossenschaft und den Nachbar_innen des leerstehenden Blocks gemeinsam eine solidarische Zwischennutzung finden. Dazu sollte am Montagabend eine öffentliche Veranstaltung in den besetzten Räumen stattfinden, bei der die Mieter_innen der Genossenschaft die Wohnungslosen und ihre Situation kennenlernen sollten. Dies lehnten Vorstand und Mieterrat der Genossenschaft kategorisch ab. So wurde eine Chance vertan, unter Einbeziehung aller zu einem Ergebnis zu kommen, dass der gängigen Ausgrenzung entgegenwirkt. Dabei hatten viele Nachbar_innen während der Besetzung ihre Zustimmung bekundet. Das lässt hoffen.

Wohnraum für Alle!

 

http://wohnraumfueralle.noblogs.org