[Köln] Gegen die "Besorgten Eltern"

"Tom of Finland"

Gestern traf sich in Köln die Initiative „Besorgte Eltern“ am Roncalliplatz hinter dem Dom. Es sollte um kindliche Erziehung gehen und vor allem gegen die „Frühsexualisierung von Kindern in Schulen“. Der Roncalliplatz füllte sich allmählich. Die „besorgten Eltern“ hatten eine Bühne aufgebaut und verteilten fleissig ihre Flyer, die vor Homophobie und fundamentalistischem Denken förmlich platzten.

 

Auf den Plakaten und Transparenten wurde „Kinder brauchen Liebe und keinen Sex“, „Pädagogik statt Pädo-Logik“ oder „Masturbation und Onanie verbieten“ gefordert. Die Anknüpfungspunkte zu rechten Weltbildern unterstrich die Anwesenheit von Mitgliedern von ProKöln. Unter anderem R. Wilden, die bei ProKöln im Stadtrat im Vorstand sitzt.

Die Gegenkundgebung versuchte mit Lärm und Konfetti gegen die „besorgten Eltern“ zu demonstrieren, wurde aber immer wieder von dem aggressiven Ordnerdienst der Kampagne zurückgedrängt. Dies geschah mit „einfachem“ Schubsen, aber auch mit massiven sprachlichen Einschüchterungen, sowie physischer Gewalt durch Tritte und Schläge. Die Polizei verhielt sich bis zu diesem Zeitpunkt sehr passiv und schritt in keiner Weise ein, um die aggressiven Ordner zurückzuhalten.

Als die Demo der „besorgten Eltern“ dann loszog wollten sie sich an den Aktivist_innen vorbei auf den Weg machen. Der Versuch einer Sitzblockade wurde mit prügelnden Ordnern beantwortet. Die Aktivist_innen wurden zusätzlich gezielt von Kameraleuten der „besorgten Eltern“ abgefilmt und damit zusätzlich provoziert.


Es wird deutlich, dass es sich bei dem heutigen Aufmarsch nicht um eine Bürger_inneninitiative “besorgter Eltern” handelte. Die Sicherheitsstruktur und die massive internationale Präsens (viele Menschen aus Russland, Polen, Frankreich, Niederlande) zeigt, dass es sich hierbei um eine gut strukturierte und vernetzte Organisation handelt.

 

Doch damit nicht genug, auch die Polizei ging mit Schlagstockeinsatz und prügelnd gegen sie vor, um der Initiative den Weg frei zu machen. So wurden wiederholt Aktivist_innen gewalttätig angegangen und verletzt. Die zweite Blockade blieb allerdings bestehen und die Demonstration der Initiative “Besorgte Eltern” kehrte zurück zum Startpunkt, wo sie sich dann auflöste.

Das Verhalten des Ordnerdienstes und der Polizei ist nicht hinzunehmen. Es kam zu Übergriffen seitens der Polizei und des Ordnerdienstes. Platzverweise und Strafanzeigen wurden ebenfalls gegen Aktivist_innen erteilt bzw erstellt. Es kann und darf nicht sein, dass gegen friedliche Aktivist_innen mit einer solchen Vehemenz und Gewalt vorgegangen wird.

 

Es darf auch nicht sein, dass die Polizei diese Demonstration in so einer Art und Weise durchprügelt und somit zumindest versucht sie zu ermöglichen. Auch wenn wir von der deutschen Polizei nichts anderes gewohnt sind, so war die Aussage der Polizei-Einsatzleitung: „Wenn ich mich heute für eine Seite entscheiden muss, prügeln wir euch weg.“ doch sehr erschreckend und zeigt erneut, wo die Polizei in diesem Fall politisch steht.

 

Wir kennen die Polizeitaktiken bei Demos von Faschist_innen oder Rassist_innen, aber dieses Vorgehen am heutigen Tag hat noch einmal gezeigt, dass die Polizei nicht die Absicht hatte die Aktivist_innen vor dem Ordnerdienst der “besorgten Eltern” in irgendeiner Weise zu schützen. Vielmehr zeigten sie ein weiteres Mal hartes und gewalttätiges Verhalten.

 

Wir fordern eine emanzipierte und freie Gesellschaft ohne Diskriminierungsmechanismen. Eine solche Demonstration der Initiative „Besorgte Eltern“ ist somit in keinster Weise kommentarlos hinzunehmen und muss mit Protest beantwortet werden.

 

Die erfolgreiche Blockade ist nicht nur ein sinnvolles Zeichen gegen ein solches fundamentalistisches Weltbild, sondern schlicht und einfach notwendig.

 

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat.

 

Für mehr antifaschistische Aktionen.

 

Antifaschistische Jugend Köln (AJK)

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Bericht von Report K mit [zensierter] Bilderstrecke im Linksunten Archiv: https://linksunten.indymedia.org/de/node/109115

Ich war Teil der Gegendemo am Roncalliplatz und der zweiten Sitzblockade auf der Burgmauer. Am Roncalliplatz griff die Polizei trotz mehrfacher Aufforderung nicht ein, als die aggressiven Ordner versuchten, die GegendemonstrantInnen auch unter Einsatz körperlicher Gewalt einzuschüchtern und zurückzudrängen. Man solle nicht provozieren und i.Ü. könne man ja nach hinten ausweichen. Bei der zweiten Sitzblockade kam es zu sexuellen Übergriffen eines Polizeibeamten, der, um sich einen Weg durch die Gegendemo zu bahnen (er hätte auch nebendran vorbeigehen können), mehreren Teilnehmerinnen an die Brust packte. Die anschließend eintreffende Polizei-Verstärkung verhielt sich hingegen sehr moderat, entfernte nervige "Eltern" und machte von vornherein klar, dass sie nicht räumen wollen. Ich kann nicht sagen, was bei der ersten Blockade passiert ist. Das Verhalten seitens der Polizei bei der zweiten Blockade (bis auf den einen übergriffigen Beamten) hat mich allerdings positiv überrascht (bin z.B. aus Hamburg anderes gewohnt).

Angesichts der Überzahl der Elterndemo und ihrer martialisch auftretenden Ordner eine ziemlich erfolgreiche Gegenaktion! Ich hoffe bei weiteren Kundgebungen der Kackeltern in Köln auf noch mehr UnterstützerInnen. Smash Homophobia.

Bei der Mobilen Beratung aus Köln ist auch ein Artikel erschienen. Der geht unter anderem auf den Polizeieinsatz und die politischen Umtriebe der (internationalen) Redner ein.
Außerdem gibt es dort Ausschnitte der Reden zum Nachhören.

http://www.mbr-koeln.de/2014/03/24/europaeische-rechte-unterstuetzen-die...

"Die „Initiative Besorgte Eltern NRW“ beabsichtigt am 14. Mai wieder nach Köln zu kommen, denn dann findet auch eine Fachtagung der „Schule der Vielfalt“ gegen Homophobie statt."

 

also termin am besten schon mal merken ;)