Eine Woche Streik im "Trotzdem"

Trotzdem unbequem

Seit dem 01.02.2014 befindet sie die Betriebsgruppe der BNG-FAU Dresden im linken Gothik Szenelokal "Trotzdem" im Vollstreik. Dieser Streik ist für die "linke" und "alternative" Szene Dresdens ganz offenichtlich eine Art Lakmustext. Hier wird die Spreu vom Weizen getrennt.

Alles hat damit Angefangen, das vor einigen Wochen die Betriebsgruppe der BNG-FAU im Trotzdem eine Lohnerhöhung um 20% (!) auf jetzt aktuell 7,50€ die Stunde durchgesetz hat. Nach einiger Zeit der relativen Ruhe, bekamen auf einmal alle Gewerkschaftsmitglieder, die auf 450€-Basis, also als Geringverdiner*innen, im "Trotzdem" arbeiten die Kündigung.

 

Frau Kalex möchte als ersatz offensichtlich ein Familienmitglied bzw einen Freund der Familie einstellen und Vollzeit arbeiten lassen. Nachdem die Entlassenen öffentlich für die Rücknahmen der Kündigungen eintreten und den Vollstreik ausgerufen haben, kolportiert Frau Kalex das der Grund für die Entlassungen weder in der gewerkschaftlichen Selbstorganisation, noch in der Durchsetzung einer 20% Lohnerhöhung zu suchen wäre, sondern in "Diebstählen aus dem Lager" die ihre ökonimische Existenz bedrohen würden. Diese Diebstähle seien auch "Aktenkundig". Leider sagt sich nichts dazu wo diese Aktenkundig sind. Ich kann also nur Spekulieren ob sie bei der Polizei zur Anzeige gebracht wurden oder ob sie nur in ihren eigenen Akten vermerkt sind.


Neben den drei Entlassenen haben jedoch noch zahlreiche andere Personen Zugang zu Lager - so das nicht ausgeschlossen ist, das das vorgebliche Ziel, "den Dieb" aus dem Betrieb entfernt zu haben ggf. gar nicht ereicht ist. Was dabei verwundert, ist, das die ehemalige Aktivistin des DDR-Widerstandes, ohne Skrupel eine gewerkschaftlich organisierte Gruppe in Sippenhaft nimmt und einfach mal alle entlässt die in der Gewerkschaft sind.

 

Die Betriebsgruppe der BNG-FAU hat nach eigener Aussage auch während des Streiks mehrfach Gesprächsbereitschaft signalisiert. Allerdings reagiert Frau Kalex darauf bisher nur mit schweigen. Mitlerweile schlägt diese Auseinandersetzung Wellen, die so gar nicht hätten sein müssen. Neben vielerleih Portalen der aktionistischen Arbeiterbewegung (fau.org, labournet.de, chefduzen.de, scharflinks.de,...) berichtete mittlerweile auch schon die Sächsische Zeitung, die TAZ und sogar der MDR. Je breiter die Berichterstattung wird, desto schwieriger wird es für die Chefin aus dem Konflikt wieder aus zu steigen ohne vollends ihr Gesicht zu verlieren. Dabei machen es ihr ihre "Unterstützer*innen" aus der Dresdener Neustadt nicht gerade einfacher. Ihr Engagement, vor allem auf dem Blog "Neustadt-Ticker", könnte sich mittelfristig als Bärendienst erweisen. Hier hetzen eine gute Handvoll Leute gegen den Streik, die BNG-FAU und die Forderungen nach Rücknahme der Kündigungen und Abschluß eines Haustarifvertrages. Die Argumentationen sind dabei so offen Neoliberal, das selbst Funktionär*innen der SPD und Grünen nichts anderes übrig bleiben könnte als sich davon zu distanzieren.

 

Bis zum 13.02.2014 sind für jeden Abend Streikposten vor dem Trotzdem angekündigt. Bisher sind diese auch immer gut besucht. Und oft werden die Mahnwachen mit speziellen Events noch aufgewertet, so gab es schon ein Konzert und mindestens ein weiteres Konzert ist angekündigt. Nicht zu vergessen die "Siegesfeier" am 13.02., mit der die Verhinderung des Naziaufmarsches gefeiert werden soll.

Es belibt also spannend.

ps: Noch immer brauchen und freuen sich die Streikenden über jede Unterstützung. Diese kann darin bestehen das ihr ihnen Gelkd schickt, vor Ort seid und euch am Streikposten beteiligt, das ihr den Arbeitskampf bekannt macht und natürlich: das ihr euch selbst an euren Arbeitsplätzen organisiert!

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Jetzt hat die Taz auch schon über den Streik berichtet.

 

http://www.taz.de/Trubel-um-Dresdner-Szene-Kneipe-/!132411/

In dem MDR-Beitrag kann man gut sehen, was das für eine Karrikatur eines Klassenkampfes ist.

 

Es geht um drei Minijobber die fristgemäß gekündigt worden sind. Die jetzt angeblich vor dem Nichts stehen... und wieder ihren alten kuscheligen Arbeitsplatz, mit den bereits jetzt höchsten Löhnen in der Dresdner Neustadt in der Klasse, wieder haben wollen. Den hat aber jetzt aber ein anderer, der vermutlich denselben Stundenlohn bekommt. Es geht nicht darum höhere Löhne zu erkämpfen, hier will nur jemand seine persönlichen Pfründe retten. Wie es den Angestellten in den anderen Kneipen geht, ist denen scheiß egal, sie wollen halt nur nicht die gleichen Arbeitsbedingungen haben, wie der andere prekäre Pöbel. Tja, wenn man sich so respektlos gegenüber der mehr als fairen Chefin aufführt und dann noch regelmäßig das Lager plündert, muss man sich nicht wundern. Das wurde gründlich verkackt, egal ob nun alle drei oder nur einer hinter den Diebstählen steckt. Das Verhalten wird von den Entlassenen bis heute gedeckt. Es wird keinen Weg zurück geben, egal wie lange da an der Ecke rumgelungert wird. Je eher man es beendet, um so weniger peinlich für alle Beteiligten.

Wer sich das Gehirn noch nicht so weggesoffen hat, dass er noch lesen kann, ist klar im Vorteil:

a) Alle Entlassenen sind Mitglieder der Gewerkschaft BNG-FAU
b) Alle Entlassenen wurden "zufälliger Weise" gekündigt, nachdem sie vor einigen Wochen 20% Prozent höherer Löhne durchgesetzt haben (Von wegen "es geht nicht darum, höhere Löhne zu erkämpfen...")
c) Die Gewerkschaft BNG-FAU hat eine wachsende Zahl von Mitgliedern in diversen gastronomischen Betrieben in Dresden (Von wegen "wie es den Angestellten in den anderen Kneipen geht, ist denen Scheiß egal...")
d) Wer der Ansicht ist, dass ein "respektloses Aufführen" gegenüber einem Boss ein legitimer Kündigungsgrund sei, für den findet sich sicherlich ein warmes Plätzchen bei AFD oder FDP, aber sicherlic keines bei Indymedia.
e) Alles, was es sonst noch zu Gestalten wie dem angeblichen "Dresdner" zu sagen gibt, findet sich im Gedicht "the scab" (http://www.youtube.com/watch?v=z03KIy4dDJ4)

zu a) Na und? Ihr habt doch selbst auf Neustadt-Ticker geschrieben, dass der 4. Kellner einfach nur selbstständig ist und es deshalb bei ihm keiner Kündigung bedürfte.

zu b) Möglicherweise war für Johanna Kalex das Maß tatsächlich voll, als nach einem halben Jahr Klauerei auch noch höhere Löhne verlangt wurden. Wie dem auch sei, Löhne erhöht, Mission accomplished, auf zur nächsten Kneipe und höhere Löhne durchsetzen. Wenn nein, warum nicht?

zu c) Hahaha, schlechter Witz.

zu d) Ich weiß nicht genau, was hier das Problem ist. Offenbar verwechselst du respektvolles Verhalten mit Duckmäusertum, ich frage mich was das wohl über dich aussagt.

zu e) Das passt eher zu den Streikenden. Die gönnen aus purem Egoismus jemand anderem den Job nicht. Würden die wieder eingestellt, würden sämtliche Aktionen der BNG-FAU in Dresden umgehend wieder zum erliegen kommen, abgesehen natürlich von den bierseligen regelmäßigen Stammtischen, wo weiter große Reden geschwungen werden.

Das scheint mir das Credo von Dresdner und all den anderen Freundinnen und Freunden der Kalex zu sein.
Eure virtuelle Kriegsführung verrät mehr über euch als über die Objekte eures Hasses.

 

"Selbständige" Kellner*innen gibt es nicht. Sie sind allenfalls Scheinselbständig und sollten spätestens in dem Moment, wo sie keine "Aufträge" mehr bekommen zum Arbeitsgericht gehen. Da wird sich dann rausstellen das sie Festangestellt sind, das sie noch ihre Urlaubsansprüche haben und (wenn sie ihre Krankschreibungen aufbewahrt haben!) das ihnen noch Lohnzahlungen für Arbeitsausfälle aufgrund von Krankheit zustehen.

 

Gewerkschafter*innen sind doch Klassenkampfvagabund*innen ;)
Da kann jmd die K-Gruppen der 1970er Jahre nicht von der FAU und ihren Syndikaten unterscheiden. Naja, diese Subjekte (Freunde und Freundinnen der Kalex und evtl die Kalex selbst) haben sicher noch nie in einem Betrieb gearbeitet in dem es auch ne gewerkschaft oder wenigstens einen sozialpartnerschaftlichen Verband gab. Und an einem Arbeitskampf haben sie sicher auch noch nie teilgenommen. (es sei denn als Zäpfchen, Scab, Personaler oder Boss).
Wenn man in dem Betrieb in dem man arbeitet die Arbeitssituation (z.B. Lohn) verbessert hat, dann bleibt man natürlich in dem Betrieb. Würde man gehen, würden die Nachrücker*innen ja sofort wieder zu den alten, schlechteren Bedingungen arbeiten müssen (es sei denn, es gibt einen gültigen Haustarifvertrag - aber der soll ja erst erkämpft werden). Man bleibt also in dem Betrieb und erzählt allen Kolleg*innen in den anderen Betrieben zu welchen Bedingungen man arbeitet, das sie diese auch haben können, das man ihnen hilft sie bei sich ein zu führen, ... - und wenn alles gut läuft, bekommen bald alle Kellner*innen in Dresden "gute Löhne" (und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall - was eigentlich Gesetz ist, aber oft nicht gezahlt wird und mehr als den gesetzlichen Mindesturlaub - der auch Gesetz ist und oft nicht gegeben wird).

 

BNG

das dir/euch die Idee, das die BNG zulauf hat nicht gefällt ist klar ;)

Da habt ihr die gleiche Haltung wie z.B. McDonalds, Burger King, ...

 

zum Thema Respekt

brauch man euch gar nichts zu erzählen, ihr lasst euch ein U einfach nicht als U vormachen, wenn ihr nun mal das X sehen wollt. Aber auch das ist nur ein Zeichen dafür, wie sehr ihr in eurem Credo aufgeht, das ihr Mantraartig vor euch herbetet: Unternehmer sind gut - Unternehmer unternehmen - Unternehmer schaffen Arbeitsplätze - was Arbeit schafft ist sozial - ...

 

Egoismus

an dieser Stelle dachte ich: "jau, da ist ein Sympathisant der BNG am Werk und ich bin reingrefallen!" Da macht doch jmd mit den Mittel der Kommunikationsguerilla mit. SOOOOO bescheuert kann doch niemand sein, und ernsthaft behaupten, das wenn sich Leute kollektiv (!) dafür einsetzen, das drei Leute ihren Job behalten, das das EGOismus ist. Und dann noch die Behauptung, das sie jmd anderen den Job nicht "gönnen" würden. Den Job "gönnen" sie ihm natürlich (!) sie wollen nur nicht deswegen ihre Jobs verlieren. Ob der potentiell neue Kellner es geil findet, das man wegen ihm drei Leute Gefeuert hat, weiß ich nicht (wenn er zu den Freunden der Kalex gehört, steht allerdings zu befürchten, das es ihm scheißegal ist, auf wessen Kosten er einen Job bekommt).

Sorry, das wird jetzt selbst mir zu wirr. Komm mal klar.

Ein kleiner Hinweis noch, nur weil man kein Bock hat sich vor euren Karren spannen zu lassen und Kritik übt, ist man noch lange kein Freund von Frau Kalex.

Aus Erfahrung weiß ich, wenn in der Gastronomie Differenzen zwischen Einkauf und Lagerbestand nicht mit dem Verkauf laut Buchung übereinstimmen, muss es sich nicht Diebstahl handeln. „Diebstahl“ wird gerufen, wenn ein Straftatbestand verschleiert werden soll, für den es beim Finanzamt eine Extraabteilung gibt.
Da den Kellnern auch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall verweigert wurde und auch der Urlaub bzw. seine finanzielle Abgeltung und damit auch nicht die 25% (davon 2% Steuer)an die Knappschaft abgeführt wurden, ist klar, dass man es im trotzdem nicht nur mit der Lohnehrlichkeit, Sorgfalts- und Fürsorgepflicht gegenüber den Angestellten so genau nahm, sondern auch Sozial- und Steuerbetrug als nicht so schlimm empfand, wie die Gründung einer Gewerkschaftsgruppe. Solche Möchte-gern-Unternehmer haben auf dem Markt nichts zu suchen. Auch nicht in der Gastronomie!