Der „falsche“ Schimmel

Erstveröffentlicht: 
22.11.2013

Der Staatsschutz ermittelt wegen Attacke auf einen Leezener NPD-Funktionär. Unbekannte brachten unzählige Aufkleber an, auf denen jedoch die falsche Person abgebildet war.


Von Gerrit Sponholz

 

Vor „Schimmel-Gefahr“ warnen unzählige Aufkleber, die in Leezen unbekannte Täter an Schildern, Wänden und auf Einkaufswagen eines Supermarktes angebracht haben. Gemeint ist ein hoher NPD-Funktionär, der im Dorf wohnt. Das Porträt zeigt allerdings einen anderen Mann, der ebenfalls NPD-Mitglied ist.

 

Leezen. „Achtung, Schimmel-Gefahr!“, prangt es auf Aufklebern, die in weiten Teilen Leezens zu finden sind. Außerdem ist ein Porträt abgebildet und eine Adresse in Leezen genannt. Gewarnt wird vor dem Leezener Wolfgang Schimmel, Mitglied im Bundesvorstand der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei (NPD). Die Unruhe in Leezen ist groß. Ermittler gehen jetzt der Sache nach. Die Segeberger Polizei übergab sie dem Staatsschutz.

 

Auf Einkaufswagen eines Supermarktes, an Schildern einer Versicherung und an der Amtsverwaltung Leezen waren zuhauf die Aufkleber zu finden. Der Supermarkt muss seine Wagen sogar austauschen, weil sich die Aufkleber nicht mehr von den Handgriffen ablösen lassen.

 

Die Abteilung K5 der Bezirkskriminalinspektion in Kiel hat sich des Falles angenommen. Sie fahndet nach den Urhebern der Aktion. „Vermutlich stammen die Akteure aus der linken Szene“, sagt Bernd Triphahn, Pressesprecher der Inspektion. Derlei „Outing-Aktionen“ mit Foto, Namen- und Adressnennungen seien nicht legal. Triphahn bat über die SZ die Bürger, Hinweise zu den Tätern mitzuteilen unter Telefon 0431/160-3333.

 

Die Planer der Aktion haben allerdings geschlampt. Das Porträt auf dem Aufkleber zeigt nicht den Leezener NPD-Politiker, sondern einen ähnlich aussehenden Mann aus Norderstedt, bestätigt Triphahn auf Nachfrage. Der Norderstedter gehöre ebenfalls zur NPD.

 

Schon vor einem Jahr war Wolfgang Schimmel Ziel einer Attacke. Unbekannte Täter hatten Farbbeutel auf sein Haus geworfen und „Nazi“ auf die Garagenwand gesprayt. Auf den Internetseiten der NPD werden derlei Aktionen „Feinden des Pluralismus“ zugeschrieben.

 

Schimmel selbst war nicht zu erreichen. Im Internet gibt er von sich preis, dass er 1962 geboren wurde, Diplom-Ingenieur ist, verheiratet und ein Kind hat. Er gehört nach NPD-Angaben nicht nur dem Bundesvorstand an, sondern ist auch Landesschatzmeister in Schleswig-Holstein. Zur Bundestagswahl in diesem Jahr trat er als NPD-Direktkandidat im Wahlkreis Flensburg-Schleswig an und holte 955 Stimmen (0,6 Prozent).

 

Den Staatsschutzermittlern ist Schimmel nicht unbekannt. Als Straftäter sei er nicht auffällig geworden, sagt Polizeisprecher Bernd Triphahn.

 

„Ich kenne ihn nur vom Sehen“, sagt Leezens Bürgermeister und SPD-Mitglied Ulrich Schulz. Er hatte auch schon von der Aufkleber-Aktion gehört. Unabhängig davon, was er von der NPD halte: „So etwas finde ich nicht in Ordnung.“ Bislang sei es weitgehend ruhig um Schimmel gewesen.

 

Gut aus kennt sich in der linken, so genannten „Antifa-Szene“ Alexander Wagner, Landesvorsitzender der Jungsozialisten und SPD-Kreistagsabgeordneter. Wagner zählt zu seinen politischen Schwerpunkten den Bereich Antifaschismus. Wer die Aufkleber in Leezen verbreitet habe, wisse er nicht. Meist würden solche „Outing-Aktionen“ von der Szene kurz vor Wahlen gestartet, habe er beobachtet. Die Täter, sagt Wagner, blieben in der Regel anonym.

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Lächerlich habe denn aufkleber gesehen und es war ganz sicher wolfgang schimmel.