Badische Zeitung zum Bombennazi in Lörrach

Erstveröffentlicht: 
27.08.2009

Festnahme

 

Plante Weiler Neonazi ein Attentat in Freiburg?

Ein junger Rechtsextremist aus Weil am Rhein steht unter einem ungeheuren Verdacht: Er soll Chemikalien gehortet haben, um daraus einen Sprengsatz zu bauen. Hatte er ein Ziel in Freiburg im Visier? Die Polizei ermittelt.


LÖRRACH. Die Lörracher Polizei hat am Mittwoch die Wohnung des südbadischen "Stützpunktleiters der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD, durchsucht. Dabei hat sie Beweismittel beschlagnahmt und eine Person festgenommen. Zuvor war bei der Lörracher Staatsanwaltschaft am Sonntag eine anonyme Anzeige eingegangen, die den Neonazi beschuldigte, chemische Substanzen für die Produktion von Sprengstoffen gekauft zu haben. Die Ermittlungsbehörden prüfen nun, ob ein Attentat vorbereitet werden sollte.

Nach Informationen, die der BZ vorliegen, soll der Stützpunktleiter der Neonaziorganisation, ein 22-jähriger Mann aus Weil am Rhein, seit Ende 2008 systematisch und zum Teil über die Adressen von anderen Rechtsextremisten, Chemikalien wie Kalkammonsalpeter, Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure, Nitromethan und Calciumkarbid bei verschiedenen Versandfirmen in erheblichen Mengen gekauft haben. Zu seinen Helfern soll auch der Lörracher NPD-Chef gehören. Aus den Substanzen können zusammen mit weiteren frei verkäuflichen Stoffen wie Glycerin gefährliche Sprengmittel wie Trinitrotoluol (TNT) oder Triacetat-Triperoxid (TATP) hergestellt werden. Mit Wasserstoffperoxid wollte etwa die zur Zeit in Düsseldorf vor Gericht stehende islamistische Sauerlandgruppe Bomben bauen. Der Neonazi aus Weil am Rhein soll sich neben den chemischen Substanzen auch eine ferngesteuerte Zündanlage und Handbücher über Sprengstoffe besorgt haben. Er soll als Mitglied eines Schützenvereins legal erworbene Schusswaffen besitzen.

FREIBURG IM ZENTRUM DER ANSCHLAGSPLÄNE?

Über die genauen Pläne des Rechtsextremisten, der nach seiner zweijährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr derzeit eine Ausbildung als Altenpfleger in Lörrach absolviert, gibt es noch keine endgültige Klarheit. Er ist erst seit Juni dieses Jahres Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten und war zuvor Skinhead und Mitglied der militanten Neonazigruppe "Freie Kräfte" Lörrach. Anlässlich der Stützpunkt-Gründung erklärte er: "Ab jetzt prangern wir Überfremdung und Ausbeutung offensiv in der Region an. Wir werden es nicht schweigend hinnehmen, dass unsere Region immer mehr verkommt und wir in den Gesichtern der Menschen immer weniger die unseres Volkes erkennen."

In Freiburg ist die antifaschistische Szene von jeher sehr rege: 2002 blockierten 15.000 Menschen einen angekündigten NPD-Aufmarsch. Die Partei musste den Umzug absagen. Foto: Rita Weber-Eggstein

Möglicherweise lag das Ziel eines eventuellen Bombenanschlags aber gar nicht im Dreiländereck, sondern in Freiburg. Dort gibt es eine rege antifaschistische Szene, die Aktivitäten von Rechtsextremisten bislang erfolgreich unterbunden hat. Eine angekündigte Demonstration der NPD vor sieben Jahren war durch eine Demonstration von rund 15.000 Freiburgern verhindert worden.

Auch die Gründung von Ortsgruppen wurde jeweils vereitelt. Erst vor kurzem hatte eine Gruppe, die sich Autonome Antifa nennt, die Identität des Freiburger NPD-Vorsitzenden in allen Einzelheiten geoutet, woraufhin sich der geheime Kreisverband auflöste. In der Neonazi-Szene kursieren seit einiger Zeit wütende E-Mails gegen die "linken Zecken".

Die Lörracher Neonazis, darunter auch der Chemikalienkäufer, wollten mehrfach den linken Szenetreff KTS in Freiburg verdeckt ausspionieren. Dabei ist es auch zu Tätlichkeiten gekommen. Freiburg ist für die Neonazis zu einer Prestigefrage geworden; dass sie dort nicht Fuß fassen können, empfinden sie als Schmach.

 

Aus Land und Region in der BZ

 

 


 

KTS im Visier von Neonazis

Hinweise auf Attentatspläne

Die Lörracher Polizei hat in Lörrach einen Neonazi festgenommen und in dessen Wohnung chemische Substanzen beschlagnahmt, aus denen möglicherweise Sprengstoff hergestellt werden sollte. Der sogenannte Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD, soll nach Informationen der Badischen Zeitung die entsprechenden Chemikalien in erheblichen Mengen gehortet haben. Genauere Einzelheiten wollen die Ermittler demnächst bekanntgeben, heißt es. Die Ziele eines eventuellen Bombenanschlags liegen offenbar in Freiburg. Im Visier gewesen sein soll die linksalternative KTS an der Basler Straße, in der regelmäßig Veranstaltungen der Autonomen Antifa stattfinden, aber auch die Adresse der südbadischen DGB-Zentrale in der Hebelstraße hatten sich die Neonazis notiert. Wie ein Sprecher der Antifa gestern sagte, hätte es mehrere Versuche gegeben, die KTS auszukundschaften. In Mails sei davon gesprochen worden, dass es an der Zeit für einen "Gegenschlag" sei.

 

Aus dem Freiburger Lokalteil der BZ