[S] Demo gegen Gewalt an Frauen

Demo 1

Am Samstag, den 23. November 2013, fand in Stuttgart eine Demonstration anlässlich des 25. Novembers, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, mit ca. 350 Menschen statt. Die Demonstration zog durch die Innenstadt bis zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus, wo schließlich die Abschlusskundgebung mit Rede- und Kulturbeiträgen gehalten wurde. Die Demonstration fand mit gemeinsamen Folkloretänzen und der Ankündigung von weiteren Veranstaltungen ein Ende.

 

Nach einer etwas längeren Auftaktkundgebung in der Lautenschlagerstraße mit Kultur- und Redebeiträgen und einem Aufruf zur Beteiligung an der Spendenaktion für Rojava (Nordsyrien/Westkurdistan), zog die Demonstration lautstark mit dreisprachigen Parolen zum Rotebühlplatz. An diesem zentralen und gut besuchten Ort wurde die erste Zwischenkundgebung gehalten. Hier befindet sich auch das französische Konsulat, was die erste Rednerin nutzte, um auf den noch immer nicht geklärten politischen Mord an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez aufmerksam zu machen. Die drei kurdischen Freiheitskämpferinnen wurden am 9. Januar diesen Jahres mitten in Paris im kurdischen Informationsbüro durch Kopfschüsse regelrecht hingerichtet. Bis heute ist nicht klar, wer die Verantwortlichen für diesen Mord sind, daher steht auch weiterhin die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung dieser Tat aufrecht. Im Anschluss an die Rednerin kam eine kurdische Genossin auf die Bühne und sang ein Lied, was den drei Frauen gewidmet wurde. Anschließend ging es mit Redebeiträgen weiter. Zunächst kam ein Redebeitrag zur doppelten Unterdrückung, der die Frau ausgesetzt ist, und zu der Tatsache, dass Frauen von Armut schwerer betroffen sind als Männer. Der nächste Redebeitrag handelte von der häuslichen Gewalt und der Reproduktionsarbeit, die auch heute noch immer hauptsächlich auf den Schultern der Frauen lastet, jedoch so dargestellt wird, als ob die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ die Herausforderung für die moderne Frau von heute sei.


Nach einem weiteren musikalischen Auftritt durch die Gruppe „die Kraniche“ zog die Demonstration lautstark weiter bis zum Marktplatz. Hier sollte eigentlich die nächste Zwischenkundgebung stattfinden, was jedoch aufgrund der Aufbauarbeiten des Weihnachtsmarktes nicht möglich war. Daraufhin entschieden die DemonstrationsteilnehmerInnen direkt zum Abschlusskundgebungsort weiterzuziehen. Die Polizei konnte diese Entscheidung jedoch nicht nachvollziehen und bestand darauf, die Kundgebung am Marktplatz abzuhalten. Als sich die DemonstrationsteilnehmerInnen dem widersetzten, weigerte sich die Polizei den Lautsprecherwagen durchzulassen. Nach einer kurzen Diskussion konnte die Polizei dann jedoch dazu bewegt werden, auch den Lautsprecherwagen weiterfahren zu lassen. An der Abschlusskundgebung angekommen, weigerte sich die Polizei erneut, den Lautsprecherwagen auf den Platz fahren zu lassen. Doch auch hier ließ die Polizei ihre Willkür nach kurzer Diskussion sein und die Abschlusskundgebung konnte beginnen.


Nach einem weiteren Auftritt der Gruppe „die Kraniche“ machte eine Genossin in ihrer Rede auf die Situation der Frauen in Kriegen aufmerksam. Auch heute noch werden Frauen als Kriegstrophäen betrachtet, vergewaltigt, verschleppt und ermordet. Sie sind die neben Kindern am meisten unter Kriegssituationen leidenden Personen. Auch in diesem Redebeitrag wurde auf die Situation der Frauen in Rojava aufmerksam gemacht, die aufgrund ihrer im demokratischen Aufbauprozess vorantreibenden Rolle zur Zielscheibe der reaktionären islamistischen Organisationen wie z.B. die Al Nusra Front und Al Qaida gemacht werden. Nach einer weiteren Rede, die vor allem am Beispiel des heutigen Schönheitsideals und dem damit verbundenen perfekten Bild der Frau verknüpft wurde, wurde versucht zu verdeutlichen, dass die wahre Befreiung der Frau im Kapitalismus nicht möglich sein wird. Jedoch muss man sich bereits heute der Frauenfrage widmen, sich damit auseinandersetzen und die erste Schritte gehen, um an sich und seinem Bewusstsein zu arbeiten – dieser Punkt betrifft sowohl die Männer als auch die Frauen unter uns. Denn beide müssen sich intensivst sowohl mit ihrer Sozialisation als auch den damit verbundenen Denk- und Verhaltensmustern auseinandersetzen und den Weg der Veränderung einschlagen.


Nach dem letzten Redebeitrag wurde die kurdische Gruppe Koma Berxwedane Jinê auf die Bühne gebeten. Die Gruppe stieg direkt mit Widerstandsliedern ein, auf die man traditioneller Weise Folklore tanzt. Dies bot allen TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich aufzuwärmen und gemeinsam einen schönen Abschluss für die Demonstration zu finden. Nach diesem gemeinsamen Abschluss wurde die Demonstration beendet und darauf hingewiesen, dass am kommenden Samstag, dem 30. November eine Podiumsdiskussion zur Gewalt an Frauen stattfinden wird.

 

An den Artikel angehängt kann man die Solidaritätsrede des Bündnisses zu Rojava nachlesen... Spenden werden auch weiterhin noch gesammelt und können im Linken Zentrum Lilo Herrmann und im Mesopotamischen Kulturverein abgegeben werden. 

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"Doch auch hier ließ die Polizei ihre Willkür nach kurzer Diskussion sein" dann ist ja alles gut :)

Fotos: Denzinger / www.beobachternews.de