NSU-​Kom­plex: Auf der Suche nach dem rich­ti­gen Be­griff für einen po­li­ti­schen Tat­be­stand

Det­lef zum Win­kel, NSU-​Kom­plex: Auf der Suche nach dem rich­ti­gen Be­griff für einen po­li­ti­schen Tat­be­stand Es wäre die größ­te Er­mitt­lungs­pan­ne aller Zei­ten, wenn es denn eine Er­mitt­lungs­pan­ne ge­we­sen wäre. Auch Staats­ver­sa­gen, Be­hör­den­wirr­warr, In­kom­pe­tenz und Dumm­heit sind er­kenn­bar be­schö­ni­gen­de Kenn­zeich­nun­gen für das Ver­hal­ten von Staat und Ge­sell­schaft in der ras­sis­ti­schen Mord­se­rie des NSU, bei der es einer an­geb­lich drei­köp­fi­gen Ter­ror­grup­pe ge­lun­gen sein soll, alle Si­cher­heits­be­hör­den und na­he­zu alle Me­di­en zehn Jahre lang zu täu­schen.

 

An­ti­fa­schis­ten, De­mo­kra­ten und Linke be­mü­hen sich daher, an­ge­mes­se­ne­re Be­schrei­bun­gen zu fin­den, Igno­ranz, be­wuß­tes Weg­se­hen, ei­ge­ner Ras­sis­mus und Rechts­las­tig­keit der Si­cher­heits­be­hör­den bis hin zum Vor­wurf der Pro­tek­ti­on und Kum­pa­nei. Aber es geht nicht nur um das Ver­hal­ten Ein­zel­ner, son­dern um einen po­li­ti­schen Tat­be­stand, der lei­der in sehr vie­len Län­dern fest­zu­stel­len ist, um die Schat­ten­sei­te un­se­res Typs von De­mo­kra­tie.

 

“Wir nann­ten es Fa­schi­sie­rung”, sagt Det­lef zum Win­kel, der in den sieb­zi­ger Jah­ren Mit­glied im Kom­mu­nis­ti­schen Bund (KB) war, einer K-​Grup­pe, die sich mit die­ser Ein­schät­zung der bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Wirk­lich­keit von allen an­de­ren, da­mals zahl­reich vor­han­de­nen links­ra­di­ka­len Or­ga­ni­sa­tio­nen un­ter­schied. Die Grün­de, die zu jener Ein­schät­zung führ­ten, waren ge­ra­de sol­che Phä­no­me­ne wie die­je­ni­gen, mit denen wir es heute beim NSU-​Kom­plex zu tun haben. Fast könn­te man sagen: was in den letz­ten bei­den Jah­ren be­kannt ge­wor­den ist, gibt dem KB im Nach­hin­ein recht. Det­lef zum Win­kel re­fe­riert über jene Ana­ly­se, über die Kon­tro­ver­se in den sieb­zi­ger Jah­ren, über die ur­sprüng­li­che Be­griffs­schöp­fung durch die Kom­mu­nis­ti­sche In­ter­na­tio­na­le wäh­rend der Wei­ma­rer Zeit. Er kri­ti­siert un­re­flek­tier­te Im­pli­ka­tio­nen, Miss­ver­ständ­nis­se und Un­tie­fen der Fa­schi­sie­rungs­the­se und fin­det gleich­zei­tig, daß man ziem­lich genau den Punkt trifft, wenn man sie auf die 50er Jahre an­wen­det: als Re-​Fa­schi­sie­rung.

 

26.​11.​2013, Café KoZ, 19:30 Uhr

 


Im An­schluss an den Vor­trag fin­det in Ko­ope­ra­ti­on mit der Kon­zert­grup­pe doch. ein Kon­zert statt. Mit: Wor­riers (Great Punk­rock­nerds with a lot of Ex-​Al­sos, USA), un­der­parts (Punk­rock, Köln)

 

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