[Aarau] Communiquée zu den Protesten gegen die Kundgebung der Piusbrüder

Protesten gegen die Kundgebung der Piusbrüder In Aarau

Für den Samstag, 5. Oktober, mobilisierten die Piusbrüder für eine Kundgebung ihrer Kampagne «Ja zum Kind» in Aarau. Gegen die rechts-fundamentalistische Gruppierung innerhalb der katholischen Kirche und gegen den von ihnen propagierte Sexismus, die Homophobie und den Antisemitismus wurde Widerstand angekündigt. Dieser wurde jedoch von der Kapo in Zusammenarbeit mit der Stapo und der Bahnpolizei beinahe unmöglich gemacht.

 

 

Reaktionäre Hetze in Aarau

 

Unter dem Namen «Ja zum Kind» werden bereits seit sechs Jahren jährlich neun Kundgebungen in verschiedenen Schweizer Städten durchgeführt. Am 5. Oktober fand eine solche Kundgebung zum fünften Mal in Aarau statt. Die Kundgebungen diesen Jahres in Basel und Zürich wurden bereits gestört und auch der «Marsch fürs Läbe» in Zürich konnte dieses Jahr zum dritten Mal in Folge nicht ohne lautstarke Kritik über die Bühne gehen. Auch in Aarau kamen zahlreiche Menschen zur Igelweide, um die Piusbrüder nicht kommentarlos ihre reaktionären Positionen verbreiten zu lassen.

 

 

Die Piusbruderschaft, die regelmässig in einschlägig rechts-nationalistischen Medien zu Wort kommt, fordert einen autoritären Gottesstaat mit «christlicher Gesellschaftsordnung». Wie eine solche Gesellschaftsordnung auszusehen hat, beschreiben die Piusbrüder gerne und oft. Sie brauche – Zitat des deutschen Piusbruders Franz Schmidberger – «Männer, die Männer sein wollen, Frauen, die Frauen sind und Frau sein wollen, das heisst Gehilfin des Mannes und Mutter der Kinder». Dass eine solche Frau weder verhüten noch abtreiben darf, versteht sich laut den Piusbrüdern von selbst. Des Weiteren bezeichnen die Piusbrüder Homosexualität als «Moralische Umweltverschmutzung» und behaupten, dass jüdische Menschen Gottesmörder seien und auch heute noch für den Tod Christi zur Verantwortung zu ziehen wären. Das Phantasma einer Verschwörung des «Weltjudentums», welches Wirtschaft und Politik in ihrer Hand hätte, reiht sich bei manchem Piusbruder nahtlos neben Holocaustleugnungen und -relativierungen ein.

 

 

Kein Fussbreit den Abtreibungsgegner_innen

 

Ein Abtreibungsverbot, wie die Piusbrüder es fordern, wäre ein fataler Angriff auf die weibliche Selbstbestimmung. Ein solcher herrschaftlicher Zugriff auf den Frauenkörper sichert dem Staat bzw. der Gesellschaft die Kontrolle über die Reproduktion der Bevölkerung und zementiert Beherrschungsverhältnisse. Die Frau, die vom «lieben Gott» zugedachte Rolle als fürsorgliche Mutter gedrängt wird, die brav Zuhause bleibt, Familie und Manne ehrt sowie fleissig Kinder gebärt, würde in ihrer «christlichen Gesellschaftsordnung» so immer dem Manne untergeordnet bleiben. Ein Abtreibungsverbot, wie die «Lebensschützer» es fordern, schafft Abtreibungen nicht aus der Welt sondern kriminalisiert sie nur. Mögliche Folgen sind Pfuscherei, Selbstabtreibungen, Zwangsgeburten sowie massiver finanzieller und moralischer Druck auf die Betroffenen. Das Recht auf Abtreibung ist also nicht nur ein wichtiges Moment der weiblichen Selbstbestimmung; die Möglichkeit von medizinisch seriösen Schwangerschaftsabbrüchen und ideologiefreier Beratung bedeutet auch einen Schutz der körperlichen und psychischen Gesundheit von Frauen. Solche Machtausübungen folgen immer auch aus finanziellen Interessen und stehen im Kontext von heuchlerischen gesellschaftlichen Moralvorstellungen und sozialen Zwängen. Darum muss auch der Widerstand gegen die rechte Hetze ein Widerstand sein, der ums Ganze geht.

 

 

Wir lassen uns nicht einschüchtern!

 

In Aarau wurden schon am Mittag im Bahnhof, im Graben, um den Kasinopark und in der Igelweid Menschen kontrolliert. Obwohl bereits vor Beginn der Kundgebung Menschen, die aufgrund des Aussehens der «linken Szene» zugeordnet wurden, in Handschellen abgeführt wurden, fanden sich etwa 50-60 kritische Menschen neben der stationären Demonstration der Piusbrüder ein. Als dann kurz nach 15 Uhr ein Megafon auftauchte, um lautstark Kritik zu äussern, reagierten die anwesenden Polizist_innen äusserst agressiv. Ohne zu zögern und ohne die Auflösung der «unbewilligten Demonstration» zu fordern – die notabene noch nicht einmal formiert war – wurden Menschen verhaftet, die Parolen riefen. Auch Menschen, die durch das Verteilen von Flyern auffällig geworden sind, wurden abgeführt. Trotzdem war es möglich, die Kundgebung zumindest zeiweise durch Pfiffe, Rauch und vereinzelte Parolen zu stören.

Die anwesenden Piusbrüder und ihre Sympathisant_innen reagierten sichtlich genervt und die Polizei führte erneut Menschen ab. So wurden an diesem Nachmittag über 20 Personen verhaftet, die jedoch alle im Verlauf des Abends wieder entlassen wurden.

Die Menschen mussten in einem improvisierten Gewahrsam teilweise über eine Stunde ausharren, bis sie zur Einvernahme mussten. Einzelne Personen mussten in Einzelhaft und Handschellen darauf warten. Trotzdem war die Stimmung im Polizeiposten im Amtshaus überraschend gut und kämpferisch, auch wenn vereinzelt vielleicht Anzeigen wegen «Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration» auf Menschen zukommen könnten. Falls dies geschehen sollte, kann mensch sich beim Antirep Aarau (antirepaarau[at]immerda[punkt]ch) melden, um Unterstützung zu bekommen.

 

 

Wir lassen uns von Repression nicht einschüchtern!

Gegen reaktionäre Ideen, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus!

Für ein selbstbestimmtes Leben!