GÖ: Kungebung gegen nazistischen Mord in Kaufbeuren

Antifaschistische Aktion

Göttingen. Am Samstag Nachmittag versammelten sich spontan 35-40 Antifaschistinnen und Antifaschisten um gegen Nazi-Gewalt und den rassistischen Normalzustand in Deutschland zu demonstrieren.

 

Was war passiert?


Erst provozierten sie mit rassistischen Beschimpfungen, dann schlugen sie zu. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verletzte eine Gruppe Männer im bayrischen Kaufbeuren, unter ihnen mindestens ein Neonazi, einige Spätaussiedler leicht. Ein weiterer in Kasachstan geborener 34-Jähriger wurde durch einen Schlag eines Neonazis so stark verletzt, dass er am Donnerstag Nachmittag seinen Verletzungen erlag.

 

Deshalb versammelten sich am Samstag Nachmittag etwa 35-40 Antifaschistinnen und Antifaschisten um gegen Nazi-Gewalt und den rassistischen Normalzustand in Deutschland zu demonstrieren. Während der Kundgebung wurde eine leicht veränderte PM der aida-Archivstelle München e.V. verlesen und 200 Flyer an Bürgerinnen und Bürger verteilt. Eine Göttinger Passantin äußerte sich kritisch gegenüber den Nationalismus der Deutschen und machte klar welche gefährlichen gesellschaftlichen Entwicklungen dies zur Folge hat: „In der Krise werden alle nationalistischer, deshalb werden auch die Neonazis immer gewalttätiger!“

 

In der Krise werden alle nationalistischer...

 

Nach dem Mord hat die Polizei zunächst die rassistischen Motive der Angriffe auf dem Tänzelfest und den rechten Hintergrund des Haupttäters verschwiegen. Auch in einigen Online-Medien war nur von einer Massenschlägerei, oder einer Schlägerei zwischen Betrunkenen mit Todesfolge die Rede  (locally.de, Augsburger Allgemeinde.de, Allgäuer Zeitung).

 

In den Kommentarspalten diverser lokaler Online Medien hagelt es rassistische Kommentare, in denen „Ausländer“ und „Russen“ für den Tod des jungen Mannes verantwortlich gemacht werden. Selbst nachdem die Polizei eingestehen musste, dass die Angriffe einen rechten Hintergrund hatten, reißen die rassistischen Kommentare nicht ab. Der Vorstand des Tänzelvereins Horst Lauerwald macht sich währenddessen vor allem Sorgen um das Image des Festes. So zitiert ihn die „Allgäuer Zeitung“: "Das wirft einen Schatten aufs Tänzelfest und wird auf das Kinderfest bezogen, obwohl es nichts damit zu tun hat – das geht mir an die Nieren."

 

...deshalb werden auch die Neonazis immer gewalttätiger!“

 

Die Täter kamen aus Thüringen und waren für eine thüringische Baufirma in der Region unterwegs. Sie hätten aber ebenso gut aus Bayern kommen können. Denn nicht nur die rassistischen Äußerungen in den Kommentarspalten in den lokalen Online-Medien und der ignorante Umgang mit dem Vorfall lassen Rückschlüsse auf das gesellschaftlichen Klima zu. Auch fanden fünf der neun rassistischen Morde des NSU-Netzwerks in Bayern statt. Das es in Bayern eine gut vernetzte und bewaffnete Neonaziszene gibt, zeigten erst kürzlich Hausdurchsuchungen um das „Freie Netz Süd“ (FNS).