HN/Eppingen: Antifas erinnern an Werner Weickum - Stadtrundgang

Am Tatort in Eppingen

Am 19.Juli 1996 wurde Werner Weickum in Eppingen im Landkreis Heilbronn von mehreren Nazis ausgeraubt, brutal misshandelt und getötet. Im anschließenden Gerichtsverfahren wurden zwei Faschisten zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Gleichzeitig wurde von Seiten des Gerichts damals allerdings festgestellt, dass die faschistische Einstellung der Täter zwar die ideologische Grundlage des Mordes geliefert habe, aber für die Tat nicht ausschlaggebend gewesen sei. Deshalb taucht der Mord an dem 44- jährigen Elektriker aus Gemmingen-Stebbach bis heute nicht in den offiziellen polizeilichen Statistiken über die Opfer des rechten Terrors in der BRD auf.

 

Umso wichtiger ist es, die Erinnerung an Werner Weickum aufrecht zu erhalten.

 

Die Nazi- Clique, die ihn tötete, war in Eppingen Anfang und Mitte der 1990er Jahre bereits mehrfach durch Gewalttaten und Drohungen gegen Andersdenkende aufgefallen. Wie in vielen Städten versuchten militante Nazis damals -beflügelt von der "Wiedervereinigung" der deutschen Staaten-  in der Region ihre Macht auszubauen, Angst und Schrecken zu verbreiten und machten Jagd auf MigrantInnen, politische Gegner, Obdachlose und andere als "Volksfeinde" ausgemachte Menschen.

 

Neben den mörderischen Angriffen und Pogromen gegen Wohnhäuser und Flüchtlingsheime in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Mölln, Solingen und Mannheim-Schönau kam es damals in vielen weiteren Städten zu Überfällen, Mordversuchen und Morden.

In Eppingen gibt es auch heute noch eine aktive rechte Szene und Subkultur. Mitglieder der faschistischen Organisationen "Freie Nationalisten Kraichgau" (FN Kraichgau) und "Weisse Rebellion" (WR) wohnen in der Stadt.

 

Am 17.April 2011 war ein Eppinger Nazi an einem brutalen Angriff auf einen vermutlichen Antifaschisten am Bahnhof in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) beteiligt.


Am 19.Juli 2011 versuchten zwischen 15 und 20 Faschisten eine Gedenk-Kundgebung zum 15. Todestag von Werner Weickum am Eppinger Bahnhof zu stören.


Die starke Präsenz rechter Inhalte in der Region schlägt sich außerdem regelmäßig in hohen Wahlergebnissen der NPD  und der "Republikaner"(REP) bei Landtags- und Bundestagswahlen nieder, die z.B. bei den Landtagswahlen 2011 mit zu den besten Ergebnissen der Nazi- Parteien gehörten.

Eine Delegation von Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Heilbronn machte sich deshalb am 19.Juli 2013 auf den Weg nach Eppingen und legte am Tatort am dortigen Bahnhof Nelken und Kerzen für Werner Weickum ab.


Anschließend führten sie einen Rundgang durch die Stadt durch, bei dem zahlreiche Flugblätter der antifaschistischen Kampagne gegen den NPD- Wahlkampf in Baden- Württemberg verteilt wurden. Erfreulich war, dass sich einige Läden und Imbissbuden sofort bereit erklärten, die Kampagnenflyer bei sich auszulegen.

Auch wenn solche Aktionen sicherlich nur kleine Bruchstücke eines notwendigen antifaschistischen Kampfes auf vielen Ebenen sein können, sind sie doch gerade auch in ländlichen Regionen notwendig und immer wieder sinnvoll, um der Verankerung faschistischen Gedankenguts im Alltag und im Stadtbild etwas entgegen zu setzen.

Wir vergessen nichts und niemanden!
Nazis bekämpfen - Den NPD-Wahlkampf unmöglich machen!