Ak Antisemitismus: Die erste Vortragsreihe steht!

Wir organisieren diese Vorträge, damit die Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus öffentlich stattfinden kann und nicht in linken Kreisen untergeht. Wir wollen die Diskussionen, die oft sehr schnell brisant werden, in einem angenehmen Rahmen veranstalten und bitten alle die denken, dass sie wissen wer „gut“ und wer „böse“ ist, sich angemessen zu verhalten.

 

Alle Veranstaltungen werden in der kosmotique stattfinden

 

04.07.2013 – „Israel und seine Feinde“

 

Vortrag von Sebastian Mohr & Tilman Tarach.

 

Start 20.00Uhr

 

Handelt es sich beim Kampf gegen Israel, den Araber schon Jahrzehnte vor der Staatsgründung führten, um einen Kampf gegen Ungerechtigkeit und Besatzung, oder geht es vielmehr gegen jede souveräne jüdische Präsenz in der Region? Neben dem Stellenwert der Gründung Israels möchten wir in dieser Veranstaltung auch die »andere Seite« beleuchten: Die Gründung und Geschichte der »Palästinensischen Befreiungsorganisation« (PLO), die bis heute auf Seiten der Palästinenser der einzige Verhandlungspartner ist, der für Israel zur Verfügung steht. Wie antisemitisch ist die Organisation, die einerseits seit Jahrzehnten in den internationalen Terrorismus verstrickt ist, und andererseits permanente Solidarität der internationalen Gemeinschaft genießt?

Dr. Tilman Tarach erläutert die Geschichte und Bedeutung der israelischen Staatsgründung. Er zeigt dabei auf, wie und warum aus dem alten antisemitischen »Gerücht über die Juden« das antizionistische »Gerücht über Israel geworden« ist. Tilman Tarach lebt in Berlin und Freiburg und ist Jurist sowie Autor des Buches »Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die ›Protokolle der Weisen von Zion‹ und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt« (Vorwort Henryk M. Broder, Edition Telok 2011). Artikel von ihm erschienen in ›Konkret‹, ›Jüdische Allgemeine‹ und ›Jerusalem Post‹.

Sebastian Mohr wird anhand der Biografie Yassir Arafats die Genese der PLO erklären. Dabei wird er sowohl auf die Beziehungen der PLO zum internationalen Terrorismus, als auch auf die neusten Entwicklungen der PLO unter dem derzeitigen Vorsitzenden MahmudAbbas eingehen. Sebastian Mohr ist Mitarbeiter des Mideast Freedom Forum Berlin, des Bündnisses Stop The Bomb sowie Vorstandsmitglied der deutschen Sektion der Scholars for

Peace in the Middle East.

 

11.07.2013 - „Geschichte der Antisemitismusdebatte in der deutschen Linken“

Ein Vortrag von Peter Nowak

 

Start: 20.00Uhr

 

Über den Antisemitismus in der linken Bewegung ist in den letzten 20 Jahren viel geschrieben worden. Doch warum hat gerade dieses Thema eine solche Sprengkraft entwickelt, dass langjährige politische Zusammenhänge, alte politische Freundschaften und viele Wohngemeinschaften daran in die Brüche gegangen sind? Oft sind die politischen Zusammenhänge nicht mehr bekannt, die dafür sorgten, dass diese Debatte in Deutschland einen solchen Stellenwert bekommen hat. Der Journalist Peter Nowak hat in der edition assemblage die „Kurze Geschichte der Antisemitismusdebatte“ herausgegeben, in der an einige bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts unter Anderem von Wolfgang Pohrt und Moishe Postone verfasste Grundlagentexte zur Antisemitismusdebatte erinnert wird, die erst nach 1989 in den Teilen einer Linken rezipiert wurde, die sich kritisch mit Staat und Nation auseinanderzusetzen begannen. Auf der Veranstaltung soll auch an konkreten Beispielen aufgezeigt werden, wie sich der Fokus der Antisemitismusdebatte von der Politik in Deutschland auf den Nahen Osten verlagerte und welche politischen Implikationen damit verbunden waren. Besonders die gravierenden Auswirkungen, die die islamistischen Anschläge vom 11.09.2001 auf die Antisemitismusdebatte hatten, soll genauer dargestellt werden. Schließlich soll ein Vorschlag zur Versachlichung zur Diskussion gestellt werden, der an Diskussionen anknüpft, wie sie in der letzten Zeit in linken Zusammenhängen geführt wurde, die weder ein Interesse daran haben, dass sich die Antisemitismusdebatte ständig nur wiederholt, die aber auch nicht bereit sind, bestimmte in der Auseinandersetzung mit regressiven Antizionismus und verkürzter Kapitalismuskritik gewonnene Grundlagen aufzugeben.

Peter Nowak lebt in Berlin und arbeitet als Journalist unter Anderem für die Jungle World und das Onlinemagazin Telepolis. Texte finden sich auf der Homepage http://peter-nowak-journalist.de/

 

27.07 und 28.07.2013 – Seminar zur „Einführung in die Geschichte,Theorie und Kritik des Antisemitismus“

 

Ein Seminar mit Oliver Barth

 

27.07 – 09.00Uhr – 18.00Uhr

28.07 – 09.00Uhr – 15.00Uhr

 

Anmeldung zum Seminar unter http://afadresden.blogsport.de/

 

So gut wie in allen Gesellschaften, Schichten und politischen Lagern ist antisemitisches Denken immer noch weit verbreitet und meist nicht leicht als solches zu erkennen. Dabei verrät uns Antisemitismus viel über die Struktur unserer Gesellschaft. Trotz seiner vielen Gesichter – in klassischer Form, im deutschen Erinnerungsdiskurs, als vermeidliche Kapitalismus- oder Medienkritik oder ‚ehrbar’ in einer Kritik an Israel – Antisemitismus ist in jeder seiner Formen aufzuspüren und konsequent zu kritisieren.
Im Seminar werden wir uns Inhalt und Funktionsweise antisemitischen Denkens und Handelns erarbeiten. Dabei werden wir uns wesentliche Argumentationslinien unterschiedlicher Theorien und Kritiken des Antisemitismus wie die von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Moishe Postone, Daniel J. Goldhagen, Klaus Holz und Detlev Claussen vergegenwärtigen und deren Unterschiede nachvollziehen. Vorweg gibt es einen knappen historischen Überblick über die Entwicklung des Judenhasses vom religiös motivierten Antijudaismus, über den Rassenantisemitismus des Nationalsozialismus bis hin zu gegenwärtigen Formen des Antisemitismus.
Oliver Barth ist Mitglied der Bremer Gruppe associazione delle talpe und veröffentlicht u.a. in Jungle World und Phase2.

 

08.08.2013 – “Zinsen, Zocker, Zionisten” Zum reaktionären Weltbild des regressiven Antikapitalismus.“

 

Referent: Lothar Galow-Bergemann

 

Start: 20.00 Uhr

 

Geht es gegen “Banken und Finanzmärkte”, findet sich manch vermeintlich radikaleR KapitalismuskritikerIn in trauter Eintracht mit Finanzminister, Fernseher und Frau Meier. Alle miteinander halten sie “die Gierigen, die den Hals nicht voll genug kriegen” für die Verursacher der Krise. Wer das kapitalistische Prinzip in “produktives Kapital” und “Finanzkapital” aufspaltet, landet zwangsläufig bei der Dämonisierung von Zirkulationssphäre und Finanzsektor. Eine alte Krankheit der Linken. Schon Lenins Imperialismustheorie und Dimitroffs Faschismusdefinition waren davon infiziert. Während Marx, für den Proletarier kein Vaterland hatten, von der freien Assoziation der Individuen träumte, feiern in der Linken “Völker” fröhliche Urständ – als eingebildete revolutionäre Antipoden des Finanzkapitals. Als ob es Auschwitz nicht gegeben habe, lebt eine vermeintlich radikale Linke weiterhin im ideologischen Korsett der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Blind dafür, was der Wahn vom “Kampf der ehrlich Arbeitenden” gegen die “Gierigen, die die Völker aussaugen” angerichtet hat, kämpft sie gegen “Bankster und Spekulanten” und übt sich im Schulterschluss mit den reaktionärsten und menschenfeindlichsten Ideologien und Regimen der Welt. Der Referent zeigt Grundzüge einer nicht regressiven, reflektierten Kapitalismuskritik als Bedingung gelingender Emanzipation auf.

Lothar Galow-Bergemann, Stuttgart, langjähriger Personalrat, schreibt
u.a. in konkret, jungle world, iz3w, krisis.org und emmaundfritz.de