Kriegskosten sind Ursache der Krise

Auch beim neuesten "Skandal" um die gescheiterte Einführung des Euro Hawk und die Kosten von mindestens 500 Millionen €, die dabei abgeschrieben werden mussten, war die allgemeine Reaktion das sattsam bekannte mitleidige Kopfschütteln "ts, ts, wie können se nur, da ham se jetzt schon ne Finanzkrise und dann leisten se sich noch so ne Dinger".

 

Andersrum wird ein Schuh daraus: 

 

Die westliche Welt führt seit mehr als 20 Jahren einen Krieg um die Kontrolle der weltweiten Rohstoff-Reserven, insbesondere um Erdöl, das sich zum größten Teil mutmaßlich in Ländern mit muslimisch geprägten Gesellschaften befindet. Ich nenne ihn einfach den 3. Weltkrieg.

 

Das Wesen des Krieges ist jedoch, dass er ständig sein Gesicht verändert, nie jedoch an Grausamkeit verliert. Im zweiten Weltkrieg führten die Nazis Massenmedien als Mittel des Krieges ein, im Vietnam-Krieg musste die US-Army feststellen, dass deren Einsatz die Kampmoral nicht zwangsweise hebt. Am Anfang des 3. Weltkrieges gab es noch bis 2003 im Rahmen des Irak-Feldzuges Versuche, durch "embedded journalism" die Berichterstattung zu manipulieren, damals war auch noch vom "global war on terror" die Rede. Als das nicht den gewünschten Effekt hatte, besann man sich auf die in den 80ern entwickelte Strategie des "low intensity warfare". Das heißt, die offizielle Sprachregelung ist, es gibt keinen Krieg: Die Bundesregierung spricht von "Stabilisierungseinsätzen", die Obama-Administration von "overseas contingency operations". Es ist aber immer noch der gleiche Krieg, bei dem sich allein die Bundeswehr in 14 Ländern auf 3 Kontinenten mit ca. 6.500 Soldat*innen im Einsatz befindet - die Zahl und Örtlichkeiten der US -amerikanischen Operationen ist unüberschaubar.

 

Die Zahl der Kriege war 2011 nach Einschätzung des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK) auf dem höchsten Stand seit 1945.

Wer solch einen Krieg plant, tut seit je her gut daran, Auffangstellungen anzulegen. Die Rede ist seit längerem von der "Festung Europa", aber wer glaubt, dass sich dahinter lediglich eine größere Zahl von Grenzpatrouillen verbergen, irrt. 

 

Italien besitzt mittlerweile zwei Flugzeugträger, Spanien einen und allein in Griechenland sind mehr als 5.000 Panzer stationiert, das ist fast das Doppelte von dem, was die BRD in den Zeiten des Kalten Krieges hatte. Zahllose Fregatten, Zerstörer, Hubschrauber, Transportflugzeuge und nicht zuletzt großzügig ausgebaute Autobahnen im Mittelmeer-Gebiet, deren ziviler Nutzen schon seit Längerem zweifelhaft war, runden das Bild ab.

 

Das alles kostet:

Die Website http://costsofwar.org/ geht für die Zeit von 2001 bis 2013 allein von 3,1 Billionen Dollar an direkten Kriegskosten für die USA aus und die Ärzte gegen Atomkrieg von insgesamt 1,7 Millionen Toten durch Gewalteinwirkung allein in den Ländern Irak, Afghanistan und Pakistan (http://www.ippnw.de/startseite/artikel/a8966af902/body-count-opferzahlen-nach-10-ja.html).

 

Dazu kommen die direkten Kriegskosten der verbündeten "Koalition der Willigen" und die sogenannten indirekten Kriegskosten.

Zum Vergleich: Die direkten Kriegskosten der USA im 2. Weltkrieg betrugen inflationsbereinigt 4,4 Billionen Dollar (de.statista.com/statistik/daten/studie/200574/umfrage/gesamtkosten-von-kriegen-der-usa/). Und wenn ich hier von Billionen spreche, dann immer von deutschen Billionen, also von denen, die 12 Nullen haben.

 

Allein der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr kostet nach Schätzungen von 2010 ca. 35 Mrd. € (http://www.spiegel.de/politik/ausland/neue-schaetzung-der-kriegskosten-b...).

 

Allgemein bekannt ist, dass Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist, weniger bekannt ist der Umstand, dass Griechenland mit 13% der wichtigste Importeur ist (http://www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaft/Deutschland-Welt/Deutschlands-W...).

 

Portugal importierte in 2010 für 811,7 Mio. € U-Boote und Teile für Kampfschiffe (http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bericht-der-bundesregier...), es wird behauptet, dass es der zweitgrößte Importeur deutscher Waffen nach Griechenland ist, aber ich kann die Quelle nicht finden.

 

Spanien verwendet nach Wikipedia (>"Deutsche Rüstungsexporte") 314 Leopard 2 - Kampfpanzer und 7 Tiger-Hubschrauber, geliefert wurden 8 Lenkflugkörper Taurus sowie U-Boote, Dieselmotoren und "Teile für den spanischen Flugzeugträger" (Gesamtkosten 462 Mio. €). Bestellt sind 87 Eurofighter, 27 A400M (Transportflugzeuge) und 45 NH 90 (Hubschrauber).  

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht die innereuropäische Clearingstelle der Europäischen Zentralbank, genannt Target 2. Sie verzeichnet für den Februar 2013 ein deutsches Guthaben von 600 Mrd. (!) € und für den Juni 2012 ein spanisches Defizit von 400 Mrd. (!) €.

 

Darauf machte am 10.03.2012 der Ex-Bundesbank-Chef Helmut Schlesinger in einem Interview mit der "Welt" aufmerksam und er bemerkte auch:

"Wir haben keine Erfahrungen mit einer derartigen Geldpolitik in Friedenszeiten. Die Notenbankbilanz hat sich innerhalb kurzer Zeit von einer auf drei Billionen Euro verdreifacht. Das sind Dimensionen, die eher an die Kriegsfinanzierung erinnern. Damals hat sich die Bilanzsumme verzehnfacht." 

http://www.welt.de/wirtschaft/article13914302/EZB-Geldflut-erinnert-an-d...

 

Auch die Fed hat ihre Bilanzsumme zwischen 2003 und 2012 von 0,7 auf über 3 Billionen Dollar mehr als vervierfacht.

Der Nobelpreisträger für Wirtschaft Joseph Stiglitz schätzte bereits 2008 die Kosten der USA allein für den Irakkrieg auf 3 bis 5 Billionen Dollar und vermutete, dass das Bestreben der Fed, diese Verluste mit billigen Krediten zu kompensieren, zuerst zur Subprime- und dann zur Bankenkrise geführt haben könnte. Seither ist nichts aber auch gar nichts passiert, was dieser Vermutung auch nur im Ansatz widersprochen hätte.

 

Tatsächlich sind die Kriegskosten, so gewaltig sie auch erscheinen mögen, immer nur ein Bruchteil der im Rahmen der "Schuldenkrise" vermissten Summen. Denn durch die Ausweitung der Geldmenge, die bereits 1994 unter Clinton begonnen hat mit der Liberalisierung der US-amerikanischen Bankengesetze, wird ja nur der Baum gepflanzt, in dessen Schatten sich die Kriegskosten verstecken können. Die Zweige und Äste bestehen aus Unfähigkeit, Korruption und Verschwendung, denn es ist nicht einfach nicht wahr, dass der Krieg das Beste im Menschen hervorbringt. Unnachahmlich hat diesen Prozess Karl Krauss beschrieben in "Die letzten Tage der Menschheit".

 

Das Handeln der Banken entspricht der staatlichen Strategie, deswegen wäre es naiv, gerade von dieser Seite Korrektur zu erwarten.

Seit dem 1. Weltkrieg hat die Fed gezeigt, dass die Kriegsfinanzierung durch Geldvermehrung der effizienteste Weg ist. Selbst im Fall einer Niederlage wie in Vietnam, konnten die Kosten auf die Inhaber der Staatsanleihen abgewälzt werden. 

 

Und die Niederlage des Westens im 3. Weltkrieg ist kaum noch zu leugnen, wenn man den Frontverlauf betrachtet, der nicht mehr am Hindukusch, sondern jetzt in der Sahara verläuft.