250 Gegendemonstranten werden zum Burschentag erwartet

Fackelmarsch zum Burschenschaftsdenkmal. In einer pathetischen Veranstaltung werden gefallene Soldaten geehrt. Viele Burschenschafter haben eine extrem konservative Haltung zu Krieg und Heldentum.
Erstveröffentlicht: 
22.05.2013

Eisenach. Der Mietvertrag für die Aßmann-Halle läuft erst Ende 2017 aus. Taxifahrer und Beherbergungsbetriebe profitieren vom Treffen. Die Deutsche Burschenschaft (DB) trifft sich Ende der Woche wieder in Eisenach.

 

Das macht sie jedes Jahr seit der Wende, wegen der für Deutschland historischen Bedeutung der Wartburg. Tagungsort ist die Werner-Aßmann-Halle. Zu den studentischen Verbindungen gibt es in der Stadt ein geteiltes Echo, das sich letztes Jahr noch einmal verschärfte.

Nach dem Austritt von zehn Bünden wegen rechtsextremer Tendenzen innerhalb des Verbands stand die DB vor einer Spaltung. Die Veranstaltungen sind auch dieses Jahr nicht öffentlich - bis auf den Jazzfrühschoppen am Sonntag ab 11 Uhr am Burschenschaftsdenkmal, wo man das "offene und konstruktive Gespräch" mit Eisenacher suchen möchte, so Eberhard Schatz aus Ludwigsburg. Er ist der Vorsitzende des Denkmalerhaltungsvereins.

Für Freitagabend hat ein Bündnis gegen den Burschentag eine Protestkundgebung angekündigt. Angemeldet sind 200 bis 250 Teilnehmer. Ein Großteil der Gegner kommt aus anderen Universitätsstädten, wo einschlägige Verbindungen ansässig sind wie Jena, Erfurt, Göttingen, Marburg und Kassel.

Die Gegendemonstranten treffen sich 20 Uhr am Bahnhof, laufen dann durch das Nikolaitor, über die Alexanderstraße und die Fußgängerzone in Richtung Südviertel. Der Abschluss findet in der Stöhrstraße statt. Auf dem Weg dorthin kommt es auch zur Sperrung der Wartburgallee, kündigte Polizeidirektor Michael Menzel, Leiter der Landespolizeiinspektion in Gotha, an. Er wird den Polizeieinsatz vor Ort leiten: "Wir wollen Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten."

Ob das gelingt? Etwa zeitgleich reisen die Teilnehmer des Rennsteiglaufs an, der Samstag in aller Frühe startet.

Zur gleichen Zeit wie die Gegendemonstranten versammeln sich auch die Burschenschafter auf dem Hof der Wartburg. Von dort laufen sie zum Burschenschaftsdenkmal, wo ihr Totengedenken stattfindet. Trotz zeitlicher Parallelen denkt Menzel, dass beide Veranstaltungen "störungsfrei" über die Bühne gehen.

"Die Gegendemonstration berührt uns weniger als vielmehr die Sicherheitskräfte. Nachdem wir seit 200 Jahren für Meinungsfreiheit kämpfen, haben wir Verständnis für Kritik, sofern sie nicht in Gewalt ausartet", sagte Walter Tributsch, Sprecher der DB, auf Anfrage. Den Vorsitz hat die Wiener Burschenschaft Teutonia.

Das linke Bündnis findet es falsch, dass die Stadt Eisenach mit der Werner-Aßmann-Halle Räume und Infrastruktur für den Burschentag zur Verfügung stellt und damit "seit Jahren dem braunen Treiben zusieht", wie es Henriette Savasci, Sprecherin des Bündnisses gegen den Burschentag, formuliert.

Wegen dieser rechtsextremen Tendenzen erklärte 2012 die gerade ins Mat gewählte Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) öffentlich, dass sie den Burschentag in Eisenach künftig verhindern wolle. Doch hatte sie wohl übersehen, dass die Kündigungsfrist für den Mietvertrag der Halle abgelaufen war. Der Vertrag hatte sich um fünf Jahre verlängert. Nach Aussage der Stadt hat Wolf nun aber regulär den Vertrag zum 31. Dezember 2017 gekündigt. Die Stadt selbst erzielt durch die Vermietung der Halle an die DB jährlich 10 000 Euro Einnahmen.

Der wirtschaftliche Aspekt ist also gegeben. Taxibetriebe machen gute Umsätze in den Tagen des Treffens. Klar, er wisse von Diskrepanzen wegen rechter Gesinnung, aber "wir müssen sehen, wie wir unser Geld verdienen", sagt Rainer Polley, Chef der Taxigenossenschaft, in der 16 Betriebe organisiert sind.

Hotels und Pensionen sind gut gebucht. "Wir haben seit Jahren dieselben Gäste", erzählt Bernd Person von der Pension und Gaststätte "Zum Burschen". Es habe bisher nie Probleme gegeben, "eher mit der Gegenseite". So sei ihm der Schaukasten mit der Speisekarte eingeschlagen worden. Der große Bierumsatz werde nicht gemacht, weil das Programm mit Totengedenken am Freitag- und Festkommers am Samstagabend ausgeplant sei.

Post erhielten kürzlich die OB und Ratsmitglieder von einem Teilnehmer des Burschentags, einem älteren Rechtswissenschaftler. Die Stadt bestätigte dies. In dem Brief hatte sich der Mann besorgt an Wolf gewandt, ob für seine Sicherheit am Burschentag garantiert werden könne. Der Schreiber nahm Bezug auf Vorfälle im letzten Jahr.

Laut einer Sprecherin der Stadt hat der Mann eine Antwort bekommen. Sie erklärte, für Sicherheit und Ordnung werde alles getan. Der Burschentag stoße nunmal auf geteiltes Echo. Es müsse möglich sein, dass alle Auffassungen dazu öffentlich Gehör finden könnten, wird seitens der Stadt mit Blick auf die Gegendemonstration mitgeteilt.

Katja Schmidberger / 22.05.13 / TA