[RZ] Kein Frieden für Neonazi-Witte

Sven Witte

Am Abend des 13. Januar 2012 wurden rechte Parolen und Aufrufe zum Mord an das Ratzeburger Rathaus und an die Häuserwände von verschiedenen Menschen, die sich im Ratzeburger Bündnis für Demokratie und Menschenrechte engagieren, gesprüht. Ein Jahr später, am 20.02.2013, fand nun die Verurteilung eines der Täter statt.

Das jahrelange Mitglied der „Nationalen Offensive Herzogtum Lauenburg“ und Betreiber der Internetseite „www.naso-lb.de“ Sven Witte gestand die Tat gemeinsam mit einer weiteren Person durchgeführt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten, welche zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren ausgesetzt wurde, und einer Zahlung von 2500 Euro an den Verein „Miteinander Leben e.V.“ aus Mölln.

 

Nach eigenen Angaben plante der im Dezember aus der NPD ausgetretene Witte bereits eine Woche vorher die Tat, druckte rechte Schablonen aus und besorgte sich Sprühdosen. Nach einem gemütlichen Abend mit Freunden beschloss er mit einer weiteren Person gegen späten Abend sein Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen, um ein Klima der Angst und Einschüchterung gegen Menschen die sich in Ratzeburg gegen Neonazis engagieren zu schaffen. So sprühten die beiden Morddrohungen gegen den Bürgermeister der Stadt Ratzeburg und ein Mitglied des Vereins „Miteinander Leben“ an das Ratzeburger Rathaus, sowie eine weitere Morddrohung gegen ein Mitglied der Partei „Die Linke“ an dessen Fassadenfront und Auto. Auch zum Haus einer Pröbstin aus Ratzeburg zogen die beiden Neonazis und sprühten dort Beleidigungen und Parolen mit der Hoffnung die vier Personen würden ihre politische Arbeit gegen „rechts“ einstellen.

Bereits kurze Zeit später wurden die Wohnräume des Neonazis Robert Völker in der Langenbrückerstraße 17 durchsucht, in denen früher auch der derzeit in Hamburg lebende Sven Witte wohnte. Hierbei wurden mehere Sprühdosen sicher gestellt. Völker schien dadurch derart verärgert, dass er seinen früheren Kameraden verpfiff. Nach einer weiteren Durchsuchung der WG von Sven Witte und Benjamin Beutel in der Bahnhofsallee 6, dem erneuten Fund von Schablonen und Dosen,  schien für die ermittelnde Behörde der Täter klar.

Witte war in der Stadt Ratzeburg kein Unbekannter, so organisierte er etwa Kundgebungen auf dem Ratzeburger Marktplatz, meldete eine Demonstration in Ratzeburg an, nahm an verschiedenen Demonstrationen in Norddeutschland teil und galt als Kopf der Gruppe „Nationale Offensive Herzogtum Lauenburg“. Er kandierte außerdem für die NPD und half dieser beim Wahlkampf.
Politische Gegner schüchterte er nicht nur durch Drohungen auf seiner Internetseite „naso-lb.de“ ein, sondern ging auch gemeinsam mit Kameraden auf unliebsame Menschen gewaltsam los, was ihm unter anderem einen Prozess wegen Körperverletzung und Volksverhetzung einbrachte.

Im aktuellsten Prozess zeigte sich Witte reumütig und beteuerte, aus der rechten Szene „ausgestiegen“ zu sein und sich von seinem damaligen Umfeld losgesagt zu haben. Deswegen sei er nach Hamburg gezogen und versuche dort wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Er befürchtet wegen seines Lebenswandels sogar Repressalien aus der rechten Szene, wenn er seinen Mittäter verraten würde.

Neben seiner beteuerten Reue vor Gericht, versuchte er auch den Richter und die Staatsanwältin von seinem neuen Leben zu überzeugen. So plant Witte etwa nach seiner 2012 in einer Bäckerei in Lübeck abgeschlossenen Ausbildung ein Fernstudium, dem er sich statt der rechten Ideologie widmen will. Dass er neben seiner Tätigkeit in der Bäckerei in Lübeck und seines Minijobs als Verkäufer in einer Bäckerei in Hamburg und bei einer Verschuldung von 22.000 Euro allerdings die Energie und das Geld für ein Fernstudium aufbringen kann, erscheint uns als realitätsfremd und ist daher als weiterer Versuch zu verstehen seine Strafe zu mindern.
Wir von der Antifa Herzogtum Lauenburg sehen seinen Ausstieg aus der rechten Szene und die Abkehr von ehemaligen Kameraden momentan als Heuchelei. So ist Witte auf dem sozialen Netzwerk Facebook immer noch mit Neonazis wie dem NPD-Funktionär Jörn Lemke und den ehemaligen Mitgliedern der „Nationalen Offensive Herzogtum Lauenburg“ befreundet. Jörn Gronemann, ein ehemaliges Mitglied des NPD-Kreisverbandes Lübeck-Ostholstein, welcher sich momentan in der Kameradschaftsszene des „Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn“ engagiert wohnte dem Prozess gegen Witte stark alkoholisiert bei. Später berichtete er ausführlich über die Verhandlung und die damit verbundene „Ungerechtigkeit“ der juristischen Strafverfolgung zwischen „links“ und „rechts“ politisch-motivierten Straftaten. Ein konsequenter Ausstieg, den Witte nach eigenen Angaben seit Dezember 2012 verfolgt, sieht in unseren Augen anders aus.
Antifa Herzogtum Lauenburg