[KN] Nazis mischen sich unter Fasnachtsumzug

Erstveröffentlicht: 
21.02.2012

Rechtsextreme der Neonazigruppe „Freie Kräfte Hegau Bodensee“ haben sich offenbar unter den Konstanzer Fasnachtsumzug am vergangenen Sonntag gemischt. Das hat die antifaschistische Gruppierung „Emanzipatorische Gruppe Konstanz“ in einer Pressemitteilung erklärt

 

Rund 20.000 Zuschauer waren am Sonntag bei dem großen Umzug durch die Konstanzer Innenstadt dabei. Nur wenigen ist die kleine Gruppe mit den weißen Masken und der schwarzen Kleidung aufgefallen. Sie führten ein Transparent mit der Aufschrift „Narri Narro – Der Untergang naht, seid ihr froh?“ und  zwei Webadressen mit. Zudem wurden wohl auch Süßigkeiten an Kinder verschenkt und 10.000 Wurfzettel mit Begriffen wie „Heimat, Volk, Leben, Arbeit oder Zukunft“ und einer weiteren Webadresse an die Zuschauer verteilt.

 

Auch ein SÜDKURIER-Leser hat die Gruppe beobachtet. Er schreibt in einer E-Mail an die Redaktion: „Es waren tatsächlich ein Dutzend Nazis beim Umzug dabei! Sie waren anfangs nicht so auffällig, da sie auch kostümiert waren aber sie hatten ein Plakat dabei, auf welchem sie volksverhetzende Internetseiten ganz öffentlich zur Schau stellten.“ Und er ergänzt: „Wenn es jetzt schon so weit ist, dass diese braunen Rattenfänger tatsächlich ganz öffentlich und ungestört mitten im größten Fasnetumzug am See herumlaufen können, haben wir die Zivilcourage wirklich verpennt.“

 

Nach Angaben der Emanzipatorischen Gruppe Konstanz, einer linken, antifaschistischen Vereinigung, handelt es sich bei der Aktion um eine neuere Aktionsform der Neonazis, die ursprünglich von der Neonazigruppe „Spreelichter“ aus Südbrandenburg benutzt worden sei. Demnach treffen sich bei den „Die Unsterblichen“ genannten Aktionen Neonazis heimlich und maskiert, um dann mit einem Transparent ohne Polizeibegleitung und Gegenprotest durch die Ortschaften marschieren zu können. Auf der Internetseite der Freien Kräfte Hegau Bodensee dokumentieren die Neonazis selbst ihre Teilnahme mit einem Video. In dem Text dazu heißt es fast stolz: „In der Nähe des Konstanzer Münsters eingereiht, konnten wir so den kompletten Umzug über den Fischmarkt, die Marktstätte und die Rosgartenstrasse mitlaufen.“

 

Wie es zu der Teilnahme der Neonazis an dem Fasnachtsumzug kommen konnte, ist derweil noch offen. Aber in der Regel werden freie Gruppen am Umzugstag ohne Anmeldung zugelassen. Nachdem die Gruppe nach außen zunächst nur für Experten als rechtsextrem zu erkennen war, konnten sie sich wohl getarnt einschleichen.