150 Antifaschisten demonstrieren gegen Nazi-Aufmarsch in Offenburg

Kurz herrschte eine explosive Stimmung, als die Polizei ein Loslaufen des Protestzuges verhindern wollte, weil kein Versammlungsleiter benannt war..
Erstveröffentlicht: 
05.10.2011

Rund 150 Antifaschisten haben in Offenburg gegen den Neonazi-Aufmarsch am 22. Oktober und ein Erstarken der rechtsextremen Szene in der Region demonstriert. Kurzzeitig drohte die Demo zu eskalieren.


OFFENBURG. Die von einem starken Polizeiaufgebot abgesicherte "Spontandemo", die freilich schon vor zwei Tagen im Internet angekündigt war, drohte kurzzeitig zu eskalieren, als die Polizei einen Start des Protestzuges zunächst verhinderte. Der Grund: Es war kein Versammlungsleiter benannt und einige der Demonstranten waren vermummt.
Auslöser der Demonstration der linken Szene war wie zuletzt berichtet ein Vorfall bei Riegel, wo ein 21-jähriger Antifaschist von einem 29-Jährigen Offenburger Wortführer der Neonazi-Szene mit dem Auto überfahren und schwer verletzt worden war. Während die Antifa-Szene von einem Mordanschlag spricht, gibt es laut Polizei auch Hinweise unabhängiger Zeugen, wonach der Offenburger Rechtsextreme Gas gegeben hatte, um Angriffen zu entkommen. Auch gegen sieben Mitglieder der Antifa laufen deshalb Ermittlungen. Der 21-jährige Antifaschist, der zur Stuttgarter Verdi-Jugend gehören soll, liegt nach wie vor mit einer Gehirnblutung auf der Intensivstation.

Motto: "Kein Fußbreit den Faschisten"

Seit dem Riegeler Vorfall hat sich die Stimmung insbesondere im linken Lager weiter hochgeschaukelt. Unter dem Motto "Kein Fußbreit den Faschisten" wurde für Mittwochabend zu einer Demonstration in Offenburg aufgerufen, der auch Antifaschisten aus dem Stuttgarter und Freiburger Raum folgten. Treffpunkt für die mit dem Zug angereisten Demonstranten war um 19.15 Uhr die evangelische Stadtkirche. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein großes Polizeiaufgebot an den neuralgischen Punkten zwischen Bahnhof und Hauptstraße verteilt.

Für Peter Dieterle, seit wenigen Tagen Leiter des Polizeireviers Offenburg, war es der erste Großeinsatz für den er verantwortlich war. Der Polizeioberrat, der zuletzt ein Großstadtrevier in Karlsruhe leitete, musste dann auch gleich eine explosive Situation entschärfen, die wenige Minuten nach dem Eintreffen der Demonstranten entstanden war. Weil zu diesem Zeitpunkt gegenüber der Polizei kein Versammlungsleiter benannt war und sich diverse Demonstranten vermummt hinter Transparenten verschanzten, verhinderten Einsatzkräfte ein loslaufen des Zuges. Es kam zu einem Gerangel, nachdem der Protestzug versuchte, die Polizeisperre zu durchdringen.

Schließlich folgen die Demonstrationsteilnehmer dem Aufruf Dieterles, Ruhe zu bewahren und einen Versammlungsleiter zu benennen. Dann durfte der Zug Richtung Rathaus losmarschieren. Die Antifaschisten formierten sich zu einem Block und skandierten lauthals Protestrufe gegen die Neonazis. Als die Polizei den Zug hinter der Ursulasäule erneut stoppte, kam es erneut zu aggressiven Rufen.


Protest geht am Samstag weiter

Die Demonstranten wollten, wie ein Offenburger Vertreter der Initiative "Enough is enough" – Genug ist genug – erklärte, weiter in die Oststadt ziehen, um noch mehr Menschen auf ein Widererstarken und zunehmende Gewaltbereitschaft der Offenburger Szene aufmerksam zu machen. Doch schließlich erklärten sie sich kurz nach 20 Uhr bereit, den Rückweg anzutreten, was unter Polizeigeleit letztlich friedlich erfolgte.

Am kommenden Samstag geht der Protest mit einem antifaschistischen Aktionstag in Offenburg weiter.