Heftiger Streit um geplante Schule der Piusbrüder

Das Wohnhaus in Leutkirch - bald eine Grundschule der Piusbrüder?
Erstveröffentlicht: 
06.09.2011

Leutkirch -  Um die Pläne der ultrakonservativen Piusbruderschaft, in Leutkirch (Kreis Ravensburg) eine Grundschule zu eröffnen, gibt es Streit. Sie soll aus dem Dorf Haslach in die 22.000-Einwohner-Stadt ziehen. Viele Bürger wollen sich gegen die Schule wehren.

Die kleine Grundschule St. Aloysius der Piusbrüder soll sich um einen Schüler vergrößern: "Bisher hatten wir 14 Schüler, zum neuen Schuljahr sind 15 angemeldet", sagte Pater Andreas Steiner, Sprecher der Bruderschaft. Für die Schule soll ein Wohngebäude am Stadtrand umgebaut werden, das seit Jahren leer steht. Ein entsprechender Bauantrag ist beim örtlichen Baurechtsamt bereits eingegangen.

Aber willkommen sei die erzkatholische Gruppierung in Leutkirch nicht, machte Bürgermeister Hans-Jörg Henle (parteilos) deutlich: "Die passen nicht zu unserer offenen Stadt. Die christlichen Konfessionen haben ein gutes Verhältnis, der Kontakt zu den Muslimen ist ebenfalls gut."

Auch der katholische Leutkircher Pfarrer Bernhard Lackner könne die geplante Schule "auf keinen Fall befürworten", sagte er der "Schwäbischen Zeitung" Ende vergangener Woche: "Hinter dieser Schule steht eine Vereinigung, die politisch am rechten Rand anzusiedeln ist."


Bürger machen online und mit Unterschriften mobil

Ein weiteres Argument der Stadt gegen die Piusbrüder: Inge Aicher-Scholl, Schwester der NS-Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl, lebte lange im Ortsteil Rotis. Da sei es absolut unpassend, wenn die Piusbrüder, die den Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson in ihren Reihen haben, eine Schule im Ort unterhielten, meinen viele Bürger.

So macht etwa eine jungen Leutkircherin mit einer Facebookseite gegen die geplante Schule mobil - und hatte kurz nach ihrem Online-Gang bereits mehrere hundert Unterstützer. Auch in einem Online-Forum der "Schwäbischen Zeitung" wird heftig über das Projekt diskutiert. Die örtliche Junge Union (JU) sammelt Unterschriften gegen die Schule und will auf den Vermieter einwirken. "Die meisten Menschen in Leutkirch sind gegen die Schule, auch die zukünftigen Nachbarn", erklärt Markus Posch, Geschäftsführer des JU-Ortsverbandes Leutkirch-Aichstetten.