Vortrag Alex Feuerherdt - Mythos "Nakba"

Der Vortrag von Alex Feuerherdt findet am 12.09.2011 um 20:00 Uhr im Vorderhaus (Fabrik, Habsburgerstr. 9, Haltestelle "Okenstraße" Linie 2) statt. Alle Vorträge und Workshops der Thementage Antisemismus kosten keinen Eintritt - wir bitten aber um eine Spende.  Aktuelle Infos: thementage.blogsport.de 

 

Die Ent­ste­hung Is­raels – Le­gen­den und Wirk­lich­keit

Nur we­ni­ge Stun­den nach der Grün­dung Is­raels am 14. Mai 1948 – die dem ein knap­pes hal­bes Jahr zuvor ver­ab­schie­de­ten Tei­lungs­be­schluss der Ver­ein­ten Na­tio­nen folg­te – er­klär­ten Ägyp­ten, Trans­jor­da­ni­en, Sy­ri­en, der Li­ba­non und der Irak dem jü­di­schen Staat den Krieg und grif­fen ihn an. Das er­klär­te Ziel der ara­bi­schen Al­li­anz war es dabei, Is­ra­el mit mi­li­tä­ri­schen Mit­teln zu be­sei­ti­gen, doch den is­rae­li­schen Streit­kräf­ten ge­lang es, das Land zu ver­tei­di­gen und die geg­ne­ri­schen Ar­me­en zu schla­gen. Im Zuge des­sen, aber auch schon wäh­rend des vor­an­ge­gan­ge­nen Bür­ger­krie­ges zwi­schen jü­di­schen und ara­bi­schen Mi­li­zen, ver­lie­ßen meh­re­re hun­dert­tau­send pa­läs­ti­nen­si­sche Ara­ber das Land – teil­wei­se in­fol­ge der Kriegs­hand­lun­gen, viel­fach je­doch auch auf Ge­heiß der ara­bi­schen Staa­ten, die freie Bahn für ihren An­griff haben woll­ten und eine tri­um­pha­le Er­obe­rung und Zer­stö­rung Is­raels an­kün­dig­ten.

 

Gleich­wohl ver­tritt die pa­läs­ti­nen­si­sche Seite bis heute un­ver­rück­bar die Po­si­ti­on, dass die Grün­dung des jü­di­schen Staa­tes eine „Nakba“, also eine Ka­ta­stro­phe ge­we­sen sei – ver­gleich­bar mit dem Ho­lo­caust – und dass erst jü­disch-​zio­nis­ti­sche Mi­li­zen und da­nach die is­rae­li­sche Armee die pa­läs­ti­nen­si­schen Ara­ber ge­zielt und sys­te­ma­tisch ver­trie­ben habe. Die­ser zäh­le­bi­ge My­thos wird auch von den eu­ro­päi­schen Sym­pa­thi­san­ten der Pa­läs­ti­nen­ser ver­tre­ten, wie nicht zu­letzt die Aus­stel­lung „Die Nakba – Flucht und Ver­trei­bung der Pa­läs­ti­nen­ser 1948“ zeigt. Diese Aus­stel­lung des Pful­lin­ger „Ver­eins Flücht­lings­kin­der im Li­ba­non e.V.“ war bis­lang deutsch­land­weit an 70 ver­schie­de­nen Orten zu sehen, auch in Frei­burg. Sie er­greift Par­tei für die pa­läs­ti­nen­si­sche Seite; ihr Ton ist dabei schein­bar sach­lich und ver­meint­lich an den Fak­ten ori­en­tiert. Doch be­reits ein­fa­che und his­to­risch un­strit­ti­ge Fak­ten wer­den durch Aus­las­sun­gen und Ver­dre­hun­gen grob ver­fälscht.

 

So er­fährt man etwa von dem für die pa­läs­ti­nen­si­sche Po­li­tik über­aus wich­ti­gen Groß­muf­ti und Na­zi-​Kol­la­bo­ra­teur Hajj Amin el-​Hus­s­ei­ni ge­nau­so wenig etwas wie über die Hin­ter­grün­de und Ziele des ara­bi­schen An­griffs auf Is­ra­el. Auch die an­ti­se­mi­ti­schen Po­gro­me gegen die jü­di­sche Be­völ­ke­rung in den 1920er und 1930er Jah­ren sowie die Ak­ti­vi­tä­ten ara­bi­scher Ter­ror­grup­pen fin­den keine Er­wäh­nung. Dar­über hin­aus wer­den Aus­sa­gen is­rae­li­scher Po­li­ti­ker häu­fig ent­we­der de­kon­textua­li­siert oder sinn­ent­stel­lend wie­der­ge­ge­ben. Ins­ge­samt prä­sen­tiert die Aus­stel­lung die Ara­ber re­spek­ti­ve Pa­läs­ti­nen­ser durch­weg als so un­schul­di­ge wie harm­lo­se Opfer einer ge­ne­ral­stabs­mä­ßig ge­plan­ten zio­nis­ti­schen Ag­gres­si­on. Diese Vor­ge­hens­wei­se folgt der Me­tho­de einer in den Ge­sell­schafts­wis­sen­schaf­ten höchst po­pu­lä­ren post­mo­der­nen Strö­mung, die keine his­to­ri­schen Tat­sa­chen mehr ken­nen will, son­dern nur noch gleich­be­rech­tig­te „Nar­ra­ti­ve“, also sub­jek­ti­ve Er­zäh­lun­gen von „Be­trof­fe­nen“ ohne Rück­sicht auf den Wahr­heits­ge­halt. Ist die­ser An­satz ganz grund­sätz­lich mehr als frag­wür­dig, so führt er in Bezug auf den „Nah­ost­kon­flikt“ ab­sichts­voll zu einer Dä­mo­ni­sie­rung und De­le­gi­ti­mie­rung Is­raels.

 

Der Vor­trag am von Alex Feu­er­herdt wird sich dem My­thos „Nakba“ sowie wei­te­ren Le­gen­den im Zu­sam­men­hang mit der Grün­dung des Staa­tes Is­ra­el wid­men und prü­fen, wes­halb sie bis heute ge­pflegt wer­den, wie sich dem­ge­gen­über die Wirk­lich­keit dar­stellt und warum ei­gent­lich nie­mand ein Rück­kehr­recht für die Hun­dert­tau­sen­den Juden for­dert, die 1948/49 aus den ara­bi­schen Staa­ten, in denen sie leb­ten, flie­hen muss­ten.

 

Zum Re­fe­ren­ten: Alex Feu­er­herdt (42) ist Lek­tor und frei­er Pu­bli­zist. Er lebt in Köln und schreibt schwer­punkt­mä­ßig über den Nahen Osten, u.a. für KON­KRET, die Jung­le World, die Jü­di­sche All­ge­mei­ne und den Ta­ges­spie­gel.

 

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