Burschenschaft leidet unter Radikalisierung

Erstveröffentlicht: 
16.07.2011

Vorwurf Rechtsextremismus

 

Hamburg (RPO). Die Studentenverbindung Deutsche Burschenschaft (DB) leidet einem Medienbericht zufolge ernsthaft unter Mitgliederschwund und rechtsextremen Umtrieben in den eigenen Reihen


Der Verband sei durch innere Streitereien geschwächt und schätze seine eigene Lage als desolat ein, berichtete "Spiegel Online" am Freitag unter Berufung auf mehr als 3000 Seiten interner Protokolle und Strategiepapiere der Burschenschaft.

Verbandsbrüder provozierten immer wieder "durch indirekt ausgedrückte Verehrung von Personen und Gedanken der nationalsozialistischen Zeit", zitiert "Spiegel Online" aus einem Papier aus dem Jahr 2009. In dem Verband gebe es "erkennbare rassistische und extremistische Tendenzen", heißt es demnach in einem anderen Dokument. Das seien Symptome "für die gedankliche Spaltung der Deutschen Burschenschaft, die sich in den letzten Jahren vertieft hat".

Zunehmender Verlust an repräsentativer Bedeutung

Die Dokumente zeigen dem Bericht zufolge eine Spaltung zwischen einer dominierenden rechtsgerichteten Fraktion, der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG), und einem liberaleren Zusammenschluss von Bünden. Die Mitgliederzahl des Gesamtverbands liegte unter 10.000 aktiven und ehemaligen Burschenschafts-Brüdern. Nur etwa 1000 seien aktive Studenten, der Rest entfalle auf die "Alten Herren".

Bislang gebe die Burschenschaft die Zahl der Mitglieder offiziell mit etwa 15.000 an. Wegen des Nachwuchsmangels könnten viele Veranstaltungen kaum geordnet stattfinden, heißt es dem Bericht zufolge in den Dokumenten. Der Verband werde intern als überaltert eingestuft, das bedeute "einen zunehmenden Verlust an repräsentativer Bedeutung und Einflussvermögen - so von letzterem noch etwas verblieben ist", zitiert das Medium aus einem DB-Papier aus dem Jahr 2010.

Teile wenden sich gegen die rechstextremen AuswüchseDie rechtsextremen Umtriebe eines Teils der in der Deutschen Burschenschaft (DB) zusammengeschlossenen Studentenverbindungen stoßen bei anderen Gruppen auf Widerspruch. "Der Frankfurter Rundschau" liegen Papiere vor, denen zufolge eine "Arbeitsgemeinschaft Marburg" innerhalb der DB im kommenden Wintersemester zu einer Tagung einladen will, um den weit rechts stehenden Burschenschaften etwas entgegenzusetzen.

Ein der Zeitung zugespieltes Flugblatt trägt Ort und Datum des jüngsten Burschentages in Eisenach Ende Juni. Darin heißt es, "ein Fortbestehen der Deutschen Burschenschaft mit der 'Burschenschaftlichen Gemeinschaft in der DB und DBÖ' in ihren Reihen" sei "nahezu unmöglich geworden".

In einem weiteren Schreiben der ArGe Marburg heißt es laut Zeitung: "Wie während eines jeden Burschentages war auch dieses Mal wieder lautes Sieg-Heil-Geschreie im Brunnenkeller zu hören." Die ArGe Marburg wolle "die extremistischen Strömungen innerhalb der Deutschen Burschenschaft nicht mehr als Auswüchse kleiner Gruppen unter den Tisch kehren".