Burschen im Streß

Erstveröffentlicht: 
13.07.2011

13.07.2011 / Antifa / Seite 15


Antifaschisten wollen am Sonnabend eine Festveranstaltung von schlagenden Verbindungen im Raum München verhindern


Von Markus Bernhardt


Am kommenden Wochenende feiert die »Burschenschaftliche Gemeinschaft« (BG) im Raum München ihr 50jähriges Bestehen. Die Vereinigung ist ein Zusammenschluß aus 42 rechten Burschenschaften aus Deutschland und Österreich. Die 1961 in München gegründete »Burschenschaftliche Gemeinschaft« gilt Antifaschisten als Hort des völkischen Nationalismus, der Frauenunterdrückung und rassistischer sowie antisemitischer Ideologie.

Im Rahmen des Festkommers am kommenden Sonnabend soll junge Welt vorliegenden Informationen zufolge, der BG-Vorsitz an die »Wiener akademische Burschenschaft Teutonia« übergeben werden. Darin waren in den 80er und 90er Jahren bekannte Neofaschisten aktiv.

Auf ihrer Internetseite macht die österreichische »Wiener akademische Burschenschaft Teutonia« aus ihrer Gesinnung keinen Hehl. So hat sich die rechte Gruppierung eigenen Angaben zufolge zur Aufgabe gemacht, ihre »Mitglieder zu charaktervollen Männern zu erziehen«, wozu »das mannhafte Eintreten für unsere Heimat und unser Volk« ebenso zähle, wie »die Pflege von heimatlichem Brauchtum, völkischem Wesen und traditionellem studentischen Leben«.

In einem junge Welt vorliegenden Schreiben, welches im Namen von Rolf Rücker (Germania Salzburg) und Norbert Weidner (Raczeks Breslau) an alle BG-Mitgliedsorganisationen versandt wurde und das unter »keinen Umständen an Dritte« weitergeleitet werden sollte, finden auch die BG-Aktivisten deutliche Worte. So erfülle der »Niedergang der weltweiten kommunistischen Bedrohung« die Burschenschaftler mit Zufriedenheit. Jedoch werde die Situation des deutschen Volkes zunehmend ernster, heißt es etwa. Als Grund dafür machen die rechten Männerbündler »das Geburtendefizit, die Überfremdung und die politische Lage« aus. Zudem nehme man mit Besorgnis die Stigmatisierung der Burschenschaften zur Kenntnis. »Eine haßerfüllte, zutiefst frustrierte Antifa scheut selbst vor lebensbedrohenden Anschlägen auf Burschenhäuser und einzelne Burschenschafter nicht zurück; nicht selten protegiert von politischen Parteien, Gewerkschaftern, staatlichen und selbst kirchlichen Stellen, deren demokratiefeindliche Bestrebungen im Kontext eines fragwürdigen ›Kampfes gegen rechts‹ weitgehend toleriert, wenn nicht sogar gutgeheißen werden«, wird darin betont.

Am kommenden Sonnabend steht den Rechten tatsächlich Ärger ins Haus. Antifaschistische Organisationen rufen dazu auf, den Festkommers zu verhindern. Eine entsprechende Demonstration soll am Samstag um 16.30 Uhr am Münchner Prinzregentenplatz starten. Ursprünglich sollte der rechte Event in Räumen der Sudetendeutschen Landsmannschaft stattfinden. Dann kündigte der Vertriebenenverband den Burschen allerdings die Räumlichkeiten, da deren politisches Gebaren offenbar selbst der Landsmannschaft zu rechts war.

Auch die bundesdeutschen Medien werden zunehmend auf das braune Treiben der Studentenvereinigungen aufmerksam. So hatten deutsche Burschenschaften in den letzten Wochen bereits mehrfach selbst für ungewollte Presseberichterstattung gesorgt. Die »Deutsche Burschenschaft«, die insgesamt 123 Mitgliedsbünde vereint, war beispielsweise in die Schlagzeilen geraten, da die Verbindung der »Raczeks zu Bonn« beantragt hatte, zukünftig nur Männer »volksdeutscher« Abstammung aufzunehmen. Der Männerbund aus Bonn wollte außerdem die Verbindung »Hansea Mannheim« aus dem Dachverband ausschließen lassen, weil diese mit Kai Ming Au einen Sohn chinesischer Eltern aufgenommen hatte (jW berichtete).