Säure-Anschlag auf Minister Gemkow: DNA-Spuren belasten diese beiden Männer

Erstveröffentlicht: 
08.08.2017

Leipzig - Mehr als anderthalb Jahre nach dem Anschlag auf Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU) und dessen Familie begann am Montag der Prozess gegen zwei mutmaßliche Attentäter.

 

Doch schon am ersten Tag zeigte sich, dass die Beweislage dünn ist. Am Beispiel von Sachsens oberstem Juristen entbrennt eine Auseinandersetzung um die Verlässlichkeit von DNA-Spuren.

 

Es sind zwei Männer, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Thomas K. (30) - ein etwa zwei Meter großer Hüne, der sich seinem kriminellen Vorleben zufolge im rechten Milieu heimisch fühlt und als Lok-Hool auch vor Gewalt nicht zurückschreckt.

 

Nebenan auf der Anklagebank sitzt Roman W. (30), ein kleiner, wohlgenährter Mann mit freundlichem Gesicht. Der gebürtige Kirgise kommt aus Meckenheim (NRW) und führt dort einen Autohandel. Hiesigen Ermittlungsbehörden war er gänzlich unbekannt.

 

Bis seine DNA plötzlich an einem brisanten Tatort auftauchte.


August-Bebel-Straße 53 - hier wohnte bis zum 24. November 2015 Sachsens Justizminister mit Frau und den zwei kleinen Kindern. Um 2.10 Uhr beendeten Pflastersteine und mit Buttersäure gefüllte Christbaumkugeln die Familienidylle. Die Gemkows flohen aus der Hochparterrewohnung und kamen nicht mehr zurück.

 

Unter den fünf vermummten Angreifern, die von Anwohnern gesehen wurden, soll Roman W. gewesen sein. Er habe damit nichts zu tun, war zur Tatzeit daheim in Meckenheim und im Übrigen noch nie in Leipzig, ließ er seinen Verteidiger erklären. Er sei zudem unpolitisch, kenne weder Gemkow noch den Mitangeklagten. Er glaubt, dass seine DNA über ein von ihm gehandeltes Auto nach Leipzig kam.

 

Auch der Verteidiger von Thomas K., dessen DNA an einer Christbaumkugel-Verpackung in Tatortnähe gefunden wurde, bezweifelt deren Beweiswert. In einem Befangenheitsantrag gegen die Vorsitzende Richterin Ute Fritsch machte Anwalt Mario Thomas öffentlich, dass ein unmittelbar nach dem Anschlag eingesetzter Spürhund der Polizei eine Fährte ins linke Herz von Connewitz aufnahm und sich vor dem Wohnsitz eines polizeibekannten Linksextremen niedergelegt haben soll.

 

Der Befangenheitsantrag wurde abgeschmettert. Die Frage, warum die Ermittler der Connewitz-Fährte keine Bedeutung beimaßen, ist eine der vielen offenen im Prozess. Nächsten Montag wird Minister Gemkow als Zeuge befragt.