Berlin-Moabit: Doppeltes Spiel des Mitgründers der liberalen Moschee

Erstveröffentlicht: 
28.06.2017

Die liberale Moschee in Berlin-Moabit kommt nicht zur Ruhe. Einer ihrer Mitbegründer soll sie für eigene Zwecke ausgeforscht haben – und gar nicht hinter ihren Idealen stehen. Welches Ziel verfolgt er?

 

Schon seit Wochen gibt es großen Wirbel um die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin-Moabit. Denn in der liberalen Moschee predigt eine Imamin, sie trägt kein Kopftuch, und eine Trennung von Frauen und Männern gibt es nicht. Zu viel für einige Muslime, vor allem im Ausland geriet die Moschee in die Kritik.

Nun steht die Moschee, die von der Rechtsanwältin Seyran Ates mitbegründet wurde, wieder im Fokus. Denn offenbar soll sich einer ihrer Mitstreiter nicht wirklich darum bemühen, den Islam zu reformieren. Aber erfolgreich so getan haben, wie zuerst die „Berliner Zeitung“ berichtete.

Denn auf seiner Facebook-Seite hat Mimoun Azizi, ein Oldenburger Arzt und Mitbegründer der Moschee, die unglaubliche Geschichte selbst geteilt, die ein anderer Nutzer in seinem Namen veröffentlicht hat. Er schreibt dort unter anderem, dass er sich „seit Jahren im Rahmen einer politikwissenschaftlichen Untersuchung mit den Formen des politischen Extremismus in Form der Islamophobie in Deutschland“ befasse. Er habe sich aus diesem Grund dazu entschlossen und es „für die erfolgsversprechendste Methode gehalten“, sich unter die „selbsterklärten Reformmuslime zu mischen, um Motivation, Absicht und Strukturen der Islamophoben zu analysieren“.

Azizi wollte Strukturen ausforschen

Die Botschaft: Azizi ging es nicht darum, den Islam zu reformieren. Vielmehr wollte er die Strukturen der liberalen Muslime ausforschen, um sie für eigene Studien zu verwenden. Dazu benötigte er „insbesondere den Beziehungs- und Vertrauensaufbau zu den Führern dieser neuen faschistischen Ideologie“.

 

"Erklärung von Mimoun Azizi

Der neue Faschismus: Islamkritik, Islamhass und Islamophobie

Seit Jahren befasse ich mich im Rahmen einer politikwissenschaftlichen Untersuchung mit den Formen des politischen Extremismus in Form der Islamophobie in der Bundesrepublik Deutschland. Die Rezeption politischer Theoretiker ist in den deutschsprachigen Politikwissenschaften eine Mangelerscheinung. Auch sind wissenschaftliche Erhebungen zu dieser neuen Art des Faschismus rar. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen und es für die erfolgversprechendste Methode gehalten, sich unter die selbsterklärten "Reformmuslime" zu mischen, um Motivation, Absicht und Strukturen der Islamophoben zu analysieren. Hierzu bedurfte es insbesondere des Beziehungs- und Vertrauensaufbaus zu den Führern dieser neuen faschistischen Ideologie. Nach zwei Jahren Bestandsaufnahme, Analyse und Evaluation genügen die erhobenen Daten um meine Ergebnisse zu publizieren. Die Solidarisierung mit der Ideologie und ihren Bannerträgern war für die Erlangung von wissenschaftlich analysetauglichen Aussagen zwingend erforderlich und entsprach zu keiner Zeit meinem Religionsverständnis. Die Quantität an Gesprächsmitschnitten, Memos, Niederschriften, Nachrichten und Schriftverkehr haben meine Erwartungen dramatisch übertroffen, gleichwohl erleichtern mir diese den neuen antimuslimischen Faschismus zu enttarnen und in seiner Dimension detailliert darzulegen.

Ich bedanke mich für die wenn auch unvorsätzliche Mitwirkung der politischen Akteure des antimuslimischen Faschismus und freue mich, alsbald den zugeneigten Leser meine Ergebnisse präsentieren zu dürfen.

In diesem Sinne

Asalamu alaykum – Friede sei mit Euch!"

 

Azizi wolle nun, nach zwei Jahren „Bestandsaufnahme“, seine Ergebnisse publizieren. Zudem distanzierte er sich ausdrücklich von den Inhalten der liberalen Muslime: „Sie entsprachen zu keiner Zeit meinem Religionsverständnis.“

Er gab zu, Mitschnitte von Gesprächen angefertigt sowie Memos, Niederschriften, Nachrichten und den Schriftverkehr gesichert zu haben. Azizi wolle „diesen neuen antimuslimischen Faschismus enttarnen“.
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Mittlerweile hat sich auch Ates zu dem Fall geäußert, offenbar traut sie der Behauptung noch nicht. Der „Berliner Zeitung“ sagte sie: „Ich habe ihn intensiv kennengelernt. Er müsste sich die ganze Zeit verstellt haben. Welcher Wissenschaftler macht so etwas?“

Mysteriöses Verhalten bereits vor der Eröffnung

Dennoch soll es schon vor der Enttarnung eigenartige Vorfälle gegeben haben. So habe Azizi, der sich in vielen seiner Veröffentlichungen gegen religiösen Radikalismus einsetzt, drei Tage vor der Eröffnung der Moschee seine Teilnahme abgesagt. Kurz darauf, einen Tag nach der Feier, veröffentlichte er auf Facebook eine Erklärung: „Aus persönlichen Gründen möchte ich mich aus dem politischen Diskurs zurückziehen. Ich möchte mich weder für die Liberalen noch für die Konservativen engagieren. Ich werde das Projekt Ibn-Rushd-Goethe-Moschee mit sofortiger Wirkung für mich beenden.“

Allerdings gibt es Stimmen, die vermuten, Azizi werde unter Druck gesetzt. Seit seinem Statement ist Azizi nicht mehr an die Öffentlichkeit getreten. Und das ist schon eine Woche her.