Braunschweiger Türsteher an Neonazi-Aktion auf Mallorca beteiligt

Erstveröffentlicht: 
12.06.2017

BRAUNSCHWEIG. Der Diskobetreiber reagiert entsetzt: „Er hat sich hier immer professionell und neutral verhalten, aber wir werden ihn nicht weiterbeschäftigen.“

 

Die Braunschweiger Türsteherszene kommt nicht zur Ruhe: Nach wie vor läuft die Debatte um mögliche Diskriminierung von Ausländern. Die Stadtverwaltung hatte im April Kontrollen durchgeführt und daraufhin in vier Fällen Verfahren eingeleitet, weil Testpersonen mit Migrationshintergrund nicht eingelassen worden waren - aus nicht nachvollziehbarem Grund, so die Stadt. Die Clubbetreiber haben sich dazu geäußert, eine abschließende Entscheidung steht noch aus.

 

Nun wurde ein Vorfall aus Mallorca bekannt, der Wellen bis hierher schlägt: Ein Braunschweiger Türsteher war vor wenigen Tagen offensichtlich mit einer Gruppe Neonazis zu Gast im Partylokal „Bierkönig“. Die Gruppe ließ dort die Reichskriegsflagge von einer Galerie herunterhängen.

 

Was daraufhin geschah, zeigt ein Facebook-Video: Die Sängerin Mia Julia, die dort einen Auftritt hatte, unterbrach ihre Show und forderte die Männer auf, das Lokal zu verlassen. Auch das übrige Publikum buhte die Neonazis aus. Sicherheitskräfte brachten sie schließlich heraus.

 

Nach Informationen des linken Blogs „Recherche38.info“, die am Samstag veröffentlicht wurden, ist der Braunschweiger Türsteher auf Videos und Fotos eindeutig zu erkennen.

 

Er soll Mitglied der rechtsextremen „Hammerskins“ sein. Einträge auf der Facebook-Seite des Mannes legen das zumindest nahe: So bewarb er zum Beispiel das „Hammerfest“ im Oktober 2016 im US-Bundesstaat Georgia. Es ist das jährliche internationale Treffen der „Hammerskins“.

 

Außerdem hatte er 2013 im Dorfgemeinschaftshaus in Werlaburgdorf bei Schladen im Kreis Wolfenbüttel ein Hammerskin-Treffen organisiert - zunächst getarnt als private Feier. Als Polizei und Samtgemeindebürgermeister das mitbekamen, lösten sie die Veranstaltung sofort auf. Alle angereisten Skinheads mussten vorzeitig abziehen.

 

Auf eine Anfrage unserer Zeitung mit der Bitte um Stellungnahme zu den Vorwürfen reagierte der Mann am Montag nicht direkt, sondern ließ seinen Rechtsanwalt Björn Clemens aus Düsseldorf antworten: „In der Sache ist zutreffend, dass mein Mandant in der Nähe einer Gruppe stand, aus der heraus einige Personen eine schwarzweißrote Fahne mit dem Eisernen Kreuz zeigten. Er selber war daran nicht beteiligt. (...) Im übrigen handelt es sich bei der gezeigten Fahne nicht um die Reichskriegsflagge, sondern um deren Gösch, die in dieser Form als Flagge nie Verwendung gefunden hat.“

 

Eine Reaktion auf unsere Anfrage kam auch vom Betreiber der Clubs, wo der Türsteher im Nebenjob tätig ist - beziehungsweise war: „Wir können und wollen ihn vor diesem Hintergrund nicht weiterbeschäftigen“, sagte er. Er sei entsetzt über den Vorfall auf Mallorca. „Davon distanzieren wir uns natürlich.“

 

Zwar habe er aus linken Kreisen schon früher Hinweise auf rechtsextreme Aktivitäten des Mitarbeiters erhalten. In einem Gespräch habe dieser aber bekräftigt, dass er damit abgeschlossen habe. „Das haben wir erst mal akzeptiert. Man entlässt ja nicht sofort einen Mitarbeiter, der einen richtig guten Job macht“, so der Clubbetreiber.

 

„Das war ein Spitzenmitarbeiter“, sagt er. „Er hat seine rechte Gesinnung nie an der Tür gezeigt, davon war einfach nichts zu spüren. Er war immer neutral, freundlich, sehr professionell. Wir haben über ihn nie Beschwerden gehört.“ Der Vorfall auf Mallorca zeige nun aber, dass die rechten Aktivitäten offensichtlich keine Vergangenheit seien, sondern Gegenwart. „Und da sehe ich keinen Spielraum mehr. Wir sind politisch neutral."