Auf dem jüdischen Friedhof in Gotha sind 20 Grabsteine mit Nazi-Symbolen beschmiert worden. Nach Polizeiangaben waren unter anderem Hakenkreuze und SS-Runen mit schwarzer Farbe aufgemalt worden. Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung haben die Schmierereien am Mittwoch entdeckt. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe.
Jüdische Landesgemeinde bestürzt
Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, hat auf
die Schändung des Jüdischen Friedhofs bestürzt reagiert. Der Vorfall sei
einfach traurig, unverständlich und in dieser Größenordnung einmalig,
sagte er MDR THÜRINGEN. Schramm forderte, die Zivilgesellschaft dürfe
Antisemitismus nicht hinnehmen.
Der Gothaer Oberbürgermeister
Knut Kreuch (SPD) hatte am Mittwochabend beschämt auf die Schändung des
Jüdischen Friedhofs reagiert. Er bat die Stadtratsmitglieder, mit einer
Schweigeminute der Opfer der Judenverfolgung zu gedenken.
Auch
Landtagspräsident Christian Carius (CDU) hat sich bestürzt geäußert. Er
sagte, wer die Würde eines solchen Ortes mit einem so abscheulichen
Anschlag schände, stehe außerhalb der Werteordnung. Carius sprach der
Jüdischen Landesgemeinde seine tiefe Verbundenheit aus. Er sei
zuversichtlich, dass die Täter gefunden werden. Es müsse die ganze Härte
des Gesetzes angewandt werden.
Bereits vor neun Jahren wurde der
Jüdische Friedhof an der Eisenacher Straße geschändet. Damals war vor
dem 9. November ein Schweinekopf am Eingang aufgehängt worden und ein
Transparent, auf dem der Holocaust geleugnet wurde. Außerdem waren
Gläser mit Schweineblut über die Mauer geworfen worden. Ein Gothaer war
als Täter ermittelt und zu einer Geld- und Bewährungsstrafe verurteilt
worden. Einen weiteren Vorfall gab es im Jahr 2004. Damals waren 16
Grabsteine umgeworfen und teilweise beschädigt worden. In den
vergangenen Jahren gab es nach Angaben der Stadt keine Vorkommnisse. Der
Friedhof ist mit einer Mauer umgeben, das Tor ist verschlossen.