Kleines Anti-Knast-Camp in Hildesheim

Knast in Hildesheim - Eingang

Weil unsere Freundin Hanna seit Donnerstag Mittag wegen einer Anti-Atom-Aktion in Hildesheim eingesperrt wurde, organisierten wir ein kleines Anti-Knast-Camp direkt vor dem dortigen Frauenknast um die Öffentlichkeit über die Inhaftierung von Hanna und Atomtransporte aufzuklären und knast- und staatskritische Gespräche zu führen.

 

Die Anti-Atom-Aktivistin sitzt in Hildesheim eine Strafe ab, die wegen einer Ankettblockade eines Urantransports im Jahr 2012 in der Nähe der Urananreicherungsanlage in Gronau verhängt wurde. Amts-, Land- und Oberlandgericht hatten sie zu 110 Tagessätzen a 15 Euro verurteilt, der höchsten jemals wegen einer Ankettaktion verhängten Strafe. Davon wird sie einen Teil im Knast in Hildesheim absitzen.

 

Am Donnerstag Mittag zum Haftantritt waren spontan etwa 30 Personen gekommen, die Hanna bis in den Knasteingang begleiteten und danach noch Postkarten malten und direkt einwarfen. Es gab dabei sowohl Anti-Atom- als auch Anti-Knast-Transparente, auch wenn die Stimmung eher gedrückt war.

 

Wir blieben noch etwa, schlugen ein Zelt auf der Wiese schräg gegenüber vom Knasteingang auf und verteilten Flyer, die auf den Knastaufenthalt und die damalige Anti-Atom-Aktion hinwiesen und aufforderten, Postkarten und Briefe zu schreiben. Während der nächsten Stunden führten wir zahlreiche interessante Gespräche, zum Beispiel mit einer Person, die ehrenamtlich im Knast arbeitete und uns etwas über den Alltag dort erzählen konnte oder mit Leuten, die das völlig unverschämt fanden, einen Menschen für eine Uranzugblockade einzusperren und Hanna gern befreien wollten.

 

Nach einer ruhigen und milden Nacht (viel zu schön für einen solchen Anlass) kamen am Freitag morgen noch zwei Schulklassen vorbei – durchaus eine Herausforderung. Die jüngeren fragten, wie das mit dem Anketten funktioniere und mit den Älteren hatten wir ein spannendes Gespräch über Atomkraft, Staat und Utopie. Nach der konkreten Erläuterung der Hintergründe kamen wir nämlich recht schnell auf eine Grundsatzdebatte um Gesetzesverstöße Gewalt, Angemessenheit von Aktionen in verschiedenen Situationen, aber auch um Utopien. Nach der Abschaffung von Staaten wurden alternative lokale und thematische Organisationsansätze vorgeschlagen, so redeten wir auch darüber wie konkret Handys produziert werden könnten, ohne dass dabei Menschen ausgebeutet und Kriege geführt werden.

 

Erstaunt waren wir über die vielen positiven Rückmeldungen, so brachten uns einige Menschen Essen oder Kaffee vorbei, die spontan vorbei gekommen waren. Das hat uns darin bestärkt, dass es wichtig ist, Knäste zu thematisieren und in das gesellschaftliche Blickfeld zu rücken. Dafür braucht es oft nicht viel, ein Zelt mit vier Personen und ein paar Transparenten mitten in der Stadt vorm Knast war Anlaufpunkt genug.

 

Vergesst also nicht die Gefangenen, auch die nicht, die sich nicht entscheiden können und deren Aktionen sich nicht so gut für Öffentlichkeitsarbeit eignen. Schreibt Briefe und durchbrecht die Isolation! Freiheit für alle Gefangenen!

 

Mehr Infos zu Hanna und anderer Repression gegen Anti-Atom-Aktive: http://nirgendwo.info