Hassgrafiken für Höcke? Neonazi arbeitet für Thüringer AfD

Erstveröffentlicht: 
12.05.2017
  • AfD in Thüringen beschäftigt Mitarbeiter aus der rechtsextremen Szene
  • Grafiker und Mediengestalter der Fraktion soll in verbotenen Organisationen aktiv gewesen sein
  • Alternative für Deutschland räumt Neonazi "zweite Chance" ein

 

Die Thüringer AfD beschäftigt unter Björn Höcke jetzt sogar schon im Landtag Hardliner aus der rechtsextremen Szene. Wie Thüringen24-Recherchen ergeben haben, hat sich die Fraktion unlängst mit einem Mitarbeiter als Grafiker und Mediengestalter verstärkt, der unter anderem bei der verbotenen rechtsextremen Partei Nationalistische Front (NF) als Aktivist tätig gewesen sein soll. Als Musiker und Designer arbeitete er nachweislich mit dem Neonazi-Schlager-Idol Frank Rennicke ("Ich fei’re heut’ Adis Ehrentag, weil ich den Adolf gerne mag") zusammen. 

 

Mitglied der verbotenen Wiking-Jugend


Jetzt veröffentlichte der Blog Thüringenrechtsaussen weitere Hintergründe zur Person, die auch ein offizielles AfD-Parteimitglied ist. Demnach behauptet der Blog, dass der neue AfD-Mitarbeiter bis 1994 Mitglied der Wiking-Jugend war. Dabei handelt es sich um eine Neonazi-Vereinigung, die sich an der historischen Hitler-Jugend orientiert. Auch im Trommelzug bei der ebenfalls wegen ihrer rechtsextremen Ausrichtung verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) soll der Alternative-Neuzugang laut Thüringenrechtsaussen aufgetreten sein. 

 

Grafiken für die extrem rechte Szene


Dass der AfD-Mitarbeiter wohl einen Faible für die Geschichte des Dritten Reiches hat, wird aus der Liste an Werken ersichtlich, für deren Cover er nachweislich verantwortlich zeichnet: "Reichsminister Rudolf Heß", "Hitlers Traumschiffe" oder etwa bei dem geschichtsrevisionistischen Werk "Kriegsschuld 1939 - 1941; Der Schuldanteil der anderen". Für den mittlerweile indizierten Tonträger "Frank Rennicke - Sehnsucht nach Deutschland" lieferte der ehemalige Neonazi-Funktionär nicht nur das Cover, er wird dort auch unter "Vocals, Voice, Piano" aufgeführt. Ebenfalls musikalisch und am Cover beteiligt ist er auf Rennickes verbotenem Album "Ich Bin Nicht Modern - Ich Fühle Deutsch". 

 

Ist er die Quelle für NS-Symbolik auf Höckes Plakaten?


In den vergangenen Monaten setzte Björn Höcke zunehmend aufwendigere Grafiken in den Sozialen Medien ein, um politische Botschaften im Netz zu verbreiten. Bemerkenswert sind zwei Bilder, die auffällige Ähnlichkeit zu Stereotypen aus der rechten Szene haben.

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Posted by Björn Höcke on Montag, 6. Februar 2017

Am 6. Februar veröffentlichte Björn Höcke eine Grafik, die den SPD-Politiker Martin Schulz als Dagobert Duck zeigt. Auffällig sind seine Goldzähne und die stilisierte Hakennase. Es handelt sich dabei um antisemitische Klischeebilder, die häufig mit der verschwörungstheoretischen Kritik einer angeblichen jüdischen Weltfinanzherrschaft einhergehen.

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Posted by Björn Höcke on Freitag, 7. April 2017

Fragen wirft auch das Poster auf, mit dem die Thüringer AfD unter dem Landesvorsitzenden für die Demonstration am 1. Mai in Erfurt warb. Am 8. April veröffentlichte Höcke eine Grafik auf der die Silhouette eines Malers zu sehen ist, der eine Schirmmütze trägt. Der Umriss eines SA-Mannes mit zur Uniform zugehöriger Mütze? Und wenn ja, ist dies die Handschrift des Grafikers aus der rechten Szene? 

 

Konfrontierte AfD-Fraktion reagiert mit Gelächter


Im Landtag sprach am 5. Mai der Abgeordnete Steffen Dittes (Die Linke) das mutmaßlichen SA-Männchen an und erntete nur Gelächter. Der AfD-Politiker Stefan Möller erhielt einen Ordnungsruf, weil er Dittes eine "Vollmeise" unterstellte. 

 

Hat Höckes Grafiker Kontakte ins NSU-Umfeld?


Wird es noch brisanter? Auf Thüringen24-Anfrage erklärt Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus und Obfrau der Linksfraktion im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss, dass ihr weitere Hinweise über Verstrickungen ins rechte Milieu vorliegen. So verfüge der AfD-Mitarbeiter über mögliche “Kontakte ins NSU-Unterstützernetzwerk, unter anderem zum im NSU-Prozess angeklagten André Eminger". 

 

Auf Neonazi-Treffen mit dem NSU-Unterstützer


Er habe einen "extrem rechten Hintergrund" und soll laut den Informationen von König-Preuss beispielsweise im Jahr 2003 an einem Treffen der Artgemeinschaft teilgenommen haben. Dabei handele es sich um eine "neonazistisch-völkische Organisation, gegründet von einem SS-Mitglied und bis zu seinem Tod geleitet von Jürgen Rieger, dem ehemaligen stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzenden", erklärt König-Preuss. An diesem Treffen in Nordthüringen hätten sich mehrere Hundert Neonazis, darunter auch der mutmaßliche NSU-Unterstützer André Eminger sowie diverse Holocaust-Leugner beteiligt. Wie gut und ob sich Eminger und der Mitarbeiter tatsächlich kannten, darüber liegen die Linken-Landtagsabgeordneten König-Preuss jedoch keine Informationen vor. 

 

AfD-Sprecher: "Jeder hat eine zweite Chance verdient"


Obwohl der Mitarbeiter für die Landtagsfraktion arbeitet, sieht sich zunächst der Landesverband der Alternative für eine Stellungnahme zuständig. Auf Thüringen24-Anfrage, was man innerhalb der Partei über die Vergangenheit der Person wisse, antwortet Torben Braga, Sprecher der Thüringer AfD: "Jeder hat eine zweite Chance verdient." Zu den erhobenen Vorwürfen äußerte er sich nicht, ebenso wie zum Beginn der Arbeit für die Fraktion.

 

AfD-Sprecher Braga bestätigt, dass der betreffende Mitarbeiter offizielles AfD-Mitglied ist und man ihn "ausschließlich als überzeugten Demokraten kennengelernt" habe und man "keinerlei Zweifel an seinem Einsatz für die freiheitlich-demokratische Grundordnung" hat.