Thessaloniki - Kampf um den Sonntag

Gewerkschaft des Einzelhandels (Plakat von Anarchosyndikalisten)

In Griechenland werden weitere Sparmassneahmen durchgesetzt. Rentenkürzungen um bis zu 18% und deutliche Senkung des Steuerfreibetrags auf unter 500 Euro im Monat. Dazu gehen die Privatisierungen ungehindert weiter, erst kürzlich wurde der Hafen Thessalonikis an internationale Investoren verkauft. Zeitgleich finden auch Arbeitskämpfe, in unterschiedlichen Bereichen statt. Aktuell wird um den Sonntag als Ruhetag gekämpft.

 

Am Sonntag den 07. Mai trafen sich rund 300 Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen im Zentrum Thessaloniki, unweit der Ayia Sofia Kirche, um gegen die Ausweitung der Sonntagsöffnungen im Einzelhandel zu protestieren. Ein anarchosyndikalistisches Bündnis hatte im Vorfeld eine flächendeckende Plakatieraktion im gesamten Innenstadtbereich durchgeführt (siehe Bild) und somit mein Interesse geweckt. Zumindestens drei Unterschiedliche Gruppen blockierten an diesem Sonntag die Eingänge von zwei H&M Fillialien und eines weiteren Einzelhandels. Bei den Blockaden wurde denjenigen die zu dieser Zeit einkaufen wollten der Eintritt verwehrt, dabei kam es auch gelegentlich zu kleineren Raufereien. Mit Transparenten und Fahnen standen die Menschen vor den Eingängen und verteilten Flyer an die Passant_innen um ihre Aktion zu erklären. "Sonntag ist dafür da, um mit der Famillie spazieren zu gehen, so sollte das sein" sagte mir Jorgus von der Einzelhandelsgewekschaft während der Blockade eines H&M und zeigte dabei auf eine Famillie. "Oder mit Freunden Kaffee trinken... Es ist nicht das grösste Problem hier in Griechenland, aber so funktioniert das. Erst waren es sieben Sonntage und jetzt sollen das 52 werden, dazu kürzen sie bei der Rente und erhöhen die Steuern." Die Strasse ein Stück weiter Richtung Osten sind nur noch die Spuren des Protests des Anarchosyndikalistischen Bündnisses zu sehen. Vor dem Eingang einer weiteren H&M Filliale steht mit weisser Farbe "Niemals an Sonntagen - ESE" (ESE - Anarchosyndikalistische Gewerkschaft) geschrieben und es liegen noch ein paar Flyer auf dem Boden, die vom Wind langsam durch die Strasse geweht werden. Am Abend treffe ich einen der Aktivisten, "Das ist nur symbolischer Protest, wirklich bringen kann das nichts, aber es geht darum zu sensibilisieren und zu zeigen das wir da sind. Viele Leute sehen das so wie wir, die meisten haben jedoch Angst ihren Job zu verlieren." Vor einer Woche war der erste Mai, der Tag geht auf Arbeitskämpfe 1886 in Chicago zurück, bei denen eine zentrale Forderung der 8 Stunden Tag war. "Heute, im Jahr 2017 in Griechenland ist das der gleiche Kampf, es geht gerade um den Sonntag, aber im Prinzip ist das das gleiche."

 

 

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