Widerständige Cliquen - Leipziger Schulmuseum zeigt Ausstellung zu jugendlichen NS-Gegnern

Erstveröffentlicht: 
14.03.2017

Während sich viele Jugendliche im Nationalsozialismus in Hitler-Jugend und BDM zwängen ließen, gab es auch einige wenige, die ihre Freizeit lieber selbst gestalten wollten. Eine Ausstellung im Schulmuseum nimmt die Widerständigen in den Fokus.

 

Leipzig. In den 1930 Jahren waren sie der Schrecken von Hitler Jugend (HJ) und Bund Deutscher Mädchen (BDM): die Mitglieder der aus dem Arbeitermilieu stammenden Bündischen Jugend. Entgegen der Vorgaben der Nationalsozialisten organisierten sie sich lieber in eigenen Stadtteilcliquen, unternahmen Ausflüge, verbrachten ihre Freizeit zusammen – ließen sich einfach nicht in HJ oder BDM zwängen. Mehr als 20 solcher später von der Gestapo als „Leipziger Meuten“ verunglimpften Jugend-Gruppen gab es in den 1930er Jahren allein in Leipzig. Viele von ihnen engagierten sich auch aktiv gegen die Nationalsozialisten, lieferten sich offene Kämpfe mit der HJ, attackierten deren Gebäude oder andere Einrichtungen der NS-Administration. Ab 1938 begannen Schauprozesse gegen die „Leipziger Meuten“, wurden Jugendstraflager eingerichtet, in denen deren Mitglieder interniert wurden.

 

Eine Ausstellung im Leipziger Schulmuseum widmet sich nun explizit den Freiheitsbestrebungen sächsischer Jugendlicher während der NS-Diktatur. „Ausgehend von Leipzig zeigt die Ausstellung bislang wenig bekannte oder völlig neu entdeckte Beispiele von Jugendgruppen, die zwischen 1933 und 1945 gegen die Nationalsozialisten in Sachsen aufbegehrten. Texte, Bilder und Dokumente machen deutlich, wie vielfältig die Formen von gruppenbezogener Nichtanpassung, Opposition und Widerstand waren“, heißt es in der Ankündigung.

 

Die Zusammenstellung widmet sich vorrangig an Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren und soll aufzeigen, dass Widerstand keine Sache übernatürlicher Helden sei, sondern auch im Kleinen, in der Nachbarschaft, an Orten, an denen man es bislang nicht vermutete, stattgefunden haben. Die Veranstalter wollen auch der sich wieder verbreitenden Glorifizierung des Nationalsozialismus unter Jugendlichen entgegenwirken. „Eines der Ziele der Ausstellung ist es daher auch, zur Entmythisierung dieses Abschnitts sächsischer Geschichte beizutragen, um zu zeigen, wie sich damals Jugendliche erfolgreich dem NS-Regime entzogen haben“, so die Ankündigung.

 

Die Ausstellung im 3. Obergeschoss des Schulmuseums (Goerdelerring 20) wird am Mittwoch um 16 Uhr feierlich von Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD), dem Kuratoren Sascha Lange sowie von Schulmuseums-Leiter Thomas Töpfer eröffnet. Bis zum 13. Mai sind die Schautafeln an dieser Stelle in der Messestadt zu sehen, im Anschluss geht die Ausstellung auf Reisen durch andere Museen der Republik.