Anton Rosinke (1881-1937) - Zum 80. Jahrestag seiner Ermordung durch GeStaPo-Folter im Düsseldorfer Polizeipräsidium am 14. Februar 1937

Anton Rosinke: "Verzage nicht, noch bange. Am Anfang war die Tat."

Wer war Anton Rosinke? Oder: Der anarchosyndikalistische Widerstand gegen den Faschismus in Düsseldorf.

Am: Dienstag, 14. Februar 2017 // Was: Gedenkveranstaltung mit Vortrag | Diskussion // Beginn: 19:30 Uhr // Ende: 22:00 Uhr // Eintritt: Frei – Spenden willkommen // Ort: FAUD-Lokal „V6“, Volmerswerther Straße 6, 40221 Düsseldorf

Vorwort: Warum überhaupt dieser Artikel? Was soll uns eine Geschichte, die nun 80 Jahre und länger her ist, heute überhaupt noch interessieren? Nun, wir von der FAUD haben weder ein Interesse an einem unnützen Personenkult noch an einem rein geschichtlichen Rückblick. Uns geht es vielmehr um einen „Blick zurück nach vorn“. In diesem Sinne hoffen wir euch mit diesem Artikel Lust auf mehr zu machen. Und vielleicht kennt ihr ja auch den Spruch: „den Anfängen wehren“ – mit einem Blick auf die Entwicklungen in Europa und Global sind wir schon über den Punkt der „Anfänge“ hinaus – es geht unserer Meinung nach darum, möglichst bald Strategien zu entwickeln, die einer weiter eskalierenden Situation angepasst sind.

 

Anton Rosinke (geb. 1881) kam in jungen Jahren aus Ostpreußen mit seinem Bruder als Wanderarbeiter nach Düsseldorf-Gerresheim und arbeitete unter anderem als Fabrikarbeiter bei den Mannesmann Stahlwerken. Als gelernter Schmied, Wanderarbeiter und in Düsseldorf dann als Fabrikarbeiter gehörte es zu seiner Identität, sich als Proletarier zu verstehen. Zuerst in der SPD organisiert, suchte er schon vor dem 1. Weltkrieg Kontakt zu anarchistischen Kreisen, die er lokal schon bald mit zu prägen begann. Schon bald geriet er in das Visier der politischen Polizei und stand früh unter einer dauernden Überwachung. Wegen der in anarchistischen Kreisen und in der Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften (der Vorläufer Organisation der späteren FAUD) strikten Ablehnung des Krieges wurde Anton schon am 1. August 1914 in der Ulmer Höhe inhaftiert. Nach dem Krieg setzte er seine anarchistischen und syndikalistischen Aktivitäten innerhalb der Neugegründeteten FAUD und der FAKD fort.


Kurze Phase der Republik

 

Über eine Beteiligung Antons an der Märzrevolution ist uns nichts bekannt. Das er diese untätig an sich hat vorüber gehen lassen ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Wenn auch unbestritten der Schwerpunkt der Revolution im Ruhrgebiet lag, so hatte sie doch auch nicht unwesentlichen Einfluss auf Düsseldorf. So hatte Düsseldorf zum Beispiel zwischenzeitlich eine Arbeiterwehr mit mehr als 1000 bewaffneten Arbeitern. Belegt sind aber viele andere Aktivitäten Antons. So unterstützte er die Bewegung der weltlichen Schulen (Sammelschulen), und zusammen mit seiner ältesten Tochter freie Kinder- und Jugendgruppen. Die „Freie Sängergemeinschaft“, in der Anton aktiv war, bezahlte jahrelang einen Musiker und Komponisten und trat für die „Siedlung Freie Erde“ (Düsseldorf-Eller) beim Unterbacher See auf.

 

Faschismus und Widerstand

 

Schon seit Anfang der 1920er Jahre hatten Mitglieder der FAUD in den wichtigsten Zeitungen der Bewegung den Faschismus analysiert und zu Gegenmaßnahmen aufgerufen. Von den etatistischen Strömungen der Arbeiterbewegung ignoriert und isoliert kam die FAUD schon in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zu dem Schluss, dass der Faschismus in Deutschland nicht mehr aufzuhalten sei. Ein kommender Krieg wurde von ihnen ebenso erwartet wie zahlreiche anti-jüdische Pogrome.

 

Die auf wenige Tausend Mitglieder geschrumpfte anarchosyndikalistische Bewegung in ganz Deutschland Anfang der 30er Jahre richtete sich auf Widerstandshandlungen gegen den Nationalsozialismus im Untergrund ein. In Düsseldorf war die Bewegung auf unter 500 Militante zusammengeschrumpft. Die Möglichkeiten zum Widerstand darum extrem eingeschränkt. Im wesentlichen ging es nur noch darum, Fluchtwege ins Ausland zu unterhalten, sowohl Informationen aus Deutschland heraus als auch nach Deutschland hinein zu schmuggeln und jede Gelegenheit für Anti-Nazi-Propaganda zu nutzen, die sich bietet.

Anton stürzte sich in die notwendige Arbeit. Eine erste Haft 1934 mahnte zu noch größerer Vorsicht, konnte aber weder ihn noch seine Mitstreiter*innen in der FAUD bremsen. Die Spanische Revolution, die im Sommer 1936 begann, führte in der aussichtslosen Situation, in der sich die Kolleg*innen der FAUD befanden, noch einmal zu einem kleinen Hoffnungsschimmer. So begannen sie nicht nur Informationen über Spanien zu verbreiten, sondern auch Gelder für den Kampf in Spanien zu Sammeln.

 

Das Ende

 

Leider rückte die anarchosyndikalistische Bewegung immer mehr in das Blickfeld des Nazistaates und seiner Repressionsorgane. Im Dezember 1936 wurde die FAUD Gruppe in Mönchengladbach aufgrund von Spitzelaussagen aufgerollt. Bis zum März 1937 folgten Festnahmen von über 100 rheinischen Anarchosyndikalisten*innen in 11 Städten. Darunter auch Anton Rosinke. Schon vor seiner Verhaftung Ende Januar war er in unter Folter erpressten Aussagen Anderer als eine treibende Kraft im Widerstand belastet worden. In Gestapo-Haft war er als altbekannter Militanter Misshandlungen und Folter ausgesetzt. Anton Rosinke starb an den folgen der Misshandlungen und Folter am 14.02.1937 im Düsseldorfer Polizeipräsidium.

 

Gedenken statt vergessen

 

Zwar schrieb ein Stadtführer des DGB über „Verfolgung und Widerstand 1933-1945“ in Düsseldorf 1989 von der anarcho-syndikalistischen Bewegung als „… eine(r) lebendige(n) politisch-soziale(n) Kultur mit zahlreichen Organisationen, die dem sozialdemokratischen oder kommunistischen Milieu durchaus vergleichbar war“. Doch blieb der anerkennenswerte Respekt des DGB ohne weitere Resonanz. Die Feststellung der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf auf ihrer Webseite: „Nach dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 setzte die Verfolgung der Anarchisten durch die Nationalsozialisten mit aller Härte ein. Der bekannte Anarchist Anton Rosinke wurde 1937 verhaftet und im Polizeipräsidium ermordet“ liefert Stichworte, die aufgegriffen werden können. Das soll nun in diesem Jahr anlässlich des 80. Todestag von Anton Rosinke passieren. Sein Schicksal soll stellvertretend für die Vielen zur Sprache kommen, welche in „Voruntersuchungen“ der Gestapo, in der Psychiatrie oder KZ-Haft ums Leben kamen.

 

Folgende Veranstaltungen von verschiedenen Initiativen werden 2017/18 noch stattfinden (achtet auf weitere Ankündigungen):

  • Am Jahrestag der Ermordung Anton Rosinkes, Dienstag, dem 14. Februar, um 19:30 Uhr findet eine kleine Gedenkveranstaltung mit Vortrag in den Räumen der FAUD auf der Volmerswerther Str. 6 statt.
  • Im Sommer (7.7.17) gibt es die Chance auf die Setzung eines Stolpersteins, der beantragt ist.
  • Für den Herbst ist eine große Gedenkveranstaltung, u.a. durch die Mahn- und Gedenkstätte geplant.
  • Im Jahr 2018 soll eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Biographie von Anton Rosinke erscheinen.